Entwicklung der Landschaft - Alte Salzstrasse
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194 <strong>Landschaft</strong>sgeschichte Heutige Zeitzeugen berichten<br />
195<br />
Talsperren<br />
Die Straßen verliefen über die hochwassersicheren<br />
Höhenrücken.<br />
Das än<strong>der</strong>te sich mit Beginn <strong>der</strong> Industrialisierung<br />
im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t. Von nun an<br />
wirkten sich die immer wie<strong>der</strong>kehrenden<br />
Hochwasserereignisse katastrophal aus.<br />
1897 z. B. rissen die Fluten im Müglitztal<br />
die nur wenige Jahre zuvor gebaute Eisenbahn<br />
mit sich fort, zerstörten Wohnhäuser und Betriebe <strong>der</strong> Uhrenindustrie,<br />
die damals große materielle Werte beherbergten. Der Schaden war<br />
enorm.<br />
1927 wie<strong>der</strong>holten sich die Ereignisse. Über hun<strong>der</strong>t Menschenleben waren<br />
im Müglitz- und im Gottleubatal zu beklagen. In Dubí/Eichwald wurde<br />
die Straßenbahnstrecke völlig zerstört.<br />
Um den Hochwassergefahren vorzubeugen, begannen Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
die Planungen für ein System von Talsperren, die die Gewässer<br />
regulieren sollten. Die praktische Umsetzung beschränkte sich jedoch vorerst<br />
auf das Einzugsgebiet <strong>der</strong> Weißeritz (1913 Malter, 1914 Klingenberg,<br />
1931 Lehnmühle). Mit zunehmendem zeitlichen Abstand von den Katastrophenereignissen<br />
verschob sich <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Talsperrenbewirtschaftung<br />
hin zur konstanten Bereitstellung von Trink- und Brauchwasser<br />
für Dresden und die Industrieanlagen im Freitaler Becken.<br />
Abb.: Talsperre Lehnmühle<br />
Abb.: Hochwasser 1927 in Glashütte,<br />
(Archiv Osterzgebirgsmuseum Lauenstein)<br />
Heutige Zeitzeugen berichten<br />
(Mitte 20. bis Anfang 21. Jahrhun<strong>der</strong>t)<br />
Siedlungsentwicklung<br />
Der Zweite Weltkrieg richtete in manchen Orten beträchtliche Schäden an.<br />
Vor allem die Bergstadt <strong>Alte</strong>nberg wurde noch in den letzten Kriegstagen<br />
fast völlig zerstört. Die meisten Familien hatten, wie fast überall in Europa,<br />
Tote o<strong>der</strong> Vermisste in ihrer Verwandtschaft zu beklagen. Dennoch nahm<br />
die Bevölkerungszahl im Ost-Erzgebirge 1945/46 stark zu. Im Februar 1945,<br />
nach <strong>der</strong> Zerstörung Dresdens, strömten zehntausende Ausgebombte aufs<br />
Land zu Verwandten o<strong>der</strong> auch nur in verzweifelter Hoffnung, irgendwo<br />
Unterschlupf zu finden. Außerdem kamen viele Flüchtlinge aus dem Osten,<br />
und schließlich ausgewiesene Sudetendeutsche ins nördliche, deutsche<br />
Ost-Erzgebirge.<br />
Die Bodenreform verlief im Ost-Erzgebirge nicht allzu einschneidend, da<br />
das meiste Land in klein- und mittelbäuerlichem Besitz unter 100 ha lag.<br />
Als die Rittergüter aufgeteilt wurden, erhielten auch die Heimatvertriebenen27<br />
Zweiter<br />
Weltkrieg<br />
Bevölkerungszahl<br />
im Ost-<br />
Erzgebirge<br />
nahm<br />
1945/46<br />
stark zu<br />
Bodenreform<br />
etwas Grund und Boden – häufig an <strong>der</strong> abgelegenen Peripherie<br />
<strong>der</strong> Gemarkungen, die besten Parzellen wussten sich meist Einheimische<br />
zu sichern. An manchen Orten mussten sie auch Wald roden, <strong>der</strong> im vergangenen<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t schon mal aufgeforstet worden war (z. B. Feile bei<br />
Bärenstein). Hier konnten sie dann ihre „Neubauernhöfe“ errichten.<br />
Vertreibung Auf <strong>der</strong> tschechischen Seite des Ost-Erzgebirges hingegen, wo vor dem<br />
Krieg fast ausschließlich Deutschsprachige siedelten, verschwanden ganze<br />
Dörfer von <strong>der</strong> Landkarte, nachdem die Sudetendeutschen ausgewiesen<br />
worden waren (z. B. Ebersdorf/Habartice, Ullersdorf/Oldřiš, Fleyh/Fláje und<br />
viele an<strong>der</strong>e). In an<strong>der</strong>en Orten wurden nur wenige Tschechen angesiedelt<br />
(z. B. Schönwald/Krásný Les, Voitsdorf/Fojtovice, Langewiese/Dlouhá Louka).<br />
27 im offizellen DDR-Sprachgebrauch „Umsiedler“ genannt<br />
Abb.: Fleyh 1938 (SLUB Dresden, Deutsche<br />
Fotothek, Walter Möbius)