Entwicklung der Landschaft - Alte Salzstrasse
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188 <strong>Landschaft</strong>sgeschichte Wintersport im Ost-Erzgebirge<br />
189<br />
Kurorte<br />
Heilbä<strong>der</strong><br />
in Teplice/<br />
Teplitz<br />
Für sie wurden Ferienheime (seit 1897 Ferienheim <strong>der</strong> Porzellanmanufaktur<br />
Meißen in Bärenfels), Hotels und Wochenendhäuser errichtet sowie bestehende<br />
Gebäude um Fremdenzimmer erweitert. Mit Waldidylle entstand<br />
sogar planmäßig eine völlig neue Siedlung auf <strong>der</strong> Flur von Falkenhain.<br />
Einige <strong>der</strong> Gemeinden erlangten Kurortstatus.<br />
Vor allem in Teplice/Teplitz und Dubi/Eichwald gelangten die seit langem<br />
bekannten Heilbä<strong>der</strong> im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t zu voller Blüte. Viele berühmte<br />
Persönlichkeiten (1812 Treffen von Goethe und Beethoven) sowie Monarchen<br />
Europas besuchten die Region. Die steilen Südhänge des Erzgebirges gehörten<br />
zu den beliebten Ausflugszielen <strong>der</strong> Badegäste. Sehr populär war beispielsweise<br />
die alte Bergstadt Krupka/Graupen mit ihren Bergbauzeugnissen,<br />
zwei Burgruinen25 und <strong>der</strong> Wallfahrtskirche Mariaschein/Bohosudov. 26<br />
Wintersport im Ost-Erzgebirge<br />
Toralf Richter, Sayda<br />
(ergänzt von Jens Weber)<br />
Während die ersten Urlauber und Ausflügler<br />
noch zur „Sommerfrische“ ins Ost-Erzgebirge<br />
kamen, reisten seit Anfang des<br />
20. Jahrhun<strong>der</strong>ts auch immer mehr Gäste<br />
im Winter in die verschneite Kammregion.<br />
Die damals neuen Eisenbahnen<br />
machten es möglich. Mittlerweile hat <strong>der</strong> Wintertourismus viele Spuren in <strong>der</strong> <strong>Landschaft</strong><br />
hinterlassen: Skihütten, Sprungschanzen, Abfahrtspisten, Loipen, Eishallen,<br />
Hotels und Pensionen wurden gebaut, Straßen neu angelegt o<strong>der</strong> erweitert. Große<br />
Wettkampfanlagen sind entstanden.<br />
Um 1893 wurden die ersten Skiläufer im Erzgebirge beobachtet. Dabei soll es sich um<br />
norwegische Studenten <strong>der</strong> Bergakademie Freiberg gehandelt haben. Die Einheimischen<br />
waren begeistert. Bereits 1894 wurden in Freiberg die ersten in Sachsen produzierten<br />
Ski ausgestellt, die älteste mitteldeutsche Skifabrik entwickelte sich in Sayda.<br />
Neben dem touristischen Erlebnis <strong>der</strong> verschneiten Winterlandschaft trat schnell auch<br />
<strong>der</strong> sportliche Anreiz in den Vor<strong>der</strong>grund. 1907 wurde in Geising eine <strong>der</strong> ersten Bob-<br />
Bahnen gebaut (die allererste: 1904 in St. Moritz). Zur gleichen Zeit entstanden in <strong>der</strong><br />
Gegend drei Sprungschanzen (Leitenhang, Wettinhöhe/Kohlhaukuppe, Geisingberg).<br />
1908 fand in <strong>Alte</strong>nberg die Erste Sachsenmeisterschaft statt. Schnell entwickelte sich<br />
<strong>der</strong> Wintersport zu einer Massenbewegung. Auch die „einfachen Leute“ begeisterten<br />
sich zunehmend für „Schneeschuhe“ und Schlitten.<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg wandten sich viele Skiläufer dem „Skifahren“, dem Abfahrtslauf,<br />
zu (z. B. Sachsenabfahrt am Geisingberg), und in den 1920er Jahren stieg auch die<br />
25<br />
Krupka/Rosenburg und Kyšperk/Geiersburg – seit <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Romantik waren<br />
Burgruinen beson<strong>der</strong>s beliebt<br />
26<br />
Mariaschein war seit langem ein oft besuchtes Pilgerziel, schon in den Jahren<br />
1720–1730 kamen jährlich bis zu 100.000 Pilger hierher<br />
Abb.: Schon 1924 beliebtes Ausflugsziel für Skiläufer: <strong>der</strong> Kahleberg<br />
Begeisterung für das Skispringen. Nahezu je<strong>der</strong> Ort des oberen<br />
Ost-Erzgebirges verfügte über kleinere o<strong>der</strong> größere Sprunganla-<br />
Abb.: aus: Hein1949,<br />
Postkarte (J. Schmidt,<br />
Schellerhau)<br />
gen, auf denen die Jungen trainierten und Sportler Wettkämpfe austrugen. Neben <strong>der</strong><br />
Sachsenschanze am Geisingberg (Ausbau zur Großschanze 1930, Schanzenrekord 72 m,<br />
Abriss 1962) spielten vor allem die Riesengrundschanze bei Hirschsprung (Abriss 2006),<br />
die Schanze Frauenstein (1924 bis ca.1970, <strong>der</strong> Anlauf befand sich in einer Mauerbresche<br />
<strong>der</strong> Burgruine), die Schwartenbergschanze (1925–1989), die erste Turnerschanze<br />
Sachsens in Sayda (1924–1989) und einige weitere eine überregionale Rolle. Abgesehen<br />
von ein paar wenigen Enthusiasten, die auf einer kleinen Anlage bei Dittersbach diesem<br />
heute eher ausgefallenen Winterhobby frönen, findet mittlerweile auch für die Ost-Erzgebirgler<br />
Skispringen nur noch im Fernsehen statt.<br />
Von den ehemaligen Sprungschanzen zeugen heute im Gelände meist nur noch wenige<br />
Spuren. Die letzten Holzgerüste wurden wegen Baufälligkeit abgerissen, die Auslaufstrecken<br />
und Besucherterrassen <strong>der</strong> natürlichen Vegetation überlassen. Das gleiche gilt<br />
für die einstmals ebenfalls recht zahlreichen Bobbahnen. Angesichts <strong>der</strong> heutigen, teuren<br />
Hochtechnologie-Raser in energiefressenden Eisrinnen ist es kaum noch vorstellbar,<br />
dass das Rodeln mit lenkbaren Kufenschlitten früher als Volkssport galt.<br />
1921 fand erstmals <strong>der</strong> bis heute jährlich durchgeführte Saydaer Höhenstaffellauf statt.<br />
Damit ist er <strong>der</strong> älteste Skilauf Sachsens. Weitere Veranstaltungen folgten aller Orten<br />
und erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit. Bekannt sind beispielsweise <strong>der</strong> Schwartenberglauf<br />
bei Neuhausen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schellerhauer Kammlauf. Im Raum Nové Město/<br />
Neustadt finden ebenfalls Langlaufwettkämpfe statt, so <strong>der</strong> grenzüberschreitende jährliche<br />
Langlauf Nové Město-Hermsdorf. Beson<strong>der</strong>e Bedeutung erhielt <strong>der</strong> 1932 erstmalig<br />
ausgetragene Erzgebirgskammlauf (Oberwiesenthal–Olbernhau–Sayda–Holzhau<br />
–<strong>Alte</strong>nberg).<br />
Um 1930 begannen Skiklubs, auch touristische Winterwan<strong>der</strong>ungen und Wintertouren<br />
anzubieten. Die ersten Winterwan<strong>der</strong>strecken/Skiloipen wurden angelegt und Wan<strong>der</strong>karten<br />
erstellt.<br />
Den Höhepunkt <strong>der</strong> ost-erzgebirgischen Skisport-Geschichte vor dem Zweiten Weltkrieg<br />
markierten 1937 die „Deutschen Ski- und Heeresmeisterschaften“ in <strong>Alte</strong>nberg.