Freund- schaft - Kinder- und Jugendhilfe Backhaus
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thematik gleich gut (keine Geschlechterunterschiede).<br />
Der zweiten Gruppe lag eine Text zugr<strong>und</strong>e, der<br />
über die Rolle des weiblichen Körpers in Bezug zur<br />
weiblichen Identität sprach (Standard-Vorurteil). Die<br />
dritte Gruppe wurde mit der Aussage konfrontiert,<br />
dass Männer um 5 % besser in Mathetests abschneiden<br />
als Frauen, weil Lehrer an Jungen im<br />
Gr<strong>und</strong>schulalter höhere Erwartungen stellen (Erfahrung).<br />
Die vierte Gruppe las in ihrem Text, dass<br />
Männer um 5 % besser in Mathetests abschneiden<br />
als Frauen, weil auf dem Y-Chromosom bestimmte<br />
Gene lokalisiert sind (Genetik). Nach dem Deutschtest<br />
wurde mit allen vier Gruppen an einem anderen<br />
Tag ein Mathematiktest durchgeführt. Wie war das<br />
Ergebnis des Mathetests? Gab es signifikante Unterschiede<br />
bei den Gruppen? Ja! Die 1. <strong>und</strong> 3.<br />
Gruppe erzielte eindeutig bessere Ergebnisse als<br />
Gruppe 2 <strong>und</strong> 4. Es hatte deutlich Auswirkungen auf<br />
ihre Mathematikleistungen gehabt, was sie zuvor in<br />
Textform in einem anderen Test gelesen hatten.<br />
Wiederholungen von ähnlichen Studien bestätigen<br />
das Ergebnis. Es ist also von großer Bedeutung <strong>und</strong><br />
hat nachweisbar Folgen bzgl. Kompetenzen <strong>und</strong><br />
Leistungsfähigkeit, was wir jemandem zutrauen oder<br />
auch nicht.<br />
Angst <strong>und</strong> Lernen passt gar nicht zusammen. Wenn<br />
wir Angst haben, können wir nicht mehr viel denken.<br />
Ursache ist der Mandelkern, Teil unseres Gehirns,<br />
der uns in Gefahrensituationen als Reaktionsmöglichkeit<br />
nur kämpfen oder losrennen lässt. Angst, die<br />
beim Lernen existiert, hemmt kreative Prozesse im<br />
Gehirn. Vokabeln mit Angst zu lernen ist nicht effektiv,<br />
denn wenn Vokabeln <strong>und</strong> Angst zusammen gehören,<br />
ist Versagen vorprogrammiert. Einmal entstandene<br />
Angst wegzubekommen ist sehr schwierig.<br />
Daher: Angst hat in der Schule nichts zu suchen!<br />
Es behindert das Lernen.<br />
Die Erfahrung, „durch Üben werde ich besser“, ist<br />
wertvoll <strong>und</strong> wichtig fürs Lernen. Menschen, die<br />
generell Ziele haben <strong>und</strong> die die Erfahrung machen,<br />
durch Üben werde ich besser, übertragen diese<br />
Erkenntnis auch auf andere Lebensbereiche, wodurch<br />
sie insgesamt besser werden. Diese positive<br />
Erfahrung ist oft in der Freizeit bei Musik <strong>und</strong> Sport<br />
gegeben <strong>und</strong> gibt ein gutes Gefühl „ich kann was“<br />
<strong>und</strong> „ich bin wer“. Lernen <strong>und</strong> Glück ist eng miteinander<br />
verknüpft, betont Herr Spitzer.<br />
Er rät allen Eltern, ihren jugendlichen <strong>Kinder</strong>n einen<br />
Auslandsaufenthalt über ein halbes Jahr zu ermöglichen,<br />
da solch eine Zeit gut geeignet ist, um die<br />
„Welt zu begreifen“ <strong>und</strong> vieles zu lernen.<br />
Und er fordert die Lehrenden auf, weg vom traditionellen<br />
Ansatz „Welche Lerninhalte will ich vermitteln“<br />
zu „Welche Kompetenzen sollen die Schüler nach<br />
Schule <strong>und</strong> Ausbildung haben?“ wechseln, denn<br />
viele Schüler an dt. Schulen leiden an „mentaler<br />
Bulemie“. Den Stoff, den sie in großen Mengen auf-<br />
nehmen, können sie gar nicht bei sich behalten.<br />
Abschließen möchte ich meine Ausführungen mit<br />
folgender Erkenntnis:<br />
Unser Gehirn ist für Dauerglück nicht konstruiert.<br />
Unser Glückszentrum im Gehirn ist nie dauerhaft<br />
„online“ (= in Betrieb). Es springt an <strong>und</strong> hinterlässt<br />
bei uns ein Gefühl von Glück, wenn unerwartet etwas<br />
Gutes passiert. Wenn es an ist, fühlen wir uns<br />
klasse. Es ist messbar aktiviert, wenn man z. B.<br />
einer männlichen Versuchsperson einen Porsche<br />
zeigt oder ihm Schokolade zu essen gibt. Es geht<br />
auch an, wenn wir schöne Musik hören oder uns<br />
etwas kaufen, doch es geht danach auch schnell<br />
wieder aus. Dass das Schöne unverhofft geschehen<br />
muss, um uns Glücksgefühle zu bescheren, wird<br />
deutlich am Beispiel des Lieblingsliedes: Wenn wir<br />
zuhause eine CD einwerfen <strong>und</strong> unser Lieblingslied<br />
auf „repeat“ stellen, dudelt das Lied ununterbrochen<br />
in unseren Ohren, das Glückszentrum springt nicht<br />
oder höchstens beim ersten Mal kurz an. Wenn aber<br />
bei einer Autofahrt auf einmal unverhofft im Radio<br />
unser Lieblingslied gespielt wird, springt unser<br />
Glückszentrum an <strong>und</strong> beschert uns ein tolles Gefühl.<br />
Unser Gehirn produziert dabei dem Opium<br />
ähnliche Stoffe, Endorphine.<br />
Durch ein Experiment mit Kokainsüchtigen wurde<br />
1997 in den USA das Zentrum für Glücksempfinden<br />
beim Menschen erstmals lokalisiert. Kokainsüchtigen<br />
wurde unter Beobachtung des Hirns Kokain<br />
gespritzt <strong>und</strong> es konnte klar gesehen werden, welcher<br />
Bereich im Hirn nach Verabreichung der Droge<br />
aufleuchtet/ aktiviert wird. Beruhigend ist, dass dieser<br />
Bereich auch bei nicht drogenabhängigen Menschen<br />
aktiviert wird <strong>und</strong> zwar, wie oben berichtet,<br />
wenn uns überraschend etwas Schönes widerfährt.<br />
Das Glückszentrum ist unser „Lernturbo“.<br />
Positive Emotionen <strong>und</strong> Freude sind dazu da,<br />
dass wir schnell lernen. Jeder hat eine Chance,<br />
nicht dauerhaft, aber zeitlebens immer wieder<br />
Glückserlebnisse zu haben - durch die geschickte<br />
Verbindung von Lernen <strong>und</strong> Glück.<br />
Diese Erkenntnisse der Hirnforschung sollten wir<br />
nutzen, in dem wir den uns anvertrauten <strong>Kinder</strong>n<br />
helfen, im Hirn möglichst viele geschickte Verbindungen<br />
von Lernen <strong>und</strong> Glück zu installieren.<br />
Der Vortrag von Herrn Spitzer vor den SchülerInnen<br />
in Oldenburg von April 2010 wurde aufgezeichnet.<br />
Die DVD kann beim Präventionsrat<br />
in Oldenburg (Oldb) gegen eine<br />
Gebühr von 3 Euro (für Schulen<br />
gibt es sie gratis) bestellt werden.<br />
Petra Schmackpfeffer<br />
Erziehungsleitung<br />
GfS Oldenburg<br />
Ausgabe 78 19 KIM