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David Kriegleder, Die Integral-Theorie Ken Wilbers ... - Integral World

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etwa in Form molekularer Selbstorganisation etc. 71 Ebenso umstritten ist die Frage, ob<br />

erbarmungslose Konkurrenz und Überlebenskampf in Sinne Darwins und Dawkins die treibende<br />

Muster der Evolution darstellen, oder ob nicht auch - wie von Charles Sanders Peirce abstrakt<br />

impliziert und von den Biologen Lynn Margulis, W.D. Hamilton und Robert Wright behauptet –<br />

Symbiose, Kooperation und Altruismus eine nicht zumindest ebenso bedeutende Rolle für die<br />

Weiter- bzw. „Höherentwicklung“ spielen. 72<br />

Ähnlich kontrovers verhält es sich mit Idee des „Lamarckismus“, jener etwa 60 Jahre vor Charles<br />

Darwin publizierten Evolutionstheorie des Zoologen und Botanikers Jean-Baptiste de Lamarck,<br />

der unter anderem davon ausging, dass zu Lebzeiten „erlernte“ und „angeeignete“ Eigenschaften<br />

eines Organismus ebenfalls vererbt werden können. <strong>Die</strong>se Auffassung galt praktisch das ganze 20.<br />

Jahrhunderts als überholt und widerlegt, was Theoretiker wie Jürgen Habermas zur Feststellung<br />

verleitete, der größte Unterschied zwischen und biologischer und soziokultureller Evolution sei<br />

die Tatsache, dass letztere lamarckistisch funktioniere. 73 Durch die neuesten Erkenntnisse im<br />

Bereich der Epigenetik sind jedoch seit einigen Jahren zumindest Teile des biologischen<br />

Lamarckismus plötzlich wieder salonfähig 74 , während umgekehrt einige handlungstheoretische<br />

Zugänge in der Sozialwissenschaften der gesellschaftlichen Evolution das lamarckische Element,<br />

also die Lernfähigkeit im engeren Sinn, absprechen. 75<br />

1.3.4. Der multievolutionäre Zugang Gerhard Vowinckels<br />

Da die neoevolutionistischen Versuche, das menschliche (Sozial-)Verhalten und seine<br />

soziokulturelle Entwicklung auf rein biologischer Ebene erklären zu wollen, von Beginn an mit<br />

gravierenden Problemen und Unzulänglichkeiten konfrontiert waren, entstand in den späten 70er<br />

und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts die sogenannte „Dual Inheritance“ bzw. „Gene-Culture<br />

Coevolution“- <strong>Theorie</strong>. Als Bindeglied zwischen der Sozialwissenschaft und der Soziobiologie<br />

betrachtet sie das menschliche Verhalten als Produkt von zwei verschiedenen Prozessen: Der<br />

genetischen und der kulturellen Evolution. Das menschliche Bewusstsein wird dabei als ein durch<br />

evolutionäre Selektion herausgebildetes „Werkzeug“ verstanden, dessen Fähigkeit zur<br />

Speicherung und Übermittlung kultureller Information Überlebensvorteile für den Menschen<br />

71<br />

Siehe etwa: Kauffman, 1993.<br />

72<br />

Vgl. Goudsblom, 2003, In: Meleghy/Niedenzu(Hrsg), S.180; sowie Wright, R. 2001, S.234.<br />

73<br />

Habermas 1976, S. 109.<br />

74<br />

“Why Genes aren’t destiny” – Time magazin, 18.01. 2010, S.23.<br />

75<br />

Kappelhoff, 2001, S.28.<br />

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