Freund- schaft - Kinder- und Jugendhilfe Backhaus

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, das Wort Freundschaft hat eine erweiterte oder sogar neue Bedeutung bekommen. Heute haben viele Menschen nicht mehr ein paar Freunde, sondern hunderte. Sie verbringen mit diesen „Freunden“ oft viele Stunden am Tag, ohne sich mit diesen physisch zu treffen. Der Suchtfaktor der sozialen Netzwerke im Internet, wie z.B. facebook, lässt wenig Zeit für reale Besuche übrig. Ist diese Kommunikation im Cyberspace die neue Art von Befriedigung, welche wir von Freundschaften erwarten? Auf der spannenden Suche nach Antworten, werden Für und Wider dieses neuen sozialen Phänomens in einigen Artikeln dieser Ausgabe diskutiert. Des Weiteren zeigen viele Kinder, die in den Einrichtungen der KJHB leben, in diesem Durchblick sehr reflektierte Einblicke zu ihrem Verständnis von Freundschaft. Worte wie „Vertrauen“ und „Ehrlichkeit“ werden wiederholt genannt und die Wichtigkeit von fester und langfristiger Bindung wird in ihren Umschreibungen immer wieder deutlich. Das Word „facebook“ ist dabei nicht gefallen. Ulrike Meiners, Erziehungsleiterin der GfS Emsland, beschäftigt sich in ihrem Artikel (S. 20) mit dem Verhältnis von Bindung und Freundschaft. Ihr Beitrag gibt Ihnen außerdem Einblicke in das Engagement der Profifamilien ® und zeigt Ausschnitte zu den Haltungen der KJHB auf. Was steht für die KJHB im Jahr 2011 an? Wir freuen uns, gleich drei Einweihungen feiern zu können. Die Feier zum Einzug der GfS Berlin in das ehemalige Hotel Marzahner Mühle, die Gründungsfeier der neuen Einrichtung in Vollersode bei Bremen und der offizielle Festakt zum Start der GfS Hamburg stehen an. Dieses Jahr findet des Weiteren die letzte Phase unseres Change Management Prozesses statt. Alle Führungsaufgaben, die das tägliche Handeln betreffen, gehen in die Geschicke von Frau Schauf und Herrn Hugenberg über. Natürlich werden wir weiterhin für die KJHB da sein. Dieser Generationswechsel liegt uns sehr am Herzen. Daher möchten wir alle Leserinnen und Leser dazu auffordern, im kommenden Durchblick zu dem Schwerpunktthema „Generation / Generationswechsel“ etwas beizutragen. Wir freuen uns, von Ihren Erfahrungen lernen zu können. Herzliche Grüße Ihre Familie Backhaus Ausgabe 78 3 KIM
Von der Kameradschaft zur Freundschaft Schaut man in die Zeitungen, ins Internet oder verfolgen wir die Nachrichten im Rundfunk und Fernsehen, so hören wir immer wieder folgende Sätze bezüglich Freundschaften: Chinas Führung zweifelt an Merkels Freundschaft oder eine deutsch-polnische Freundschaft oder EU-Gipfelpoker: Bei Geld hört die Freundschaft auf oder Merkel beschwört deutsch-französische Freundschaft. Ist also die „Freundschaft“ nur in der Politik anzutreffen oder gebrauchen unsere Politiker das Wort „Freundschaft“ missverständlich? Wie sieht es denn in unserem alltäglichen Umfeld aus? Bei Kindern ist es etwas selbstverständliches, dass sie schnell ihren Freund oder ihre Freundin haben und nach Möglichkeit immer versuchen, mit diesen Personen zusammen zu sein. So haben unsere Kleinen bereits im Kindergartenalter ihren Freund oder Freundin und müssen mit diesen spielen und auch gemeinsam den Geburtstag feiern. Aber auch wir Erwachsene kennen es, dass unsere kleinen Kinder schon nach einigen Jahren nicht mehr mit den vorher unzertrennlichen Freunden etwas zu tun haben wollen. Mussten während der Grundschulzeit noch alles auf diese Freundschaft aufgebaut werden, so verändert sich das manchmal in der Zeit der Jugend oder sogar etwas später durch Umzug, Schulwechsel und anderes. Wir wissen, dass Kinderfreundschaften einen wichtigen Aspekt für die Kinder in der frühen Entwicklung darstellen. Die Freundschaften sind geprägt vom gemeinsamen Spiel und stellen eine Basis für den Erwerb von sozialen Tugenden dar. Auch in der Jugendhilfe kennen wir die Tatsache, dass das Wort „Freund oder Freundschaft“ inflationär gebraucht wird. Haben sich zwei Jugendliche gerade kennen gelernt, so sprechen sie schon von „meinem Freund oder meiner Freundin“. Noch schwieriger wird es für uns, wenn wir versuchen Unterscheidungen zu treffen zwischen Freunden, Bekannten oder auch lieben Freunden/Bekannten und dem Freund fürs Leben. Diese Begriffe sind nicht mit den Begriffen „Kameradschaft“ zu verwechseln, die wir aus dem Bereich der Pfadfinder oder der Feuerwehr und Fußballvereinen kennen. Bei Wikipedia 1 habe ich folgende Beschreibung vom Psychologen Goldberg gefunden, der die Phasen von der Kameradschaft zur Freundschaft erklärt: „Goldberg erkennt als erste Phase die Nutzfreundschaften. Sie würden nur geschlossen, solange die Beteiligten aus welchen Motiven auch immer voneinander profitierten. Die zweite Gruppe stellten die Zweckfreundschaften dar: Man geselle sich auch in der Freizeit aus freien Stücken zueinander, um einen bestimmten Zweck zu verfolgen, so wie z. B. Fußballer, die sich zum Fußballspiel treffen, und im Zuge dessen miteinander Zeit verbrächten. Die dritte Phase zur Kameradschaft sei dann die Freundschaft. Sie sei unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass Menschen aus Gründen zueinander kommen, ohne bestimmte Ziele, Zwecke, Nutzen etc. zu verfolgen. Diesen Menschen sei es in ihrer Beziehung zueinander nicht mehr wichtig, ob sie selbst Gewinner oder Verlierer sind; Überlegenheit spielt keine Rolle mehr.“ Aristoteles sagt: „So notwendig wie die Freundschaft ist nichts im Leben“. Dieter Robben Abteilungsleitung GfS Emsland 1 http://de.wikipedia.org/wiki/Freundschaft Wie entsteht Freundschaft und woran zerbricht sie? Dr. Horst Heidbrink von der FernUni Hagen forscht auf dem Gebiet „soziale Beziehungen“ Einige haben wir „unterwegs“ verloren, manche begleiten uns aber bereits seit dem Kindergarten, andere haben wir erst im Erwachsenenalter kennen gelernt. Wie entsteht eigentlich Freundschaft und wie hält man sie „am Leben“? Dr. Horst Heidbrink ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrgebiet Psychologie des Erwachsenenalters, Prof. Dr. Ingrid Josephs, der FernUniversität in Hagen. Er forscht auf dem Gebiet „soziale Beziehungen“, insbesondere zum Thema „Freundschaft“. Drei Voraussetzungen, damit Freundschaft entstehen kann „Es gibt drei Grundvoraussetzungen für Freundschaft“, erklärt der Psychologe. Erstens basiert sie immer auf Freiwilligkeit und grenzt sich damit von formalisierten Beziehungen ab. Formalisiert sind solche Beziehungen, die durch Abmachungen oder Urkunden institutionalisiert sind. Zum Beispiel Ehen oder das durch Abstammungsurkunden formalisierte Eltern-Kind-Verhältnis. „Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Freundschaft nur dann funktioniert, wenn ein Mindestmaß Ausgabe 78 4 KIM
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