Entwicklung der Landschaft - Alte Salzstrasse
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154 <strong>Landschaft</strong>sgeschichte „Berggeschrey...“<br />
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brachte während des Dreißigjährigen Krieges keine nennenswerten Fortschritte. Teilweise<br />
bis Ende des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts mussten die bereits bestehenden Anlagen umfangreichen<br />
Reparaturen unterzogen werden. Als wichtige Neuerung wurde im Jahre 1684<br />
unter Kurfürst Johann Georg III. eine zentrale Behörde zur Wasserversorgung („Kurfürstliche<br />
Stolln- und Röschen-Administration“) ins Leben gerufen, die unter oberbergamtlicher<br />
Aufsicht stand.<br />
In <strong>der</strong> ersten Hälfte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts schritt <strong>der</strong> Ausbau des Systems voran. Es wurden<br />
<strong>der</strong> Mittlere Großhartmannsdorfer sowie <strong>der</strong> Obersaidaer Teich angelegt, die den<br />
Bau einer großen Anzahl neuer Künste ermöglichten. 1787 begann dann <strong>der</strong> Bau des<br />
Dörnthaler Teiches und 1824 des Dittmannsdorfer Teiches, <strong>der</strong> letzte große Teich des<br />
Systems. Mit dem Wechsel zur konstitutionellen Monarchie wurden die Anlagen schließlich<br />
verstaatlicht und 1851 in das Eigentum des Freiberger Reviers überführt. Seit 1853<br />
tragen die Anlagen die noch heute gebräuchliche Bezeichnung Revierwasserlaufanstalt.<br />
Mit <strong>der</strong> Errichtung eines Wasserteilers in <strong>der</strong> Flöha bei Neuwernsdorf, <strong>der</strong> heute von<br />
<strong>der</strong> Talsperre Rauschenbach überstaut ist, kam das System 1882 zum Abschluss.<br />
Seit dem frühen 20. Jahrhun<strong>der</strong>t war die Nutzung des Wassers <strong>der</strong> Revierwasserlaufanstalt<br />
für bergbaufremde Zwecke gestattet. So wurde beispielsweise am Weihnachtsabend<br />
1914 oberhalb des Rothschönberger Stollns im Drei-Brü<strong>der</strong>-Schacht ein Kavernenkraftwerk<br />
zur Elektroenergieerzeugung in Betrieb genommen. Die Stilllegung des<br />
Freiberger Bergbaus 1969 bedeutete auch das Ende des Kavernenkraftwerks. Seit <strong>der</strong><br />
politischen Wende kümmert sich ein „För<strong>der</strong>verein Drei-Brü<strong>der</strong>-Schacht“ um den Erhalt<br />
<strong>der</strong> Anlagen und prüft die Möglichkeiten einer Wie<strong>der</strong>inbetriebnahme des Kraftwerks.<br />
Heute ist die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen, speziell die „Be-<br />
reichsstaumeisterei Revierwasserlaufanstalt Freiberg“, für die 10 größeren und zahlreichen<br />
kleineren Teiche (Gesamtstauraum circa 6 Mio m3 ), die 54 km Kunstgräben<br />
und 24 km Röschen zwischen Talsperre Rauschenbach und Berthelsdorfer Hüttenteich<br />
zuständig. Das System <strong>der</strong> Revierwasserlaufanstalt wird nun zur Trink- und Brauchwasserbereitstellung<br />
des Freiberger Raumes genutzt. Zahlreiche Industrieunternehmen<br />
erhalten ihr Prozesswasser aus dem RWA-System, und <strong>der</strong> Chemnitzer Raum wird teilweise<br />
mit Trinkwasser aus <strong>der</strong> Revierwasserlaufanstalt versorgt. Künftig soll über Verbundleitungen<br />
auch dem Dresdner Raum Rohwasser aus <strong>der</strong> Revierwasserlaufanstalt<br />
zur Verfügung stehen. Die Teiche werden außerdem fischereilich genutzt, und mit dem<br />
Erzengler Teich sowie dem Mittleren Großhartmannsdorfer Teich steht ein Teil des Systems<br />
auch Erholungszwecken zur Verfügung.<br />
Im Zuge <strong>der</strong> Nutzung kam und kommt es in den so genannten Bergwerksteichen zu erheblichen<br />
Wasserstandsschwankungen. Heute werden die Teichefür Reparatur- o<strong>der</strong><br />
Baumaßnahmen bzw. zum Abfischen regelmäßig abgelassen. Dies war und ist die Voraussetzung<br />
für die Etablierung einer europaweit bedeutsamen, einzigartigen Teichbodenvegetation.<br />
Die Bergwerksteiche haben damit eine große Bedeutung für den<br />
internationalen Naturschutz und sind als sogenanntes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet an<br />
die Europäische Union gemeldet.<br />
Das gesamte System <strong>der</strong> bergmännischen Wasserwirtschaft erstreckt sich somit von <strong>der</strong><br />
Talsperre Rauschenbach an <strong>der</strong> deutsch-tschechischen Grenze bis zum Mundloch des<br />
Rothschönberger Stollens bei Rothschönberg, südlich von Meißen – und dürfte damit<br />
in seiner Ausdehnung wohl einzigartig sein. In kleinerem Umfang gibt es im Ost-Erzgebirge<br />
bei <strong>Alte</strong>nberg und Zinnwald ähnliche Anlagen.<br />
Abb.: Übersicht über das System <strong>der</strong> Revierwasserlaufanstalt Freiberg<br />
Abb.: Übersicht über das System <strong>der</strong> Revierwasserlaufanstalt Freiberg (Quelle: Landestalsperrenverwaltung Sachsen)<br />
(Quelle: