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Entwicklung der Landschaft - Alte Salzstrasse

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172 <strong>Landschaft</strong>sgeschichte Neue Zeiten<br />

173<br />

industrielle<br />

Revo-<br />

lution<br />

Ende des<br />

Bergbaus<br />

Rothschönberger<br />

Stolln<br />

Neue Zeiten (19. bis Mitte 20. Jahrhun<strong>der</strong>t)<br />

Nachdem Sachsen an <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Franzosen die Napoleonischen Kriege<br />

mitverloren hatte, büßte es auf dem Wiener Kongress 1815 über die Hälfte<br />

seines Staatsgebietes ein und schrumpfte auf die bis 1945 bestehende<br />

Ausdehnung. Die sächsisch-böhmische Grenze allerdings blieb unverän-<br />

<strong>der</strong>t. Von nun an widmete sich die Politik ganz dem wirtschaftlichen Ausbau<br />

des Staatswesens, Sachsen wurde zum Motor <strong>der</strong> industriellen Revo-<br />

lution. Der wirtschaftliche Aufschwung koppelte sich dabei immer mehr<br />

vom Bergbau ab. Ähnlich verlief die <strong>Entwicklung</strong> auch in Nordböhmen,<br />

das nach wie vor <strong>der</strong> habsburgischen Monarchie 21 unterstand.<br />

Bergbau und Gewerbe<br />

In den meisten Revieren des Ost-Erzgebirges entwickelte sich <strong>der</strong> Bergbau<br />

immer mehr zum staatlichen Zuschussgeschäft, trotz fortgesetzter Bemühungen,<br />

den Abbau effektiver zu gestalten. Bergwerksunternehmen und<br />

Bergämter wurden zusammengelegt – doch es half nichts: eine unrentable<br />

Zeche nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en musste im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t schließen. In Hora<br />

Svaté Kateřiny/Katharinaberg, einstmals einer <strong>der</strong> wichtigsten Bergbauorte,<br />

wurde <strong>der</strong> Abbau bereits 1786 eingestellt. Um 1850 erlosch <strong>der</strong> Bergbau<br />

endgültig in Seiffen, 1864 in Dippoldiswalde, 1875 in Glashütte, 1876 in<br />

Frauenstein/Reichenau, 1897 an <strong>der</strong> Wilden Weißeritz bei Dorfhain. Voraus<br />

gingen Jahrzehnte, in denen hier nur noch vereinzelte Bergleute hofften,<br />

<strong>der</strong> Berg möge ihnen doch noch einmal das „Glück auf-“schließen.<br />

Die meisten Hoffnungen lagen noch immer auf dem Freiberg-Bran<strong>der</strong> Revier.<br />

Um die Probleme <strong>der</strong> Grubenentwässerung im endgültig zu lösen,<br />

wurde von 1844 bis 1882 <strong>der</strong> über 50 km lange Rothschönberger Stolln<br />

bis zur Triebisch bei Meißen angelegt. Aber bei seiner Fertigstellung hatte<br />

auch hier <strong>der</strong> Bergbau seine einstige wirtschaftliche Bedeutung längst<br />

eingebüßt.<br />

Für die Einstellung des Silberbergbaus entscheidend war neben den immer<br />

schwierigeren Abbaubedingungen (bei gleichzeitig abnehmen<strong>der</strong> Ausbeute)<br />

auch <strong>der</strong> weitere Verfall <strong>der</strong> Silberpreise in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Mit <strong>der</strong> Reichseinigung löste Gold das Silber als Währungsmaßstab<br />

ab. 1913 musste schließlich auch <strong>der</strong> traditionsreiche Freiberger Bergbau<br />

eingestellt werden22 . Die technologisch hochentwickelten Hütten verarbeiteten<br />

im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t weit überwiegend nur noch Importerze.<br />

Einige Bergreviere, in denen jahrhun<strong>der</strong>telang Zinn geför<strong>der</strong>t worden war,<br />

dessen Abbau nun aber kaum noch lohnte, lebten zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

trotzdem noch einmal auf (Sadisdorf, Pöbeltal, Zinnwald). Bislang<br />

unbeachtete Metalle waren für die Herstellung hochwertigen Stahles und<br />

an<strong>der</strong>e Verwendungszwecke des Industriezeitalters (z. B. Glühlampen)<br />

21 ab 1867 Östereichisch-Ungarische Doppelmonarchie, (bis 1918)<br />

22 Zwischen 1935 und 1968, während <strong>der</strong> Zeit des Dritten Reiches und <strong>der</strong> DDR (beide<br />

gleichermaßen auf Autarkie bedacht), nahmen im Freiberger Bergbaugebiet einige<br />

Gruben die Produktion noch mal auf.<br />

Abb.: Heinrichssohle <strong>Alte</strong>nberg<br />

(aus: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 1930)<br />

Wolfram<br />

Abb.: Flachs<br />

schrägen<br />

(ca. 1935)<br />

interessant geworden: Molybdän und Wolfram. Aufgrund <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

hohen Nachfrage im Ersten Weltkrieg wurden in Zinnwald die alten Halden<br />

mit dem bislang als „taub“ betrachteten Gestein nochmals aufgearbeitet.<br />

Zum Schluss wurde <strong>der</strong> Erz-Bergbau nur noch in <strong>Alte</strong>nberg und in Cinovec/Böhmisch<br />

Zinnwald am Leben gehalten, zu DDR-Zeiten in <strong>Alte</strong>nberg<br />

nochmals kräftig intensiviert und erst 1991 wegen Unrentabilität eingestellt.<br />

Doch zehntausende Menschen konnte <strong>der</strong> Bergbau im Ost-Erzgebirge<br />

schon im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t längst nicht mehr ernähren. Die kleinen, isolierten<br />

Bergstädte waren damals in einem furchtbar desolaten Zustand, im<br />

Gegensatz zu den aufstrebenden sächsischen Metropolen, aber auch im<br />

Vergleich mit den bescheiden prosperierenden Dörfern <strong>der</strong> landwirtschaftlich<br />

günstigen Gebiete in den unteren Gebirgslagen. Immer drängen<strong>der</strong><br />

stellte sich die Frage nach neuen Einkommensquellen. Im Frauensteiner<br />

und Muldaer Gebiet konzentrierte man sich auf Anbau, Verarbeitung<br />

und Handel von Flachs. In den unteren<br />

Berglagen wurde das reichliche Vorkommen<br />

junger Eichen, die aufgrund ihrer<br />

guten Stockausschlagsfähigkeit in den<br />

Brennholz-Nie<strong>der</strong>wäl<strong>der</strong>n vorherrschten,<br />

zur Gewinnung von Gerbstoffen für die<br />

Lohgerberei genutzt. Im Müglitztal breitete<br />

sich das wenig einträgliche Handwerk<br />

<strong>der</strong> Strohflechterei aus.

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