Entwicklung der Landschaft - Alte Salzstrasse
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152 <strong>Landschaft</strong>sgeschichte „Berggeschrey...“<br />
153<br />
Abb.: Unterer Großhartmannsdorfer Teich –<br />
Blick zum Damm mit den Betriebsgebäuden<br />
<strong>der</strong> Bereichsstaumeisterei Revierwasserlaufanstalt<br />
erhöhte sich <strong>der</strong> Bedarf an Oberflächenwasser<br />
noch weiter, <strong>der</strong> Grabenbau wurde<br />
noch mehr intensiviert – und damit die<br />
Trockenlegung <strong>der</strong> Moore. Auch im Zinnwal<strong>der</strong><br />
und <strong>Alte</strong>nberger Gebiet entstanden<br />
Teiche, unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> Galgenteich<br />
(1550–53), zu dieser Zeit einer <strong>der</strong> größten<br />
künstlichen Wasserspeicher Europas.<br />
Ab dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts ließen die Bergherren<br />
den gesamte Raum südlich von<br />
Freiberg immer intensiver durch Teiche,<br />
Kunstgräben und Röschen (unterirdische<br />
Wasserleitungsstolln) erschließen. Dieses<br />
einzigartige technische System ist unter<br />
dem Namen Revierwasserlaufanstalt bekannt.<br />
Immer weiter hinauf ins Gebirge<br />
wurden die Gräben vorgetrieben, um kleinere<br />
und größere Bäche anzuzapfen, bis<br />
in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
die Flöha erreicht war. Die Umleitung <strong>der</strong><br />
natürlichen Gewässer in Richtung Freiberg<br />
blieb nicht ohne Auswirkungen auf den<br />
Wasserhaushalt. Etwa ein Drittel <strong>der</strong> Flöha<br />
floss schließlich nicht mehr auf ihrem alten<br />
Lauf in Richtung Zschopau, son<strong>der</strong>n in die<br />
Freiberger Mulde (nach Fertigstellung des<br />
Rothschönberger Stollns im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
sogar direkt in die Elbe). An<strong>der</strong>erseits<br />
haben die einstigen Bergwerksteiche südlich<br />
von Freiberg heute eine große ökologische<br />
Bedeutung.<br />
Revierwasserlaufanstalt Freiberg<br />
Henriette John, Freiberg<br />
Die Jahrhun<strong>der</strong>te lange Bergbautätigkeit<br />
hat die Erzgebirgslandschaft auf markante<br />
Weise geprägt. Zu <strong>der</strong>en charakteristischen<br />
<strong>Landschaft</strong>selementen gehören<br />
zahlreiche Kunstgräben, Röschen und<br />
Kunstteiche. Das heute unter Denkmalschutz<br />
stehende System <strong>der</strong> Revierwasser-<br />
laufanstalt Freiberg (RWA) diente einst <strong>der</strong><br />
Bereitstellung von Aufschlagswasser zum Antrieb verschiedener Wasserkraftmaschinen<br />
in den Bergwerken sowie in den Aufbereitungs- und Hüttenanlagen. Schon<br />
im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t, lange vor <strong>der</strong> Erfindung <strong>der</strong> Dampfmaschine, waren diese wasserbetriebenen<br />
Maschinen, die im Bergwesen als Künste bezeichnet werden, unentbehrlich.<br />
Durch die Kunstgräben wurde Wasser aus den natürlichen Bachläufen abgezweigt und<br />
z. T. über weite Strecken zu den Verbrauchsorten gebracht. Vor allem die Gruben von<br />
Freiberg und Brand-Erbisdorf waren darauf angewiesen, weil die Talsohle <strong>der</strong> Freiberger<br />
Mulde zu tief liegt und hier natürlicherweise nur das Wasser des kleinen Münzbaches<br />
zur Verfügung stand.<br />
Bei <strong>der</strong> Anlage <strong>der</strong> Kunstgräben folgte<br />
man, sofern dies möglich war, dem natürlichen<br />
Gefälle des Geländes. Stand aber<br />
zwischen Ausgangs- und Zielpunkt ein<br />
Berg im Wege, so wurden Wassertunnel,<br />
in <strong>der</strong> Bergmannssprache Rösche genannt,<br />
durch den Berg getrieben. Zur<br />
Vermin<strong>der</strong>ung von Verdunstungsverlusten<br />
erfolgte die Abdeckung <strong>der</strong> Gräben,<br />
früher mit Holzbohlen und später mit<br />
Betonplatten. Weiterhin wurden die<br />
Grabenufer gehölzfrei gehalten, denn<br />
Abb.: Oberes Mundloch des<br />
Bäume und Sträucher hätten durch ihr ausgedehntes<br />
Friedrich Benno Stollns I<br />
Wurzelsystem einerseits den Gräben große Mengen Wasser<br />
entzogen und an<strong>der</strong>erseits die lehmgedichteten Trockenmauern<br />
zerstört. Der Verzicht auf eine Uferbepflanzung mit Gehölzen ist noch heute<br />
gängige Praxis, weshalb die Anlagen weithin sichtbar sind.<br />
Waren Senken zu überbrücken, baute man Aquädukte wie zum Beispiel die Altväterbrücke<br />
zwischen Rothenfurth und Halsbrücke.<br />
Die Kunstgräben und Röschen hätten jedoch nicht allein den Grubenbetrieb gewährleisten<br />
können – zu groß waren die Unterschiede in den täglichen und monatlichen<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsmengen. Zur Überbrückung von extremen Niedrigwasserperioden, die<br />
unweigerlich den Stillstand des Grubenbetriebs bedeutet hätten, wurden die Kunstteiche<br />
als Wasserspeicher angelegt. Diese „Bergwerksteiche“ stellen quasi die ersten<br />
kleinen „Talsperren“ Sachsens dar.<br />
Neben den Anlagen zur Wasserversorgung umfasst das System <strong>der</strong> bergmännischen<br />
Wasserwirtschaft weiterhin zahlreiche Stolln, die dem Abtransport sowohl des Grubenwassers<br />
als auch des Aufschlagwassers nach Passage <strong>der</strong> Wasserrä<strong>der</strong> und Turbinen<br />
dienten. Als bedeutendes Beispiel, mit einer Gesamtlänge von etwa 51 km, ist <strong>der</strong><br />
Rothschönberger Stolln zu nennen.<br />
Die Ursprünge <strong>der</strong> Revierwasserlaufanstalt liegen in <strong>der</strong> Nutzung des Münzbachwassers.<br />
Davon ausgehend wurde ab dem frühen 16. Jahrhun<strong>der</strong>t das System aus Kunstgräben,<br />
Röschen und Kunstteichen schrittweise in immer höhere Lagen des Erzgebirges erweitert.<br />
Erste bedeutende Kunstteiche sind <strong>der</strong> Untere und Obere Großhartmannsdorfer<br />
Teich, <strong>der</strong> Hüttenteich in Berthelsdorf sowie <strong>der</strong> Erzengler, Rothbächer und Lother Teich<br />
südlich von Brand-Erbisdorf. Die Erweiterung des Systems in die höheren Gebirgslagen