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David Kriegleder, Die Integral-Theorie Ken Wilbers ... - Integral World

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(bzw. der daraus entstandenen „synthetischen/neodarwinistisichen <strong>Theorie</strong>) und der<br />

sozialwissenschaftlichen <strong>Theorie</strong>bildung gefunden werden, daher: ob biologisch-evolutionäre<br />

Erkenntnisse bei der Erklärung menschlicher Gesellschaften von Nutzen sein können. Für<br />

Sarkany/Somlai kann dies in zwei Bereichen geschehen 62<br />

: Einerseits auf der Mikroebene<br />

individueller Verhaltensstrukturen. Das bedeutet, dass das der allgemeinen Evolutionstheorie<br />

zugrunde liegende Menschenbild als quasi anthropologische Ausgangslage für die Genese<br />

humantypischer Sozial- und Politikstrukturen verstanden werden kann. Andererseits kann das<br />

klassische Darwin’sche Evolutionsparadigma auf die allgemeine <strong>Theorie</strong> sozialen Wandels<br />

angewandt werden – insbesondere bei der Betrachtung der Frage, inwieweit Mechanismen wie<br />

Mutation und Selektion auch bei der Beschreibung langfristigen gesellschaftlichen und<br />

kulturellen Wandels anwendbar sind bzw. was deren Äquivalente sein könnten.<br />

Interdisziplinäre Vorstöße dieser Art gab in den letzten Jahren häufig, wobei sowohl<br />

evolutionsbiologische Erkenntnisse auf die Sozialwissenschaft übertragen wurden als auch<br />

umgekehrt. Aus biologischer Sicht wurde die Diskussion maßgeblich durch den Neodarwinisten<br />

Richard Dawkins ins Rollen gebracht, der in seinem Bestseller „The Selfish Gene“ (1976)<br />

erstmals den Begriff des „Meme“ verwendete. Ein „Meme“ ist nach Dawkins analog zum „Gen“<br />

eine kulturelle Informationseinheit (z.B. eine Idee, ein Symbol, ein Brauch, eine Ideologie etc.)<br />

die von Mensch zu Mensch übertragen werden kann und somit als Träger und Replikator<br />

kultureller Information fungiert. <strong>Die</strong> Einführung des Meme-Begriffs führte in den letzten 20<br />

Jahren zu einer Reihe an unterschiedlichen „memetischen“ <strong>Theorie</strong>n, auf die im Rahmen dieser<br />

Arbeit nicht genauer eingegangen werden kann. 63 Auch wenn sich Richard Dawkins in späteren<br />

Arbeiten von allzu reduktionistischen Vergleichen zwischen „Gen“ und „Meme“ (und somit von<br />

biologischer und kultureller Evolution) distanzierte, ist doch wichtig, dass seine Argumentation<br />

von vorhinein unterstellte, dass kulturelle Evolution in weitreichender Homologie zur<br />

biologischen Evolution verstanden werden muss. 64<br />

Als kurzes Beispiel für eine Weiterführung dieses Gedankens aus soziologischer Sicht könnte<br />

man den vergleichenden Ansatz des Soziologen Johan Goudsblom anführen. 65<br />

Auch ohne<br />

Verwendung des „Meme“-Begriffs vertritt Goudsblom die These, dass die historischen<br />

Innovationen des Menschen (z.B. Beherrschung des Feuers, die Entstehung von Ackerbau und<br />

Viehzucht, Erfindung der Schrift etc.) mit den Mechanismen der biologischen Mutation<br />

62<br />

Meleghy/Niedenzu, Einleitung S.13.<br />

63<br />

Wobei ich den Begriff in Kapitel 3 bei der Vorstellung des „Spiral-Dynamics“ - Modells nochmals aufgreifen<br />

werde.<br />

64<br />

Peter Kappelhoff, 2001, S.24.<br />

65<br />

Goudsblom, 2003, In: Meleghy/Niedenzu (Hrsg), S.189/S.193.<br />

24

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