DNH - Hlb
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40 THIERAU-BRUNNER/STELZER-ROTHE/HELLEMACHER<br />
Antworten auf offene Fragen kommt es<br />
bei der Evaluation von Dozenten<br />
manchmal zu Rückmeldungen, die sehr<br />
persönlich sind. Die Hochschule trägt<br />
hier eine Mitverantwortung für sinnvoll<br />
zu setzende Grenzen. In der sozialpsychologischen<br />
und organisationspsychologischen<br />
Literatur finden sich zahlreiche<br />
Hinweise zum förderlichen und respektvollen<br />
Umgang mit Feedback.<br />
10. Gibt es Validierungsuntersuchungen/Nachfragen<br />
zum Evaluationsfragebogen<br />
bzw. zum Evaluationsinstrument,<br />
die zu einer ständigen Verbesserung<br />
führen? Eine Dozentenbesprechung<br />
zum Austausch von Eindrücken<br />
zur Evaluation nach der Auswertung<br />
kann sinnvolle Hinweise auf Verbesserungen<br />
geben.<br />
11. Gibt es ein „Anforderungsprofil“<br />
bzw. einen „ideal“ ausgefüllten Fragebogen?<br />
Wird Normalverteilung unterstellt?<br />
Bei einer Frage wie „Sind die Prüfungsanforderungen<br />
für Sie erfüllbar?“<br />
muss z.B. im Vorfeld klar sein, was<br />
eigentlich als Ergebnis erwartet wird.<br />
12. Ist die Fragebogenauswertung verständlich,<br />
anschaulich (Diagramme),<br />
wissenschaftlich korrekt? Wissenschaftliche<br />
Standardwerke geben hier<br />
gute Einblicke (vgl. Bortz, 2005). Darüber<br />
hinaus sollte auch an die Adressaten<br />
der Evaluationsergebnisse gedacht wer-<br />
Evaluation dient als Planungsund<br />
Entscheidungshilfe und<br />
hat deshalb immer etwas mit<br />
der Bewertung von<br />
Handlungsalternativen zu tun.<br />
(Quelle: Wottawa und Thierau 2003, S., 14)<br />
Abbildung 2: Regeln wissenschaftlicher Evaluation<br />
<strong>DNH</strong> 4-5 ❘ 2010<br />
Kennzeichen wissenschaftlicher Evaluation<br />
Evaluation ist ziel- und zweckorientiert.<br />
Sie hat primär das Ziel,<br />
praktische Maßnahmen zu<br />
überprüfen, zu verbessern oder<br />
über sie zu entscheiden.<br />
den. Eine anwenderfreundliche Darstellung<br />
in Diagrammen erleichtert das Verständnis.<br />
13. Ist der Fragebogen in ein Feedback-System<br />
eingebettet? Hat der<br />
Evaluationsbogen Konsequenzen?<br />
Bekommt der Dozent/Professor Hinweise<br />
wie er sich verbessern kann?<br />
Was geschieht mit den Rückmeldungen<br />
zu den Lernbedingungen (Räume,<br />
Betreuung etc.) und zum Studentenverhalten?<br />
Wird den Studenten<br />
zurückgespiegelt, dass ihre Bewertungen<br />
Konsequenzen haben (z.B. interaktive<br />
Unterrichtssequenzen, wenn eine zu<br />
hohe Anzahl von Folien bemängelt<br />
wurde), sollte dies zu einer besseren<br />
zukünftigen Bewertung führen sowie<br />
zur erhöhten Motivation der Studenten.<br />
Diese Liste deckt nur einige wichtige<br />
Aspekte ab, die bei der Lehrevaluation<br />
an Hochschulen zu bedenken sind. Es<br />
wird bereits durch die Vielzahl der Fragen<br />
deutlich, dass es sich um eine komplexere<br />
Aufgabe handelt, die manchmal<br />
unterschätzt wird. In den letzten Jahren<br />
sind an einigen größeren Hochschulen<br />
in Deutschland interne Abteilungen<br />
und Stellen entstanden, die sich sehr<br />
intensiv mit dem Thema „Evaluation“<br />
auseinandersetzen und eine für die<br />
Hochschule nutzbringende, prozessorientierte<br />
Evaluation vorantreiben. Oft<br />
geschieht dies in Zusammenarbeit mit<br />
Evaluationsmaßnahmen sollten<br />
dem aktuellen Stand wissenschaftlicher<br />
Techniken und<br />
Forschungsmethoden<br />
angepasst sein.<br />
externen Evaluatoren. Diese Entwicklung<br />
lässt hoffen, dass auch für bisher<br />
noch offene Fragen der Lehrevaluation<br />
Antworten und praxisorientierte Vorgehensweisen<br />
gefunden werden. Für die<br />
Qualität der Hochschullehre und folglich<br />
auch für die Zukunftsfähigkeit<br />
unserer Hochschulen würde dies ein<br />
großer Vorteil sein.<br />
Ein weites Evaluationsfeld wäre die<br />
Frage, an welchen Stellen die Lehrevaluation<br />
durch andere Messungen sinnvoll<br />
ergänzt werden kann, um das<br />
Gesamtbild abzurunden und darüber<br />
hinaus zu fundierteren Aussagen über<br />
Ursachen und Wirkungen zu gelangen.<br />
Schwer nachzuvollziehen ist, warum die<br />
anderen Akteure der Hochschule nur<br />
sehr selten oder gar nicht evaluiert werden,<br />
obwohl die Qualität ihrer Arbeit<br />
die Güte der Lehre durchaus beeinflussen<br />
kann. Die Liste dazu wäre lang: Sie<br />
fängt beim Facility-Management an<br />
und setzt sich in der Leitung und Verwaltung<br />
einer Hochschule fort.<br />
Ehrliches Bemühen um die gesellschaftlich<br />
so wichtige Leistungsfähigkeit von<br />
Hochschulen würde dies auf breiter<br />
Front verlangen. Leider mangelt es bisher<br />
in der Praxis an der flächendeckenden<br />
Evaluation aller Systemelemente<br />
von Hochschulen. So bleiben die Lehrenden<br />
vorerst primäres Ziel der Evaluationsbemühungen.<br />
■<br />
Literatur<br />
L. Balzer. (2005). Wie werden Evaluationsprojekte<br />
erfolgreich? Landau: Verlag Empirische Pädagogik.<br />
J. Bortz. (2005). Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler.<br />
Berlin: Springer.<br />
M. Gollwitzer & R. S. Jäger. (2009). Evaluation<br />
kompakt. Weinheim: Beltz.<br />
A. Hohlbaum & G. Olesch (2003). Human Resources.<br />
Modernes Personalwesen. Rinteln: Merkur<br />
Verlag.<br />
D. L. Kirkpatrick & J. D. Kirkpatrick. (2006) Evaluating<br />
Training Programs. The Four Levels. San<br />
Francisco: Berret-Koehler Publishers<br />
T. Stelzer-Rothe & H. Thierau-Brunner. (2008). Evaluation<br />
an Hochschulen. In: T. Stelzer-Rothe<br />
(Hrsg.): Kompetenzen in der Hochschule.<br />
Rüstzeug für gutes Lehren und Lernen an<br />
Hochschulen. Rinteln: Merkur Verlag. S. 343 –<br />
363.<br />
H. Wottawa & H. Thierau. (2003). Lehrbuch Evaluation.<br />
Bern: Huber.