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Entwicklung der Landschaft - Alte Salzstrasse

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150 <strong>Landschaft</strong>sgeschichte „Berggeschrey...“<br />

151<br />

Wüstungen<br />

gravierenden<strong>Landschaft</strong>sverän<strong>der</strong>ungen<br />

Abb. aus<br />

Gebauer<br />

1882<br />

14./15.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

wie<strong>der</strong>holt raubend und plün<strong>der</strong>nd durch das Ost-Erzgebirge, legten<br />

Städte und Dörfer in Schutt und Asche. 1438 schließlich setzte sich, nach<br />

mehreren vorausgegangenen Nie<strong>der</strong>lagen, <strong>der</strong> sächsische Kurfürst Friedrich<br />

II, in <strong>der</strong> Schlacht bei Brüx (Most) gegenüber den Hussiten durch.<br />

Die Hussitenkriege brachten für die weitere Landeserschließung im Ost-<br />

Erzgebirge einen beträchtlichen Rückschlag. In einigen Gebieten nahm<br />

die Bevölkerungszahl vorübergehend rapide ab, Teile von Dörfern und vor<br />

allem außerhalb liegende Vorwerke und Kleinsiedlungen wurden vorüber-<br />

gehend o<strong>der</strong> auf Dauer zu Wüstungen (z. B. Dittersdorf südlich Frie<strong>der</strong>sdorf,<br />

Hohenwalde an <strong>der</strong> Prießnitz – im „Hochwald“). Doch für eine Regeneration<br />

<strong>der</strong> Natur, für eine nennenswerte Wie<strong>der</strong>ausbreitung des Waldes<br />

war die Krise zu kurz.<br />

Die zweite Rodungsperiode<br />

Die Zeit zwischen Hussitenkrieg und Dreißigjährigem Krieg war offenbar<br />

sehr bewegt im Erzgebirge. Neue Erzfunde, Neuerungen im Montanwesen,<br />

wirtschaftliche Aktivitäten und Zuzug vieler Menschen bedingten sich<br />

gegenseitig und führten zu gravierenden <strong>Landschaft</strong>sverän<strong>der</strong>ungen.<br />

Dazu gehörten vor allem erneute Rodungen und die Entstehung neuer<br />

Siedlungen, die Anlage von Teichen und Gräben einschließlich Moorentwässerungen,<br />

beispielloser Holzraubbau in den Wäl<strong>der</strong>n sowie die Entstehung<br />

zahlreicher, großer und kleiner<br />

Halden in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> Bergbauorte.<br />

Im Nordböhmischen Becken wurden<br />

große Sumpfgebiete entwässert und von<br />

immer mehr Bewohnern in fruchtbares<br />

Ackerland umgewandelt.<br />

Die Erzfunde des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts (<strong>Alte</strong>nberg,<br />

Zinnwald, Glashütte, Edle Krone)<br />

zogen viele neue Bergleute in das Erzgebirge<br />

– und in ihrem Gefolge auch zahlreiche<br />

Händler, Handwerker und Verwaltungspersonal.<br />

Menschen drangen nun<br />

verstärkt auch in die bislang noch ungerodeten<br />

Granit- und Porphyrgebiete im<br />

Kammbereich vor.<br />

Die Landesherren reagierten schnell und rissen Land und Bergbaurechte<br />

an sich12 . <strong>Alte</strong>nberg mit dem ergiebigen Zwitterstock (wo heute die Pinge<br />

klafft) gehörte ursprünglich zu den ausgedehnten Waldungen <strong>der</strong> Bärensteiner<br />

Herrschaft, die sie jedoch ab 1446 an die sächsischen Herzöge abtreten<br />

mussten.<br />

Im 14./15. Jahrhun<strong>der</strong>t waren die einfachen Abbauverfahren im Freiberger<br />

Bergbaurevier immer deutlicher an ihre Grenzen gestoßen. Die meisten<br />

12 Silber war sowieso landesherrliches Regal, Zinnvorkommen gehörten aber eigentlich<br />

den Grundherren<br />

Grubenwasser<br />

Abb. rechts<br />

und nächste<br />

Seite:<br />

Agricolas<br />

Werk „de re<br />

metallica“<br />

vermittelt<br />

mit zahlreichenAbbildungen<br />

eine<br />

anschaulicheVorstellung<br />

vom<br />

spätmittelalterlichen<br />

Bergbau im<br />

Erzgebirge.<br />

oberflächennahen Erzlagerstätten brachten keine großen Erträge mehr,<br />

und ein Vordringen <strong>der</strong> Bergleute in größere Tiefen verhin<strong>der</strong>te das im klüf-<br />

tigen Gneis einströmende Grubenwasser. Mit einfachen, durch Wasserrä<strong>der</strong><br />

angetriebenen Pumpeinrichtungen musste das Grubenwasser aus den<br />

Schächten transportiert werden. Für diese „Wasserkünste“ benötigte man<br />

eine mehr o<strong>der</strong> weniger konstante Zufuhr von Oberflächenwasser. Um<br />

diese zu gewährleisten, wurden die ersten Teiche und Gräben südlich von<br />

Freiberg angelegt. Bereits aus dem Jahre 1452 stammt <strong>der</strong> Großhartmanns-<br />

dorfer Großteich.<br />

Noch schwieriger erschien die Wasserversorgung <strong>der</strong> neuen Bergbauorte<br />

auf den Höhen des Ost-Erzgebirges, um Zinnwald und <strong>Alte</strong>nberg. Es gab<br />

in <strong>der</strong> Gegend zwar genügend Nie<strong>der</strong>schläge und auch sehr viel in Mooren<br />

gespeichertes Wasser, aber nur wenig Oberflächenwasser in den hier<br />

noch quellnahen und deshalb nur kleinen Bächen. Also begann man, rings<br />

um das Kahlebergmassiv (und auch in an<strong>der</strong>en vermoorten Gegenden)<br />

Gräben zu ziehen, um unter an<strong>der</strong>em die Hochmoore anzuzapfen und de-<br />

ren Wasser den Bergbauanlagen zuzuführen. Als beachtliche vermessungs-<br />

technische Leistungen müssen viele <strong>der</strong> Gräben in <strong>der</strong> reliefarmen <strong>Landschaft</strong><br />

gelten, wie <strong>der</strong> 1464 angelegte Aschergraben. Große Bereiche des<br />

einst stark vermoorten Kammlandes wurden so trockengelegt. Heute<br />

erinnern nur noch einige schwarze, torfreiche Bodenaufschlüsse am Weges-<br />

rand daran, wie die <strong>Landschaft</strong> vorher ausgesehen haben mag. Die Land-<br />

schaftsentwässerung setzt sich auch heute noch über diese Grabensysteme<br />

fort, und um wenigstens<br />

den Kernbereich des<br />

ehemals viel größeren Geor-<br />

genfel<strong>der</strong> Hochmoores zu<br />

retten, versucht <strong>der</strong> För<strong>der</strong>verein<br />

für die Natur des Ost-<br />

erzgebirges die alten Gräben<br />

wie<strong>der</strong> anzustauen.<br />

Ab Anfang des 16. Jahrhun-<br />

<strong>der</strong>ts wurden einige recht<br />

bedeutende bergbautech-<br />

nische Erfindungen eingeführt.<br />

In dieser Zeit wirkte<br />

auch <strong>der</strong> sächsische Gelehrte<br />

Agricola, 13 dessen Werk 1556 in seinem Bergbaubuch „de re metallica“<br />

gipfelte.<br />

Ab 1500 setzten sich mehr und mehr Pferdegöpel durch, mit denen bis in<br />

eine Tiefe von 250 m die Grubensohlen trockengehalten werden konnten.<br />

Auch die ersten Entwässerungsstollen wurden gegraben. 1504 erfand <strong>der</strong><br />

Dippoldiswal<strong>der</strong> Amtmann Sigismund von Maltitz das Nasspochwerk, mit<br />

dem es nun möglich war, auch erzärmere Gesteine aufzuschließen. Nur<br />

13 Georgius Agricola, bürgerlich Georg Bauer, 1494 - 1555, Chemnitzer Universalgelehrter,<br />

gilt u.a. als „Vater <strong>der</strong> Mineralogie“, sein Hauptwerk „De re metallica libri XII“ erschien ein<br />

Jahr nach seinem Tod

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