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Lesekompetenz gehörloser und schwerhöriger ... - Sonos

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Entwicklung in einem Forschungsprojekt untersucht worden (Prillwitz & Wudtke 1988). LBG<br />

ist ein System, in dem die Lautsprache mit Gebärden begleitet wird. Bereits Anfang der<br />

1980er Jahre hat es in der Hörgeschädigtenpädagogik vermehrte Akzeptanz gewonnen, als<br />

führende Vertreter des Fachs sich zur „Flexibilität des gleichzeitigen Einsatzes beider<br />

Kommunikationssysteme von Lautsprache <strong>und</strong> Gebärde“ bekannt hatten (Braun et al. 1982,<br />

4). Dabei ist allerdings dessen kommunikativer Aspekt betont worden, wohingegen „im<br />

Sprachunterricht (...) der Gebärdengebrauch eingeschränkt werden [sollte], um die<br />

Konzentration auf die Formenbestände der Lautsprache zu gewährleisten“ (Braun et al. 1982,<br />

16). Mit der Einrichtung des Hamburger Bilingualen Schulversuchs wird ab 1992 in der<br />

Hamburger Gehörlosenschule ein zweisprachiger Unterricht durchgeführt, in dem DGS <strong>und</strong><br />

deutsche Laut- <strong>und</strong> Schriftsprache erstmals als gleichwertige Bestandteile des<br />

Sprachunterrichts behandelt werden. Damit wird in der deutschen Hörgeschädigtenpädagogik<br />

die Erkenntnis der linguistischen Eigenständigkeit der Gebärdensprache umgesetzt, die von<br />

Stokoe (1960) in den USA formuliert worden ist <strong>und</strong> von Prillwitz (1985) auf die Deutsche<br />

Gebärdensprache übertragen wird. Dieser damals vehement kritisierte Ansatz ist nur unter den<br />

Bedingungen eines Schulversuchs ermöglicht worden, bei dem evaluiert wird, ob er<br />

gehörlosen <strong>und</strong> hochgradig schwerhörigen Kindern in ihrer Entwicklung nützt (Wempe<br />

1993). Dafür ist zwangsläufig ein Vergleich mit gehörlosen <strong>und</strong> schwerhörigen SchülerInnen<br />

nötig, die unter den hierzulande dominierenden nicht-bilingualen Bedingungen unterrichtet<br />

werden, weswegen eine Reihe von Arbeiten zum Hamburger Schulversuch nicht nur die<br />

Versuchsklasse evaluiert, sondern auch Werte in Vergleichsgruppen mit gehörlosen,<br />

schwerhörigen <strong>und</strong> hörenden Kindern ermittelt (Bizer & Karl 2002, Günther 1999, Günther &<br />

Schäfke 2004, Hennies 2004, Schäfke 2005a).<br />

Die Begleitforschung zum Hamburger Bilingualen Schulversuch <strong>und</strong> zum ab 2001 laufenden<br />

Berliner Bilingualen Schulversuch (Günther & Hennies 2007a) hat sich dabei an aktuellen<br />

Ansätzen der empirischen Bildungsforschung orientiert. So ist in diesem Zusammenhang vom<br />

Autor der vorliegenden Studie auch die erste Untersuchung zur <strong>Lesekompetenz</strong><br />

hörgeschädigter bilingualer <strong>und</strong> nicht-bilingualer SchülerInnen mit Aufgaben der PISA-<br />

Studie durchgeführt worden (Hennies et al. 2004, Hennies 2004, 2006c). Wegen der<br />

Einbeziehung solcher Ansätze <strong>und</strong> der Ausweitung der Untersuchungsgruppen auf nichtbilinguale<br />

hörgeschädigte SchülerInnen können die dabei gewonnenen Ergebnisse auch über<br />

die Untersuchung des bilingualen Unterrichts hinaus für die Hörgeschädigtenpädagogik von<br />

Nutzen sein. Denn sie liefern Hinweise für einen empirisch f<strong>und</strong>ierten didaktischen <strong>und</strong><br />

methodischen Umgang mit Verfahren der aktuellen empirischen Bildungsforschung.<br />

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