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David Kriegleder, Die Integral-Theorie Ken Wilbers ... - Integral World

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Gleichgewichts, der durch gesellschaftliche Vollkommenheit, Harmonie und maximales Glück<br />

der Individuen charakterisierbar ist. In diesem vorausgesagten Endzustand vollzieht sich<br />

schließlich auch der Übergang von kriegerischen zu industriellen Gesellschaften, wobei die<br />

Individuen in letzteren vom kollektiven Überlebenszwang befreit endlich ihr persönliches<br />

Freiheitspotential ausschöpfen könnten.<br />

Woher aber stammt die Tendenz zur immer weiteren Differenzierung und wie lässt sich dieser<br />

selbstangetriebene Prozess seinerseits erklären? Spencer kommt zur Einsicht, dass jede<br />

Einzelursache Veränderungen in mehreren Bereichen bewirkt und formuliert daraus das „Prinzip<br />

der Vervielfältigung der Wirkungen“, wonach alle Naturereignisse, menschliche Erfindungen,<br />

neue gesellschaftliche Einrichtungen usw. immer eine Vielzahl an Folgen haben. 49 In seinen<br />

späteren Arbeiten glaubte Spencer noch ein tieferen Grund für diese selbstorganisierende Tendenz<br />

gefunden zu habe, und zwar in der „Unbeständigkeit des Homogenen.“ 50<br />

Neben seinem Fortschrittspostulat ist vor allem Spencers „Organismusanalogie“ in die<br />

Geschichte der Soziologie eingegangen. <strong>Die</strong>se sagt jedoch nicht aus – wie häufig behauptet - dass<br />

das Soziale auf das Biologische reduzierbar sei, sondern dass das ganze Universum wie ein<br />

gigantischer Organismus zu verstehen ist. <strong>Die</strong> menschliche Gesellschaft verhalte sich dabei<br />

ähnlich wie ein biologischer Organismus: Angetrieben und gesteuert durch die unsichtbare Hand<br />

der Evolution setzt sich langfristig das durch, was in einer Welt der Ressourcenknappheit und des<br />

Bevölkerungsdrucks am besten zum Überleben des Organismus/der Gesellschaft beiträgt. Durch<br />

die Popularisierung des Evolutionsbegriffs in Hinblick auf die Gesellschaft und seine (nicht<br />

Darwins) Formulierung vom „Survial of the Fittest“ wird Spencer bis heute zu den Gründern des<br />

„Sozialdarwinismus“ gezählt, wenngleich seine <strong>Theorie</strong>n oft nicht mit dem übereinstimmen, was<br />

man sonst unter diesem Begriff versteht.<br />

49 Ebd. S.15.<br />

50 Vgl. Spencer, 1905, S.102.<br />

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