Freund- schaft - Kinder- und Jugendhilfe Backhaus
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an Gemeinsamkeiten besteht. <strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong> braucht<br />
Gleichheit,“ erklärt Heidbrink die zweite Voraussetzung.<br />
Das können Hobbys oder auch identische<br />
Moral- <strong>und</strong> Wertevorstellungen sein. Unsere moralische<br />
Urteilsbildung orientieren wir stark an der von<br />
den Menschen, die uns ähnlich sind, denen wir -<br />
aufgr<strong>und</strong> von Freiwilligkeit <strong>und</strong> Gleichheit - nahe<br />
sein möchten. Gibt es keinerlei Gemeinsamkeiten,<br />
passen Einstellungen <strong>und</strong> Interessen nicht zusammen,<br />
fehlt entweder der Gesprächsstoff oder der<br />
Konflikt ist vorprogrammiert.<br />
Die dritte entscheidende Bedingung für <strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong><br />
ist ein Gleichgewicht im Geben <strong>und</strong> Nehmen.<br />
„Dabei geht es nicht darum, dass der eine dem anderen<br />
nicht ohne Gegenleistung hilft. Insgesamt <strong>und</strong><br />
über einen längeren Zeitraum muss das Verhältnis<br />
ausgeglichen sein,“ betont Heidbrink.<br />
Wir lernen die Fähigkeit zur <strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong><br />
Liegen diese drei Voraussetzungen vor, ist die<br />
Chance für eine <strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong> relativ groß. Damit sie<br />
Bestand hat, müssen aber beide Parteien kontinuierlich<br />
an der Beziehung arbeiten.<br />
Die Fähigkeit dazu üben wir im Kindesalter ein. Zunächst<br />
vertrauen wir einander blind. „Willst du mein<br />
<strong>Fre<strong>und</strong></strong> sein?“ ist eine Frage, die <strong>Kinder</strong> ihrem Gegenüber<br />
auch dann schon stellen, wenn sie ihn oder<br />
sie noch gar nicht kennen. Dafür, so Heidbrink, könne<br />
die <strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong> auch nach einer halben St<strong>und</strong>e<br />
wieder aufgekündigt werden, wenn es Streit gibt.<br />
Die Gründe dafür: <strong>Kinder</strong> wissen noch nicht, wie sie<br />
<strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong> „am Leben“ halten. <strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong> im<br />
Kindesalter hat noch kein gemeinsames „Vertrauenskapital“,<br />
z.B. schwierige Lebensphasen wie<br />
Krankheiten, die gemeinsam durch gestanden worden<br />
sind. Und <strong>Kinder</strong> haben noch nicht die Erfahrung<br />
gemacht, dass dieses Kapital erarbeitet werden<br />
muss, z.B. indem beide Partner darauf achten, dass<br />
„Nehmen <strong>und</strong> Geben“ ausgeglichen sein müssen.<br />
Im Jugend - <strong>und</strong> Erwachsenenalter hat man idealerweise<br />
gelernt, mit Konflikten umzugehen <strong>und</strong> sie<br />
mit dem <strong>Fre<strong>und</strong></strong> oder der <strong>Fre<strong>und</strong></strong>in bzw. dem Partner<br />
oder der Partnerin konstruktiv zu lösen. Übrigens:<br />
Dass Männer <strong>und</strong> Frauen Beziehungsprobleme oft<br />
unterschiedlich lösen - Frauen reden mit ihren<br />
<strong>Fre<strong>und</strong></strong>innen über die verflossene Liebe, Männer<br />
reden mit einem „Kumpel“ über alles andere, aber<br />
nicht über eine zerbrochene Beziehung – ist ein<br />
Verhalten das schon in der Kindheit häufig sichtbar<br />
ist. „Mädchen <strong>und</strong> Frauen treffen sich, um sich auszutauschen,<br />
Jungen <strong>und</strong> Männer, um miteinander<br />
etwas zu erleben“.<br />
Warum geht es doch manchmal schief?<br />
Woran zerbrechen <strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong>en? „Hier muss man<br />
unterscheiden zwischen denen, die aktiv beendet<br />
werden <strong>und</strong> solchen, die einfach auslaufen“, erklärt<br />
Heidbrink. Die bewusste Entscheidung, sich von<br />
einem <strong>Fre<strong>und</strong></strong> oder einer <strong>Fre<strong>und</strong></strong>in zu trennen, ist oft<br />
Folge eines Vertrauensbruchs. „Wenn z. B. intime<br />
Informationen an Dritte weitergegeben werden, verkraften<br />
das viele <strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong>en nicht“.<br />
Laufen Beziehungen aus, habe das hingegen oft<br />
damit zu tun, dass sich die Lebenssituationen von<br />
<strong>Fre<strong>und</strong></strong>en verändern, sie z. B. eine Familie gründen.<br />
Prioritäten verschieben sich <strong>und</strong> das Kind steht an<br />
erster Stelle. Das heißt aber nicht, dass die <strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong><br />
nicht Jahre später reaktiviert werden kann.<br />
Vorausgesetzt, man hat noch gemeinsame Interessen<br />
oder Themen, über die man sprechen kann.<br />
„Bewiesen ist, dass <strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong> mit zunehmendem<br />
Alter seltener wird. Dafür geben viele Senioren an,<br />
dass ihnen die <strong>Fre<strong>und</strong></strong>e, die sie haben, näher stehen<br />
als ihre Verwandten.“<br />
Warum <strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong> manchmal ausgeschlossen<br />
ist<br />
Manchmal sind es aber auch gesell<strong>schaft</strong>liche Strukturen,<br />
die eine <strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong> zerstören, bzw. sie von<br />
vornherein verhindern. Erlaubt eine Gesell<strong>schaft</strong><br />
z.B. überhaupt, dass es <strong>Fre<strong>und</strong></strong><strong>schaft</strong> zwischen<br />
Männern <strong>und</strong> Frauen gibt oder trennt sie beide Geschlechter<br />
so lange voneinander, bis sie verheiratet<br />
sind?<br />
Ist es vielleicht verpönt, <strong>Fre<strong>und</strong></strong>e aus einer anderen<br />
gesell<strong>schaft</strong>lichen Schicht zu haben? Derartige gesell<strong>schaft</strong>liche<br />
Regeln können den Kreis potenzieller<br />
<strong>Fre<strong>und</strong></strong>e stark einschränken. „Je mehr Freiheit man<br />
in der Auswahl seiner <strong>Fre<strong>und</strong></strong>e hat, desto größer ist<br />
auch das Risiko, dass man sich den Falschen oder<br />
die Falsche aussucht. „Gemeinsamkeiten muss man<br />
zunächst suchen <strong>und</strong> genau prüfen, wie der andere<br />
„tickt“.<br />
Diesen Artikel durfte ich mit Erlaubnis von Frau Manuela<br />
Feldkamp (FernUni Hagen), die diesen Artikel<br />
verfasst hat, für unseren<br />
Durchblick veröffentlichen.<br />
Irene Stehmann<br />
Erziehungsleitung<br />
GfS Emsland<br />
Broschüren der KJHB<br />
Die Broschüren Leitbild, Konzeption Profifamilie ®<br />
<strong>und</strong> Rahmenkonzept können Sie sich im Internet auf<br />
unserer Homepage: www.profifamilie.de ansehen.<br />
Ausgabe 78 5 KIM