David Kriegleder, Die Integral-Theorie Ken Wilbers ... - Integral World
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2. <strong>Die</strong> <strong>Integral</strong>-<strong>Theorie</strong> <strong>Ken</strong> <strong>Wilbers</strong><br />
2.1. Einführung<br />
Wer ist <strong>Ken</strong> Wilber? Auf diese Frage stößt man unweigerlich, wenn man seinen Namen und die<br />
<strong>Integral</strong>-<strong>Theorie</strong> im europäisch-universitären Bereich erwähnt. Trotz seiner unzähligen und<br />
weltweit übersetzten Veröffentlichungen ist <strong>Wilbers</strong> Arbeit in deutschsprachigen Universitäten<br />
und Medien praktisch nicht präsent – bekannt ist er allenfalls einigen Psychologen, die ihn als<br />
Exponenten der Transpersonalen Psychologie betrachten. 159 <strong>Die</strong> Gründe dafür sind vielfältig und<br />
liegen für den Wilber-Biographen Frank Visser (2002) vor allem darin, dass Wilber Mystiker und<br />
Wissenschaftler zugleich ist und beide Eigenschaften sein Werk durchziehen. <strong>Die</strong> etablierte<br />
akademische Welt "verdächtigt ihn des Einschmuggelns von Religion in die Welt der<br />
Wissenschaft, den spirituell Orientierten ist er zu abstrakt und zu wissenschaftlich (…)" 160<br />
Liest man sein umfangreiches Werk, so lässt sich der 1949 geboren <strong>Ken</strong>neth Earl Wilber wohl am<br />
ehesten als "Bewusstseinsforscher" und “Kulturphilosoph“ beschreiben. Wilber, dessen<br />
akademischer Hintergrund ursprünglich im Bereich der Biologie und der Chemie liegt, begann in<br />
den frühen 1970er Jahren verschiedenste entwicklungspsychologische Modelle der westlichen<br />
Psychologie mit fernöstlicher Philosophie zu verbinden, was zur Publikationen seines ersten und<br />
auf große Aufmerksamkeit stoßenden Buches „The Spectrum of Consciousness“ (1973) führte.<br />
Nach einigen weiteren Buchveröffentlichung im Bereich der Entwicklungspsychologie und der<br />
Religionssoziologie folgte eine langjährige Schaffenspause, in der er zurück gezogen und<br />
autodidaktisch an seinem schließlich 1995 veröffentlichten Hauptwerk „Eros, Kosmos, Logos“<br />
arbeitete, in dem erstmals seine auf der Synthese von unterschiedlichen Systemtheorien mit der<br />
westlichen und östlichen Philosophie und Ideengeschichte basierende „<strong>Integral</strong>e <strong>Theorie</strong>“<br />
vorstellte. Es folgten weitere Publikationen in denen sich Wilber verstärkt den geschichts- und<br />
sozialwissenschaftlichen Implikationen seines <strong>Theorie</strong>gebäudes widmete, sowie die Arbeit an<br />
einem zweiten großen Hauptwerk, von dem bis dato jedoch nur Fragmente publiziert wurden. 161<br />
Bei seinem Versuch, durch die Vernetzung verschiedenster Wissenschaftsdisziplinen eine<br />
„ungefähre Landkarte“ der gesamten Wirklichkeit und somit eine Meta-<strong>Theorie</strong> samt neuem<br />
epistemologischen Paradigma zu etablieren, geht Wilber methodisch in drei Schritten vor:<br />
159<br />
Wiewohl sich Wilber selbst dieser Forschungsrichtung nicht (mehr) zugehörig fühlt.<br />
160<br />
Visser, 2002, S.11.<br />
161<br />
Siehe Wilber, 2006a.<br />
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