Entwicklung der Landschaft - Alte Salzstrasse
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164 <strong>Landschaft</strong>sgeschichte Kriege und Krisen<br />
165<br />
sächsischen Zinnwald-Georgenfeld führten die meist aus dem<br />
benachbarten Böhmisch-Zinnwald stammenden Bergleute zur<br />
Erschließung neuer Bergwerke. An<strong>der</strong>swo versuchten die Exulanten,<br />
ihren Lebensunterhalt durch Waldarbeit zu sichern. Die<br />
Flößerei wurde ausgebaut.<br />
Die Herstellung von Holzschindeln, Drechselarbeiten und an<strong>der</strong>e<br />
Holzgewerke nahmen in dem Maße zu, wie <strong>der</strong> Bergbau an<br />
Bedeutung verlor. Dieser Prozess verlief keinesfalls kontinuierlich,<br />
son<strong>der</strong>n in einem beständigen Auf-und-Ab. Vorübergehend<br />
(z.B. Seiffen um 1700) nahm <strong>der</strong> Bergbau nochmals hoffnungsvollen<br />
Aufschwung, was die Landesherren immer wie<strong>der</strong> zu<br />
för<strong>der</strong>n versuchten (z.B. „Baubegnadigung“ in Glashütte Ende<br />
des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts).<br />
1694 bestieg in Dresden Friedrich August I. („August <strong>der</strong> Starke“)<br />
den Kurfürstenthron und setzte eine bis dahin hierzulande ungekannte,<br />
fast absolutistische Herrschaftsentfaltung durch. Für<br />
den barocken Prunk, aber auch teure außenpolitische Ambitionen<br />
(z. B. Kauf <strong>der</strong> polnischen Königswürde für 39 Mio. Reichsthaler)<br />
war die Mobilisierung aller zur Verfügung stehenden<br />
Ressourcen erfor<strong>der</strong>lich. Dafür wurde die Landesverwaltung<br />
zulasten <strong>der</strong> Grundherrschaften gestrafft. 1711–21 erfolgte die<br />
zweite kartografische Landesvermessung in Sachsen durch<br />
Adam Friedrich Zürner, an die noch heute die Postmeilensäulen,<br />
z. B. entlang <strong>der</strong> <strong>Alte</strong>n Dresden-Teplitzer Poststraße, erinnern.<br />
Abb.: Halbmeilensäule Ein dauerhafter Aufschwung resultierte aus solchen Maßnah-<br />
bei Börnersdorf an <strong>der</strong> men indes nicht. Die teure Hofhaltung und wie<strong>der</strong>holte Kriege,<br />
<strong>Alte</strong>n Dresden-Teplitzer in denen Sachsen überwiegend auf <strong>der</strong> Verliererseite stand, war-<br />
Poststraße<br />
fen die wirtschaftliche <strong>Entwicklung</strong> immer wie<strong>der</strong> zurück. Im<br />
Nordischen Krieg (1700–1721) zogen schwedische Truppen<br />
durch das Ost-Erzgebirge, im Siebenjährigen Krieg (1756–63) preußische<br />
neue Kriege und österreichische/kroatische, in den Napoleonischen Kriegen<br />
(1806–1813) schließlich Franzosen, Russen, Preußen u. a. Damit waren zwar<br />
nicht mehr Brandschatzungen und wilde Plün<strong>der</strong>ungen verbunden (wie<br />
zur Zeit <strong>der</strong> Hussitenüberfälle o<strong>der</strong> des Dreißigjährigen Krieges), aber immer<br />
wie<strong>der</strong>kehrende, für die Menschen schier erdrückende Abgabenlasten.<br />
Beson<strong>der</strong>s schlimm traf es dabei die Dörfer an den alten Passstraßen<br />
(v. a. Sayda, Petrovice/Peterswald, Chlumec/Kulm).<br />
1765 GründungBergakademie<br />
Freiberg<br />
Regelmäßig nach Kriegsende veranlasste <strong>der</strong> Blick in die leere Staatskasse<br />
die Kurfürsten 16 zu einem neuen Versuch, den Bergbau wie<strong>der</strong>zubeleben.<br />
So wurde 1765 die Bergakademie Freiberg gegründet, um neue Verfahren<br />
zur Erzgewinnung, im Markscheidewesen sowie für die Metallverhüttung<br />
zu entwickeln und in die Praxis einzuführen.<br />
16<br />
1768-1827 <strong>der</strong> aufgeklärte und sparsame Kurfürst Friedrich August III., ab 1806 als<br />
Friedrich August I. König von Sachsen<br />
Holzknappheit<br />
Abb. rechts:<br />
Holz-<br />
sammlerin<br />
(aus: Hein<br />
1949)<br />
Hanß Carl<br />
von Carlowitz<br />
Abb.: Bergakademie Freiberg im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t,<br />
aus: Gebauer 1882<br />
Internationales Augenmerk erhielt z. B. das<br />
1791 eingerichtete Amalgamierwerk Halsbrücke,<br />
in dem die Silbergewinnung aus<br />
dem Erz mit Hilfe von Quecksilber erfolgte.<br />
Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t wurde das System aus<br />
Kunstgräben, Röschen und Teichen – später<br />
als Revierwasserlaufanstalt bezeichnet –<br />
beträchtlich erweitert, wodurch die Wasserversorgung<br />
für das Freiberger Bergbaurevier<br />
entscheidend verbessert werden<br />
sollte. Aber auch solche aufwendigen Maßnahmen<br />
konnten den allmählichen Nie<strong>der</strong>gang des Bergbaus nicht aufhalten.<br />
Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t schlossen die meisten Zechen des Ost-<br />
Erzgebirges.<br />
Zum begrenzenden Faktor <strong>der</strong> wirtschaftlichen <strong>Entwicklung</strong> war mehr<br />
und mehr die Holzknappheit geworden. Dabei stand nicht mehr so sehr<br />
<strong>der</strong> Bedarf an Brennmaterial im Vor<strong>der</strong>grund. Holz und Holzkohle wurden<br />
allmählich durch Steinkohle aus dem Döhlener Becken sowie Braunkohle<br />
aus dem Teplitzer Raum (verstärkter kommerzieller Abbau ab Ende des<br />
18. Jahrhun<strong>der</strong>ts) als Energiequelle abgelöst. Immer gravieren<strong>der</strong> wirkte<br />
sich <strong>der</strong> Mangel an qualitativ wertvollem Bauholz aus. Schon im 16./17. Jh.<br />
hatten die Landesherren mit<br />
Holzverordnungen17 versucht,<br />
die weitgehend ungeregelte<br />
Holzplün<strong>der</strong>ung<br />
(„Plenterung“) in geordnete<br />
Bahnen zu lenken.<br />
Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t erkannte<br />
man das Problem <strong>der</strong> Begrenztheit<br />
<strong>der</strong> Holzressourcen<br />
immer deutlicher und<br />
versuchte, Nachhaltigkeit in<br />
<strong>der</strong> Waldnutzung einzuführen.<br />
Wichtige Impulse gingen<br />
dabei vom Freiberger<br />
Oberberghauptmann Hanß<br />
Carl von Carlowitz und seinem<br />
Werk „Sylvicultura oeconomica“<br />
(1713) aus, in <strong>der</strong><br />
17 z.B. 1697 „Resolutions-Puncte Friedrich Augusts,<br />
Königs in Pohlen und Churfürsten zu Sachsen,<br />
wegen Abstellung <strong>der</strong>er bey Forst und Holz<br />
sachen in denen Ertz- und Obergebürgischen<br />
Creyßen zeithero eingerissenen Mißbräuche“