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cruiser<br />
DAS<br />
<strong>Februar</strong> <strong>2017</strong> CHF 7.50<br />
GRÖSSTE<br />
SCHWEIZER<br />
GAY-MAGAZIN<br />
Gay-Diven!<br />
Wo sind sie<br />
geblieben?<br />
Schwule vs. Lesben<br />
Die unlustigen Weiber<br />
Portrait<br />
Michi Rüegg<br />
TV Auswanderer<br />
SRF portraitiert Gay-Paar
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Alles dazu auf aids.ch und drgay.ch
3<br />
Editorial<br />
Liebe Leser<br />
<strong>2017</strong> ist bereits ein paar Tage alt und trotzdem fragen wir uns noch, was es wohl bringen wird. Wird<br />
Trump seine vollmundigen Ankündigungen wahr machen? Werden die rechten Stimmen in Europa<br />
weiter zunehmen? Und last but not least: Werden wir endlich mal wieder ein ESC-Finale erreichen?<br />
Fragen über Fragen, da ist es beruhigend, dass wir uns auf eine Konstante verlassen können: Die<br />
Cruiser-Redaktion wird wie gewohnt Neues, Interessantes und zuweilen Kontroverses aus und für die Gay-Community publizieren.<br />
So wenden wir uns in dieser ersten Ausgabe des Jahres u. a. dem nicht allen verständlichen Diven-Kult und dem<br />
schwierigen Verhältnis von Schwulen und Lesben zu. Viel Spass also beim Lesen und Entdecken!<br />
Herzlich; Birgit Kawohl<br />
Stv. Chefredaktorin<br />
inhalt<br />
4 Titel-Thema Viva La Diva<br />
10 Kolumne Michi Rüegg<br />
11 Kultur Buchtipp<br />
13 Thema Schwule v/s Lesben<br />
16 Portrait Michi Rüegg<br />
18 Kolumne Mirko!<br />
20 Reportage Cruiser bei Kiwi-Pools<br />
22 FINGERFERTIG <strong>CRUISER</strong> KOCHT!<br />
24 Kultur Mary Poppins<br />
25 Nachgefragt Die Gay-Auswanderer<br />
26 Reportage 36 Jahre<br />
Moustache Sauna<br />
29 Serie Homosexualität in<br />
Geschichte & Literatur<br />
32 Ratgeber Dr. Gay<br />
33 Kolumne Thommen meint<br />
impressum<br />
<strong>CRUISER</strong> MAGAZIN PRINT<br />
ISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000)<br />
Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Chefredaktor Haymo Empl | Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl<br />
Bildredaktion Haymo Empl, Nicole Senn<br />
Bilder Bilddatenbank. Alle Bilder, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Urheber.<br />
Art Direktion Nicole Senn | www.nicolesenn.ch<br />
Redaktion Print Vinicio Albani, Anne Andresen, Yvonne Beck, Thomas Borgmann,<br />
Bruno Bötschi, Andreas Faessler, Mirko, Moel Maphy, Michi Rüegg, Alain Sorel, Peter<br />
Thommen, Nihat.<br />
Korrektorat | Lektorat Birgit Kawohl<br />
Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.ch<br />
Christina Kipshoven | Telefon +41 (0) 31 534 18 30<br />
WEMF beglaubigte Auflage 11 539 Exemplare<br />
Druck Druckerei Konstanz GmbH<br />
Wasserloses Druckverfahren<br />
REDAKTION UND VERLAGSADRESSE<br />
empl.media, Haymo Empl<br />
Winterthurerstrasse 76, 8006 Zürich<br />
redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Telefon 044 586 00 44 (vormittags)<br />
<strong>CRUISER</strong> MAGAZIN ONLINE<br />
Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />
Haftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende<br />
Angaben auf www.cruisermagazin.ch<br />
Der nächste Cruiser erscheint am 3. März <strong>2017</strong><br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
4<br />
xxx Thema<br />
xxx AuslaufmodelL Gay-Ikone<br />
Viva la<br />
Diva?<br />
Judy Garland, Marlene Dietrich, Marianne Rosenberg, Lady Gaga …<br />
die Liste der von vielen Gays geliebten Diven ist lang. Ihre Verehrung<br />
gehört zur Schwulenkultur wie Regenbogen, CSD und der Eurovision<br />
Song Contest. Doch es scheint, als sterben die Diven allmählich aus.<br />
Ist die Schwulenikone ein Auslaufmodell?<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
Thema<br />
Auslaufmodell Gay-Ikone<br />
5<br />
von Thomas Borgmann<br />
A<br />
ls mein damaliger Tessiner Freund<br />
in den 1980er Jahren auf einer<br />
Bahnfahrt von einem gleichaltrigen<br />
deutschen Mitreisenden gefragt wurde,<br />
welche Musik aus Deutschland er kennen<br />
würde, erntete er mit seiner Antwort<br />
Stirnrunzeln und Irritation: Nicht<br />
Modern Talking, Herbert Grönemeyer<br />
oder Sandra waren dem 25jährigen aus<br />
dem Sottoceneri vertraut, sondern Hildegard<br />
Knef, Marlene Dietrich, Zarah Leander<br />
oder Marianne Rosenberg. Vor allem<br />
Interpretinnen jenseits der Wechseljahre<br />
brachte ich ihm daheim zu Gehör. Nicht<br />
gerade der Mainstream der damaligen<br />
Twens, aber durchaus das gängige Schallplatten-Repertoire<br />
vieler schwuler Haushalte<br />
jener Jahre.<br />
Was faszinierte einen schwulen Mann<br />
im testosteronreichen Alter ausgerechnet an<br />
Sängerinnen oder Schauspielerinnen, die<br />
seinen sexuellen Präferenzen in keiner Weise<br />
entsprechen, sondern vielmehr potenzierte<br />
Weiblichkeit ausstrahlen? Einen Zusammenhang<br />
mit der eigenen Sexualität scheint<br />
es zunächst nicht zu geben, und doch gilt die<br />
Schwärmerei für die Diva als typisch schwul.<br />
«Schwulenikonen,» – der Begriff aus den<br />
und doch gilt die<br />
Schwärmerei für die Diva<br />
als typisch schwul.<br />
späten 1960er und frühen 1970er Jahren ist<br />
wesentlich jünger als die meisten Interpretinnen<br />
selbst – sind nicht unbedingt ein Idol<br />
oder Vorbild, dem der schwule Mann nacheifern<br />
will, sondern eben eine Ikone, die verehrt<br />
und «angebetet» wird.<br />
Wie wird man eine Gay-Ikone?<br />
Zur Schwulen-Ikone wird ein Star nicht unbedingt<br />
durch das Engagement oder Bekenntnis<br />
für homosexuelle Rechte und<br />
Belange. Judy Garland etwa soll sich nicht<br />
besonders für ihre zahlreichen schwulen<br />
Fans interessiert haben. Bette Davis beantwortete<br />
die Frage nach mehr Rechten für<br />
Homosexuelle mit dem Statement «There’s<br />
nothing in it for me», und Donna Summer<br />
bezeichnete Aids in den achtziger Jahren als<br />
Strafe Gottes – geliebt wurde sie und ihre<br />
Musik von vielen schwulen Fans gleichwohl.<br />
Ein zu starkes Bekenntnis zur Homosexualität<br />
aus heterosexuellem Mund kann<br />
sogar als Anbiederung empfunden werden,<br />
was etwa Lady Gaga mit ihrem Lied «Born<br />
this way» erfahren musste. Eine Schwulen-<br />
Ikone ist nicht speziell für die Szene gemacht,<br />
sondern richtet sich mit ihren Liedtexten<br />
und betonter Weiblichkeit eigentlich<br />
eher an ein heterosexuelles Publikum. Es<br />
sind vor allem die mitunter versteckten Botschaften<br />
der Diven sowie ihre gelegentlich<br />
überzeichnete Weiblichkeit, für die viele<br />
Homosexuelle ein besonderes Radar zu<br />
haben scheinen. Dramatische Auftritte, das ➔<br />
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6<br />
Thema<br />
Auslaufmodell Gay-Ikone<br />
Madonna ist (war?) eine Gay-Ikone par excellence. Aber … vielleicht auch ein Auslaufmodell.<br />
Potential zu Pathos und grossen Gefühlen,<br />
aber auch das Unkonventionelle und der<br />
Kampfgeist, sich nach Schicksalsschlägen<br />
nicht unterkriegen zu lassen, machen Diven<br />
für Schwule so empfänglich. Ein Paradebeispiel<br />
dafür ist der Titel des Eurovisions-<br />
Siegerlieds aus 2014, «Rise like a Phoenix»<br />
von Conchita Wurst, die sich bewusst als<br />
androgyne Diva inszeniert. Die Diven sind,<br />
so Steffen Jan Seibel 2015 im ZEITmagazin,<br />
«so wie Heteros die Schwulen sehen». Die<br />
Dramatik und das Schicksal machte auch<br />
Britney Spears zu einer der grössten Schwulenikonen<br />
unserer Zeit. Zunächst als Prinzessin<br />
umjubelt, wurde sie nach einem<br />
Absturz, ihrem kahlrasierten Kopf und<br />
einer Entmündigung in Folge eines Zusammenbruchs<br />
von der Presse als Mutter-<br />
Monster verhöhnt, startete dann aber ein<br />
fulminantes Comeback. Solche Lebensgeschichten<br />
gehen vielen Schwulen ans<br />
Herz, weil sie Ausgrenzung oft selbst erfahren<br />
haben.<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong><br />
Die Diva als Wegbereiter für die<br />
schwule Emanzipation<br />
Einen Erklärungsansatz für die «Faszination<br />
Diva» liefert der Journalist Martin Trevor in<br />
einem Artikel auf huffingtonpost.com, wo er<br />
einen US-amerikanischen Gender-Studies-<br />
Professor zitiert: «Frauen, die als Ikonen gelten,<br />
definieren ihr Selbst auf ihre ganz eigene<br />
Weise.» Dieses Gebaren, schreibt Martin,<br />
komme insbesondere bei Menschen gut an,<br />
die zu einer Minderheit gehörten und aus<br />
dem Rahmen fielen Die Identifikation mit<br />
diesen Frauen ist zweifellos einer der Gründe<br />
für die Begeisterung, die Diven bei vielen<br />
Schwulen auslösen können.<br />
Auch das Image der abgebrühten und<br />
intelligenten «Femme fatale» der Diven übt<br />
eine grosse Faszination auf viele schwule<br />
Männer aus. Äusserlich zart und zerbrechlich<br />
wirkend, liegen ihre Waffen nicht in der<br />
körperlichen Kraft, sondern in rhetorischen<br />
und mentalen Fähigkeiten: Eine scharfe<br />
«Heteromänner leben ihre<br />
Aggression durch<br />
Faustkämpfe und Sport<br />
aus, Schwule durch spitze,<br />
pointierte Kommentare.»<br />
Zunge, bissige Ironie und Schlagfertigkeit<br />
sind Mittel, die auch viele Schwule beherrschen.<br />
«Heteromänner leben ihre Aggression<br />
durch Faustkämpfe und Sport aus,<br />
Schwule durch spitze, pointierte Kommentare»,<br />
schreibt der US-amerikanische Autor<br />
Daniel Harris in seinem Buch «The Rise and<br />
Fall of Gay Culture». Für ihn wie auch für<br />
andere Autoren steht fest, dass die Diven-<br />
Verehrung durchaus eine politische Bedeutung<br />
hat. Durch die Imitation weiblicher
Thema<br />
Auslaufmodell Gay-Ikone<br />
7<br />
Hollywoodlegenden schufen die Schwulen<br />
in den USA ihre eigenen Verhaltensweisen,<br />
eine eigene Subkultur und eine Gruppenidentität,<br />
die wiederum ihr kollektives<br />
Selbstbewusstsein so sehr stärkte, dass sie<br />
sich zu wehren begannen. Damit wurde in<br />
der Mitte des letzten Jahrhunderts in den<br />
USA der Grundstein für die schwule Bürgerrechtsbewegung<br />
gelegt. Daniel Harris dazu:<br />
«Die tief im homosexuellen Mann verankerte<br />
Gewohnheit, die unbesiegbare Persönlichkeit<br />
der Diva auf sich selbst zu projizieren,<br />
war der psychologische Wegbereiter für<br />
den politischen Widerstand, der sich in den<br />
Sechziger- und Siebzigerjahren formierte.»<br />
Damals habe sich die «innere Diva» der<br />
Schwulen «aus dem Gefängnis der Fantasiewelt<br />
befreit», so Harris, und er bilanziert, dass<br />
es «im Kern bei der Verehrung der Diva nicht<br />
um die Diva selbst geht, sondern darum, einer<br />
unwirtlichen Realität zu entfliehen.»<br />
Einen weiteren Aspekt der Diven-Verehrung<br />
sieht Daniel Harries in der Möglichkeit,<br />
die unterdrückten gleichgeschlechtlichen<br />
Sehnsüchte und Bedürfnisse in einer<br />
Zeit auszuleben, als Homosexualität noch<br />
strafbar war und geächtet wurde. Durch die<br />
starke Identifizierung mit den Diven hätten<br />
sich homosexuelle Männer in ihrer Vorstellung<br />
selbst in die Person der schönen Schauspielerin<br />
hineinprojiziert und gewissermassen<br />
«mit ihnen die Rollen getauscht.»<br />
So konnten sie in ihrer Fantasie all die Männer<br />
verführen, die im realen Leben für sie unerreichbar<br />
waren. Auch der Tabubruch mit gesellschaftlichen<br />
Konventionen, etwa wenn<br />
Marlene Dietrich 1930 im Hosenanzug singt,<br />
dass Männer sie umschwirren, wie Motten das<br />
Licht («Ich bin von Kopf bis Fuss auf Liebe ➔<br />
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K. Kvarnström & Co/<br />
Kulturhuset Stadsteatern Stockholm<br />
piano piano<br />
Eine Choreografie von Kenneth Kvarnström,<br />
Örjan Andersson und Ina Christel Johannessen<br />
24. bis 26. <strong>Februar</strong> <strong>2017</strong><br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
8<br />
Thema<br />
Auslaufmodell Gay-Ikone<br />
Gloria Gaynor hat mit ihrem «I Will Survive» heute noch Kultstatus und performt ihren Hit nach wie vor.<br />
eingestellt») oder Zarah Leander in der Zeit<br />
schlimmster Schwulenverfolgung fragt «Kann<br />
denn Liebe Sünde sein», bietet natürlich schon<br />
rein textlich ein breites Identifikationspotential<br />
für homosexuelle Menschen. Joachim<br />
Heider, der Songschreiber und Produzent von<br />
Marianne Rosenberg, schrieb für die junge<br />
Schlagersängerin in den 1970er Jahren bewusst<br />
Lieder mit besonderem Augenmerk auf<br />
die Gay-Community, nachdem er entdeckte,<br />
dass die Songs der Rosenberg vor allem von<br />
Schwulen goutiert wurden. Fast immer ging es<br />
dabei um Männer, die man nicht bekommt.<br />
«Fremder Mann, schau mich an, du bist schuld<br />
daran» hiess einer ihrer Hits aus dem Jahr<br />
1973, als viele schwule Männer ihre Sehnsüchte<br />
bestenfalls im Verborgenen ausleben konnten.<br />
«Als ich 16 war«, so Marianne Rosenberg<br />
in einem Interview vom 7. März 2008 in<br />
www.welt.de, «musste mein Produzent mich<br />
noch darauf aufmerksam machen. Der hat<br />
noch nicht veröffentlichte Stücke von mir in<br />
Diskotheken getestet, auch in Schwulenclubs.<br />
Der hat das Phänomen entdeckt und die Musik<br />
auch daraufhin produziert.» Marianne Rosenberg<br />
wurde also quasi ohne es zu merken von<br />
den Schwulen annektiert, weil ihr Songschreiber<br />
das ganze Potenzial dieser besonders treuen<br />
Fans erkannte. Evergreens wie «Ich bin wie<br />
du» oder «Er gehört zu mir» entstanden in der<br />
Folge und wurden geradezu zu Slogans der erstarkenden<br />
Schwulenbewegung.<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong><br />
Eine aussterbende Spezies?<br />
Der Divenverehrung beinhaltet also wesentlich<br />
mehr politische Aspekte als lediglich die<br />
Lieferung einer schrillen Vorlage für Drag<br />
Queens oder Travestie. In den vergangenen<br />
Jahrzehnten war sie für viele Schwule ein<br />
Mechanismus der half, die schwierige Lebensrealität<br />
von Verbot und Verborgenheit<br />
besser zu bewältigen. Die Identifizierung mit<br />
den weiblichen Stars, oder auch ihre Imitation<br />
auf Travestie-Shows und in der Szene,<br />
ermöglichte vielen schwulen Männern, die<br />
eigenen Sehnsüchte zumindest gedanklich<br />
auszuleben und sich von einem feindlich erscheinenden<br />
Umfeld abzugrenzen. Textzeilen<br />
gaben die Möglichkeit, das zu singen und<br />
lautstark auszurufen, was man sich zu sagen<br />
kaum traute – auf Konzerten oder in Diskotheken<br />
zudem noch mit einem Gefühl der<br />
starken Gemeinschaft unter Seinesgleichen,<br />
Das lässt vermuten, dass das Phänomen<br />
der Schwulenikonen mit zunehmender Akzeptanz<br />
der Homosexualität in der Gesellschaft<br />
an Bedeutung verlieren kann. Wenn<br />
ein schwuler Mann genauso akzeptiert wird<br />
wie ein heterosexueller Geschlechtsgenosse,<br />
werden zumindest die Flucht- oder Ersatzwelten<br />
überflüssig, in denen er seine Gefühle<br />
ausleben kann. Und tatsächlich scheint die<br />
Zeit der grossen Schwulenikonen des letzten<br />
Jahrhunderts vorbei. Ganz aussterben werden<br />
die Diven als schwulenkulturelles Phänomen<br />
die Botschaften der Ikonen<br />
verändern sich.<br />
aber sicherlich nicht, dafür lechzt die schwule<br />
Seele nach wie vor zu sehr nach Glanz, Glamour<br />
und grossen Gefühlen. Aber die Botschaften<br />
der Ikonen verändern sich: Nicht<br />
mehr Sehnsucht oder unerfüllte Liebe wie bei<br />
Zarah Leander und Marianne Rosenberg stehen<br />
heute im Vordergrund, sondern Provokation<br />
und Pride wie bei Madonna oder<br />
Beyoncé. Letztere röhrt etwa in einer Armeekluft<br />
in dem Videoclip zu «Run the World»<br />
von einem Regiment der Frauen und visioniert<br />
damit eine Welt, in der die soziale Dominanz<br />
des Heteromanns überwunden ist.<br />
Dass die Diven von heute aber zu politischen<br />
Agitatoren mutieren werden, ist indes nicht<br />
zu erwarten. Das Tragikpotential zwischenmenschlicher<br />
Beziehungen wird auch künftig<br />
dafür sorgen, dass bei Hymnen wie «Strong<br />
enough» von Cher oder «I will survive» von<br />
Gloria Gaynor viele Schwule genauso den<br />
Saal oder die Disco zum Kochen bringen, wie<br />
es auch deren durchaus schwulenemanzipatorisch<br />
zu interpretierender Song «I am what I<br />
am» vermag.
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong><br />
9
10<br />
KOLUMNE<br />
MICHI RÜEGG<br />
Die absolute reine Wahrheit,<br />
postfaktisch<br />
Michi Rüegg passt sich dem Zeitgeist an und<br />
ersetzt Fakten durch … äh … irgendwas anderes.<br />
VON Michi Rüegg<br />
M<br />
an kann und soll Donald Trump<br />
vieles vorwerfen. Doch der neue<br />
US-Präsident hat auch seine guten<br />
Seiten. Er ist der Prophet des Postfaktischen.<br />
Ihm sei Dank, müssen wir künftig<br />
nicht mehr pausenlos die Wahrheit sagen.<br />
Im postfaktischen Zeitalter ist nichts,<br />
wie es ist. Auf einschlägigen Online-<br />
Portalen dürfen wir endlich so alt sein, wie<br />
wir uns tatsächlich fühlen. Da begegnet<br />
man schon mal einem 43-Jährigen, der seit<br />
anderthalb Jahren AHV bezieht. Und unsere<br />
Penisse sind – unabhängig von ihrer<br />
Länge – alle XXL. Zum Beweis kaufe man<br />
den winzigsten Kindersneaker, den die bei<br />
Dosenbach im Sortiment haben, und fotografiere<br />
Glied und Schuh nebeneinander<br />
sowie im richtigen Winkel. Selbstverständlich<br />
sind auch Menschen mit Erektionsstörungen<br />
grandiose Tops («sorry, das<br />
kommt vom Kiffen») und auch wer bei der<br />
kleinsten Penetrationsbemühung «aua,<br />
aua» schreit, ist nach nicht anzuzweifelnder<br />
Selbstproklamation ein Powerbottom.<br />
Das postfaktische Zeitalter mag im<br />
medialen Kontext den Anhängern der Aufklärung<br />
– zu denen ich mich zähle – zwar<br />
gewisse Ängste einjagen. Die sich im<br />
Niedergang befindliche Qualität des Journalismus’<br />
bringt jedoch auch eine nie dagewesene<br />
medienkritische Haltung hervor.<br />
Neulich teilte einer meiner Facebook-<br />
Freunde einen Artikel von «20 Minuten»,<br />
in dem stand, einer britischen Touristin<br />
drohe in den Emiraten die Todesstrafe, weil<br />
sie irgendwas nicht getan habe. Die englischen<br />
Original-Artikel, aus denen das Gratis-<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong><br />
Newsportal abschrieb, hatten die Todesstrafe<br />
als theoretisch und im absolut<br />
undenkbar absurdesten Fall anwendbare<br />
Bestrafung irgendwo im Text genannt. Bei<br />
«20 Minuten» reichte bereits der Titel aus,<br />
um uns die unmittelbar bevorstehende<br />
Steinigung der Dame vor Augen zu führen.<br />
Christoph Blocher wurde<br />
als Frau geboren.<br />
Der Empörungsgrad in den zahlreichen<br />
Kommentaren dürfte den Erwartungen<br />
der Redaktion entsprochen haben.<br />
Doch in einem Punkt waren sie bemerkenswert:<br />
Die meisten Kommentatoren<br />
begannen ihre Hasstiraden auf Araber<br />
sinngemäss mit «Also wenn das wirklich<br />
stimmt, dann …» Ha! Als ich jung war,<br />
ging man davon aus, dass etwas, wenn es<br />
in der Zeitung stand, zu einem angemessenen<br />
Grad eine Wahrheit darstellt. Heute<br />
liest man einen Text in einem Gratisblatt<br />
und empört sich nur noch unter der Bedingung,<br />
dass der dargestellte Sachverhalt<br />
tatsächlich korrekt wiedergegeben ist. Wir<br />
lesen und regen uns tierisch auf, nehmen<br />
dabei aber bewusst in Kauf, dass wir angelogen<br />
werden.<br />
In diesem Sinne erlaube ich mir, in<br />
dieser Kolumne ein paar schockierende<br />
Enthüllungen preiszugeben, für deren<br />
Wahrheitsgehalt ich als Autor leider keine<br />
Verantwortung übernehmen kann.<br />
1. Christoph Blocher wurde als Frau<br />
geboren. Er verkleidete sich als Mann, weil<br />
zu Beginn seiner politischen Karriere das<br />
Frauenstimmrecht noch nicht eingeführt<br />
war. Alle seine Kinder zeugte sein neulich<br />
verstorbener Bruder Gerhard zusammen mit<br />
Silvia – mit Ausnahme von Magdalena. Sie<br />
ist ein Original-Klon von Christoph, der<br />
aber offiziell als Frau lebt.<br />
2. In der Weltwoche-Redaktion arbeiten<br />
nur Männer, weil Roger Köppel stockschwul<br />
ist. Die Redaktoren haben in der<br />
Mitte des Raums eine Cocktailbar eingerichtet,<br />
an der sie in Baströckchen sitzen und<br />
minderjährigen nackten Flüchtlingen in den<br />
Schritt fassen. Jeweils am Mittwoch machen<br />
sie Pause und schreiben schnell irgendeinen<br />
Scheiss zusammen, der jeweils am Donnerstag<br />
am Kiosk käuflich zu erwerben ist.<br />
3. Bundesrätin Doris Leuthard besitzt<br />
kein Herz im herkömmlichen Sinne.<br />
An seiner Statt wurde ihr im Rahmen eines<br />
Experiments des Paul-Scherrer-Instituts<br />
in den 70er-Jahren ein Mini-Atomkraftwerk<br />
eingebaut. Deshalb strahlt sie<br />
auch so penetrant. Nach rund vierzigjähriger<br />
Laufzeit müsste es eigentlich bald mal<br />
abgeschaltet werden.<br />
Wie gesagt, über den Wahrheitsgehalt<br />
dieser News darf man ruhig seine eigene<br />
Meinung haben. Aber es ist nichtsdestoweniger<br />
wichtig, dass derart schockierende<br />
Wahrheiten unabhängig von ihrer inhaltlichen<br />
Korrektheit den Weg an die Öffentlichkeit<br />
finden.
Kultur<br />
Buchtipp<br />
11<br />
Ren Hang –<br />
der stille Rebell<br />
Ren Hang sieht nicht wirklich wie ein Rebell aus. Der schmalbrüstige und<br />
von Natur aus scheue 28-jährige Pekinger Fotograf steht nichtsdestotrotz<br />
an der Spitze des Kampfes chinesischer Künstler für ihre kreative Freiheit.<br />
Von Moel Maphy<br />
W<br />
ie sein grosses Vorbild Ai Weiwei<br />
produziert Ren Werke, die als Gefahr<br />
für die Gesellschaft und den<br />
kommunistischen Staat eingestuft werden.<br />
Ren behauptet: «Die Politik meiner Bilder<br />
hat nichts mit China zu tun. Es ist die chinesische<br />
Politik, die sich in meine Kunst einmischen<br />
will.»<br />
Warum? Weil seine Modelle – Freunde<br />
und in zunehmendem Masse Fans – nackt<br />
sind, oftmals im Freien, hoch in Baumkronen<br />
oder auf den schwindelerregenden Dächern<br />
von Peking, mal aufeinandergestapelt<br />
wie Bücher, mal in Kraken gewickelt, mit<br />
Vögeln auf den Armen, inmitten von Kakteenwäldern,<br />
mit Telefonleitungen und Blumen,<br />
die aus Körperöffnungen spriessen …<br />
was auch immer ihm gerade in den Sinn<br />
kommt oder an Requisiten in die Hände<br />
fällt. Seine Bilder sind explizit, radikal, witzig<br />
und verletzen moralische und soziale Tabus<br />
Chinas, auch indem sie Genderfragen<br />
thematisieren und traditionelle Geschlechterrollen<br />
infrage stellen. In einem Interview<br />
fragte ihn 2013 die Zeitschrift VICE, warum<br />
man so oft Schwänze auf seinen Bildern<br />
sehe. Ren antwortete: «Es sind nicht nur<br />
Schwänze, an denen ich interessiert bin, ich<br />
bilde jedes Organ gerne auf frische, lebendige<br />
und emotionale Weise ab. Geschlecht ist<br />
nicht wichtig, wenn ich Fotos mache, es<br />
spielt nur eine Rolle, wenn ich Geschlechtsverkehr<br />
habe.» Junge Fans verfolgen eifrig<br />
seine Website und seine Beiträge bei Facebook,<br />
Instagram und flickr. Seine Fotos waren<br />
in seiner kurzen fünfjährigen Karriere<br />
bereits Gegenstand von über 20 Einzel- und<br />
70 Gruppenausstellungen in so unterschiedlichen<br />
Städten wie Tokio, Athen, Paris, New<br />
York, Kopenhagen, Frankfurt, Wien und, ja,<br />
sogar Peking. Im Eigenverlag hat er sieben<br />
Monografien in winzigen Auflagen veröffentlicht,<br />
die inzwischen für bis zu 530 Euro<br />
pro Stück gehandelt werden.<br />
Buchtipp<br />
TASCHENs Ren Hang ist seine erste internationale<br />
Publikation und umfasst seine gesamte<br />
bisherige Karriere, mit bekannten Lieblingsbildern<br />
und vielen nie zuvor veröffentlichten<br />
Fotos. Hardcover, 22,5 × 30 cm, 312 Seiten<br />
Preis 48.80<br />
ISBN 978-3-8365-6207-2<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
12<br />
Kultur<br />
Buchtipp<br />
Wenn die<br />
Fremde lockt<br />
«Mein schwules Auge 13» verbindet einmal mehr verschiedenste<br />
Kunstformen und regt zum Nachdenken an.<br />
Von Birgit Kawohl<br />
W<br />
ie jedes Jahr ist der konkursbuch-Verlag<br />
mit einer neuen<br />
Ausgabe seines «schwulen Auges»<br />
heraus, immerhin ist es bereits die 13. Thema<br />
ist das Fremde, ein Thema, das sicherlich im<br />
vergangenen Jahr jeder als omnipräsent<br />
empfunden hat. Kann dies also noch einen<br />
Reiz ausmachen?<br />
Ja, das geht, denn wie immer gelingt<br />
den Herausgebern auch dieses Mal eine kluge<br />
Mischung von Bild und Textmaterial. Im<br />
Vorwort wird darauf hingewiesen, dass das<br />
Fremde ganz unterschiedlich auftreten<br />
kann, fühlt man sich nicht zuweilen in der<br />
Heimat fremd, ist fremd nicht manchmal ein<br />
Synonym für Anderssein oder gar das Innehaben<br />
einer Aussenseiterrolle?<br />
Bei der Bildauswahl wird die Thematik<br />
an einigen Stellen sofort klar, zum Beispiel<br />
bei Männern in orientalischer Kleidung,<br />
an anderen muss man sich erst<br />
einmal ein paar Gedanken machen, beispielsweise<br />
bei einem an ein Pissoir angeketteten<br />
Mann in Adidas-Sportsocken.<br />
Aber das Gedankenmachen war ja neben<br />
der Unterhaltung immer eine Intention des<br />
«Auges», so bleiben sich die Macher ihrer<br />
Linie treu. Wer neben den Fotos noch etwas<br />
Lesefutter haben möchte, wird ebenfalls<br />
gut bedient: Die ausgewählten Beiträge geben<br />
Einblicke in viele Facetten schwuler<br />
Kultur, geboten wird vom Gedicht über<br />
Reiseberichte bis hin zu Erzählungen eine<br />
breite Palette an humorvollen, anregenden<br />
und nachdenklichen Texten.<br />
Ein Buch also, das zugleich Interesse<br />
weckt und – nun ja: befriedigt, so etwas findet<br />
man selten.<br />
Buchtipp<br />
Rinaldo Hopf, Axel Schock (Hg.):<br />
Mein schwules Auge 13. Das Jahrbuch der<br />
schwulen Erotik 2016/<strong>2017</strong>.<br />
Tübingen: konkursbuch 2016.<br />
320 Seiten<br />
Preis CHF 23.90<br />
ISBN 9783887695538<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
Thema<br />
Lesben v/s Schwule<br />
13<br />
We are Family.<br />
Sind wir das?<br />
Momentan kocht es mal wieder in der LGBTQI-Community. Lesben fühlen<br />
sich von Schwulen diskriminiert und verdrängt. Nun: Streit kommt in<br />
den besten Familien vor, trotzdem sollte das gemeinsame Ziel nicht aus<br />
den Augen verloren werden.<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
14 Thema<br />
Lesben v/s Schwule<br />
Von Yvonne Beck<br />
E<br />
s wird viel gejammert, aber kaum jemand<br />
kriegt den Hintern hoch.<br />
Gleichberechtigung wird nicht auf<br />
dem goldenen Tablett serviert, sie muss noch<br />
immer erkämpft werden. Doch wenn es mal<br />
nicht so einfach geht, dann sucht man sich<br />
am besten einen Sündenbock. Am besten einen<br />
aus einer sogenannten «Randgruppe»<br />
bzw. Minderheit, mit denen kann man sich<br />
nämlich leichter anlegen. Aber wenn Minderheiten<br />
anfangen, gegen Minderheiten zu<br />
kämpfen, dann wird es gefährlich.<br />
Es ertönt die Forderung nach grösserer<br />
Sichtbarkeit in der Community. Mensch,<br />
Mädels, dann macht Euch doch sichtbar!<br />
Wir selbst müssen unseren Platz verteidigen<br />
und können nicht von Schwulen-Verbänden<br />
erwarten, dass sie ständig für uns mitreden.<br />
Ja, auch ich wurde in der Öffentlichkeit<br />
von einem Schwulen schon als «eklige<br />
Scheiss-Lesbe» tituliert, aber deshalb fühle<br />
ich mich nicht von der gesamten Schwulen-<br />
Community diskriminiert. Vollpfosten gibt<br />
es überall, ob schwul, lesbisch, hetero,<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong><br />
schwarz oder weiss … Oberflächliche, dumme<br />
Partytunten gibt es genauso wie männerhassende<br />
Kurzhaarlesben. Aber ich sehe mich<br />
durchaus nicht als schwaches Opfer, denn in<br />
diesem Fall hätte ich bereits von vornherein<br />
verloren. Es ist wichtig sich zur Wehr zu setzen,<br />
sich nicht in eine Ecke drängen zu lassen,<br />
aber es kommt darauf an, wie wir es machen.<br />
«Wir können nicht von<br />
Schwulen-Verbänden<br />
erwarten, dass sie ständig<br />
für uns mitreden.»<br />
Frustrierte Mannsweiber<br />
Warum schwingt bei vielen Lesben immer<br />
das Bild der latent aggressiven und frustrierten<br />
Frau mit? Selbst in der LGBTQI-Community<br />
ist inzwischen von den «unlustigen<br />
Weibern» die Rede. Ja, Schwule sind präsenter,<br />
ob am CSD, in der Partyszene oder den<br />
Medien. Aber es ist nicht ihre Schuld, dass<br />
(und dies ist ein weltweites Phänomen) immer<br />
mehr Frauen-Lokale, -Clubs und -Einrichtungen<br />
schliessen müssen. Wenn fünf<br />
Frauen zwei Yogi-Tees bestellen, rentiert sich<br />
das auf Dauer einfach nicht. Und wenn man<br />
zu Frauenpartys rucksackweise Prosecco-<br />
Döschen schmuggelt, da man zu geizig ist,<br />
welchen an der Bar zu kaufen, dann schiessen<br />
wir uns damit nur selber ins Bein. Sprich:<br />
Manchmal müssen wir die Schuld auch in<br />
unseren eigenen Reihen suchen.<br />
Und jetzt bitte nicht das Gejammer,<br />
Frauen könnten sich durch schlechtere Bezahlung<br />
die hohen Gastropreise nicht leisten.<br />
Das mag vielleicht in Berlin gelten, aber<br />
für die meisten CH-Damen zählt das sicher<br />
nicht. Einfach mal ein Gläschen weniger<br />
trinken und überlegen, ob ich mit dem Getränk<br />
von der Bar nicht in gewisser Weise<br />
die lesbische Szene unterstütze. Lesben pran-
Thema XXX<br />
Lesben v/s Schwule XXX<br />
15<br />
«Oberflächliche, dumme<br />
Partytunten gibt es<br />
genauso wie männerhassende<br />
Kurzhaarlesben.»<br />
gern an, dass schwule Männer beim Zürich-<br />
Pride-Festival ihren Fokus auf den Kommerz<br />
legen. Gleichzeitig regt man sich auf,<br />
dass Lesben-Verbände bedeutend weniger<br />
finanzielle Mittel haben als Schwulen-Organisationen.<br />
Was für ein Dilemma … Aber<br />
den Ausweg daraus können wir nur selber<br />
finden und Schuldzuweisungen bringen uns<br />
«Lesben prangern an,<br />
dass schwule Männer<br />
beim Zürich-Pride-<br />
Festival ihren Fokus auf<br />
den Kommerz legen.»<br />
da sicher nicht weiter. Lesben verschwinden<br />
immer mehr aus der Öffentlichkeit. Das Berliner<br />
Magazin «Siegessäule» spricht gar vom<br />
Verschwinden einer Identität. Wir müssen<br />
also für unsere lesbische Identität kämpfen,<br />
was aber nicht gegen Schwule bedeutet.<br />
Die Öffentlichkeit nimmt Lesben<br />
nicht wahr …<br />
… weil wir in den Medien zu wenig präsent<br />
sind und die Armee der Schwulen uns verdrängt.<br />
Was für ein Quatsch. Lesbenpaare mit<br />
jeder Menge Schmusesex sind in der TV-Serienlandschaft<br />
nicht mehr wegzudenken. Und<br />
immer mehr Hollywood-Junglesben gehen<br />
mit ihrer Sexualität ganz selbstverständlich<br />
um. Ja, eigentlich sollte man dies als grossen<br />
Fortschritt betrachten, doch mir macht es in<br />
gewisser Weise eher Angst, denn diese Entwicklung<br />
hat nur wenig mit der angestrebten<br />
Gleichberechtigung zu tun. Sie ist eher ein<br />
Zeichen dafür, dass die Öffentlichkeit Lesben<br />
nicht wirklich ernst nimmt. Lesben scheinen<br />
keine Bedrohung darzustellen und werden<br />
daher eher «akzeptiert». Schwulen Männern<br />
hingegen tritt man viel aggressiver gegenüber.<br />
Wollen wir also, dass man uns aggressiver entgegentritt?<br />
Sicher nicht, ehrlich gesagt ist beides<br />
nicht akzeptabel. Für unseren Auftritt in<br />
der Öffentlichkeit und unsere Sichtbarkeit<br />
sind wir jedoch auch selbst verantwortlich.<br />
Aufmerksamkeit erreicht man nicht im stillen<br />
Kämmerlein. Wir sind bequem geworden und<br />
wenn uns was nicht passt, geben wir einfach<br />
anderen die Schuld. Der echte Kampfgeist unserer<br />
«Vorfahren» ist uns fremd.<br />
Was wollen wir?<br />
Und mit «wir» meine ich die gesamte LGBT-<br />
QI-Community. Akzeptanz und Gleichberechtigung<br />
werden wir nie erreichen, wenn<br />
wir uns innerhalb der Community zerfleischen.<br />
Das, wofür die Szene vor Jahren auf<br />
die Strasse ging und kämpfte, nehmen wir<br />
heute als viel zu selbstverständlich hin, dabei<br />
ist es fragiler, als wir denken. Vielleicht sogar<br />
fragiler als je zuvor. Und es macht mich<br />
wütend, denn diese ständigen internen<br />
Streitigkeiten sind mehr als kontraproduktiv.<br />
Wie wäre es mal zur Abwechslung mit<br />
einem Mit- statt Gegeneinander? Getreu<br />
dem alten Motto «We are Family».<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
16<br />
Portrait<br />
Michi Rüegg<br />
«Faulheit ist<br />
toll»<br />
Er sagt, was er denkt und eckt damit schon mal an. Michi Rüegg mag die<br />
Provokation, kennt aber die Grenzen und gibt sich bei Bedarf ganz seriös.<br />
Dennoch fühlt sich der spitzzüngige Cruiser-Kolumnenschreiber am wohlsten,<br />
wenn irgendwo die Kacke dampft.<br />
Von Andreas Faessler<br />
K<br />
olumnenschreiber, freier Journalist,<br />
Redaktor, Mediensprecher, Kommunikationsberater,<br />
Texter, Konzepter,<br />
Buchautor, Theaterregisseur, Dozent … Es<br />
scheint nur wenig zu geben, das Michi Rüegg<br />
nicht ist oder bereits einmal war. Die Cruiser-<br />
Leser kennen ihn hauptsächlich als Schreiber.<br />
Seit zehn Jahren liest man hier regelmässig<br />
seine spitzzüngigen Leitartikel – unlängst hat<br />
er es sich dabei mit den Lesben verscherzt.<br />
Aber das lässt Rüegg ziemlich kalt, er mag die<br />
Provokation, wie er sagt. Und wenn er provoziert,<br />
dann gibt er je nach Situation gleich<br />
auch möglichst viel oder gar alles von sich<br />
preis, denn so mache man sich – so Rüegg –<br />
nicht erpressbar.<br />
«Natürlich gibt es eine Grenze zwischen<br />
Offenheit und Unverschämtheit. Undiplomatisch<br />
bin ich selten», sagt er. Das<br />
nicht zu sein, hat der 39-Jährige spätestens<br />
dann gelernt, als er Kommunikationsbeauftragter<br />
der Direktion der Justiz und des Innern<br />
Kanton Zürich wurde. Auch in seinem<br />
momentanen Job als Kommunikationsleiter<br />
des Sozialdepartements der Stadt Zürich<br />
sind seriöses Auftreten und Diplomatie das<br />
A und O. Zwar hätte ihn die SVP am liebsten<br />
brennen sehen, nachdem Rüegg einst in seinem<br />
Zeitungsbericht über deren Albisgüetlitagung<br />
den dort servierten Hackbraten ins<br />
Zentrum des Geschehens stellte. Aber wirklich<br />
undiplomatisch war das ja nicht – wenn<br />
es sonst nichts zu berichten gab? «Sowieso<br />
blicken die wenigsten durch, dass der bissige<br />
Schreiber Michi Rüegg dieselbe Person ist<br />
wie der Pressesprecher Michael Rüegg», sagt<br />
er amüsiert.<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong><br />
Leidenschaftlich ruhelos<br />
2008/09 war Rüegg als Kommunikationschef<br />
massgeblich an der Organisation der<br />
EuroPride in Zürich beteiligt, war anschliessend<br />
einige Jahre Vorstandsmitglied<br />
der Homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich<br />
(HAZ) und organisiert seit 2014 für das Pink<br />
Apple-Filmfestival die Medienarbeit. Die<br />
vielen Stationen und Tätigkeitsfelder in seinem<br />
Lebenslauf erklärt er mit seiner Unstetigkeit<br />
und Ungeduld. «Ich brauche laufend<br />
was Neues. Ich habe eine starke Aversion<br />
gegen das Daily Business.»<br />
Besonders viel Spass am Job habe er,<br />
wenn der Betrieb aus den Fugen gerate. «Ich<br />
brauche einen gewissen Druck im Leben. Ich<br />
komme in mein Element, wenn ich den Abgrund<br />
vor Augen habe, wenn die Kacke am<br />
Dampfen ist.» Aber so richtig dampfen will<br />
die Kacke auf den Zürcher Ämtern nicht, weshalb<br />
Michi Rüegg sich demnächst beruflich<br />
schon wieder verändern will, wie er verrät.<br />
Wohin soll die Reise gehen? «Wenn Tante<br />
Trudi sterben und mir Geld vermachen würde,<br />
täte ich eine Beiz auftun.» Das klingt nach<br />
einem Plan. Aber Michi Rüegg hat keine Tante<br />
Trudi und wird somit weiter der «verhinderte<br />
Gastwirt» bleiben, als den er sich insgeheim<br />
sieht. Immerhin: Er will sich demnächst zum<br />
Weinexperten ausbilden lassen. In seinem<br />
Keller nämlich lagert seine «dritte Säule» –<br />
immer liquid zu sein, ist ihm wichtig.<br />
Aus Langeweile zum Bühnenautor<br />
Ein Schreiber aber ist und bleibt Michi Rüegg<br />
weiterhin, das wurde ihm dem Anschein<br />
nach in die Wiege gelegt, obschon er von sich<br />
selbst sagt, er habe nie was «Richtiges», nie<br />
was Gescheites gelernt. Aber er scheint dennoch<br />
etwas goldrichtig gemacht zu haben.<br />
Wie wäre er sonst je dazu gekommen, Sprecher<br />
für so wichtige Ämter zu werden? Oder<br />
für die Migros Werbespots zu produzieren<br />
und für Erich Vock Bühnenprogramme zu<br />
schreiben? Angefangen hat er Letzteres einst<br />
aus purer Langeweile. Als ihm Däumchendrehen<br />
zu monoton geworden war, schrieb Rüegg<br />
im Jahr 2000 einfach mal ein Theaterstück.<br />
Die Weichen schienen gestellt – der Autor<br />
wurde bald auch Regisseur und gar Theatergründer<br />
– das Dr.-Karl-Landsteiner-Jubiläums-Theater<br />
ist Michi Rüeggs «Kind». Aktuell<br />
arbeitet er nebenbei für den Sänger Leo<br />
Wundergut: Der Liederabend «Davon geht<br />
die Welt nicht unter» feiert am 4. März Premiere<br />
in Miller’s Studio.<br />
Rüeggs Texte entstehen meist nicht im<br />
Rahmen des Schreibprozesses, sondern er<br />
hat sie grundsätzlich fast fixfertig im Kopf –<br />
lange bevor sie überhaupt zu Blatte geschrieben<br />
sind. Und wie Rüegg eben so ist, sind<br />
diese Texte hauptsächlich satirischen, humoristischen<br />
und ironischen Charakters.<br />
Als potenziellen Projektstoff führt er seine<br />
Aversion gegen Büros an, die er dereinst als<br />
Buch herauszugeben in Erwägung zieht.<br />
Doch alles zur Zeit – wir erinnern uns: Er ist<br />
ja eher der Unstetigkeit verpflichtet. Und da<br />
ist schliesslich immer noch der verhinderte<br />
Gastwirt, der in ihm schlummert. Beim Kochen<br />
nämlich, so Rüegg, könne er richtig<br />
fleissig sein. Auf alles andere treffe das nicht<br />
zu – behauptet er. «Ich bin faul. Faulheit ist<br />
toll. Wäre ich irgendwo Chef, würde ich nur
Portrait<br />
Michi Rüegg<br />
17<br />
faule Leute einstellen, die erst dann in Fahrt<br />
kommen, wenn’s drauf ankommt.» Klingt<br />
wieder ganz nach ihm.<br />
Dennoch: So richtig will man dem redseligen<br />
Mann diese erklärte Faulheit nicht<br />
abkaufen, eher kokettiert er damit bewusst<br />
ein bisschen (was ihm aber ganz gut steht).<br />
Zu viel hat er am Laufen, zu viel hat er bereits<br />
erfolgreich auf die Beine gestellt. Und das<br />
Nächste hat er auch schon im Köcher: Er<br />
bastelt an einer Web-TV-Serie und hat hierfür<br />
bereits ein paar Leute zusammengetrommelt.<br />
«Wenn die SRG ausser ‹Mini Beiz, dini<br />
Beiz› keine neuen Formate mehr zustande<br />
bringt, müssen wir Gebührenzahler halt selber<br />
hinter die Kamera», sagt Rüegg. Oder<br />
sogar vor die Linse? Geld hat er zwar keins<br />
dafür. «Aber das hat mich noch nie abgehalten,<br />
etwas zu produzieren», fügt er in ganz<br />
Rüegg’scher Manier an. Wenn es soweit ist,<br />
steht’s im Cruiser.<br />
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18<br />
KOLUMNE<br />
Mirko!<br />
Das blöde Gefühl im Bauch – nicht<br />
nur vom Essen<br />
Mirko verbrachte den Jahreswechsel mit seiner<br />
Familie und erzählt von Bubbles und vom Real Life.<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong><br />
VON Mirko<br />
J<br />
etzt bin ich schon ein halbes Jahr do<br />
mit minere Story. Äbe, ich wohne in<br />
Dietikon, bin also ein Scheiss-Agglo.<br />
Und davon will ich nun was erzählen, von<br />
der Bubble und vom Real Life. Meine Eltern<br />
kamen aus Kroatien damals und mein<br />
Vater war der Jugo mit dem Trainingsanzug,<br />
über den ihr Witz gmacht händ. Ja, ich<br />
wohne immer noch bei meinen Eltern und<br />
in den letzten Wochen kam unsere Familie<br />
häufiger zusammen. Wir hatten noch Besuch<br />
aus Kroatien und es gab viel zu viel zu<br />
essen, Pasticada, Sarma und Fritule bis<br />
zum Abwinken. Es wird ja in den Tagen vor<br />
allem gekocht und gegessen. Und viel geredet<br />
– über die Hungerlöhne da in den Fabriken,<br />
wo deine Klamotten genäht werden<br />
in Kroatien, und nicht nur die billigen,<br />
auch die ganz teuren, auch die mit dem roten<br />
Faden am Anzug. Da ging’s so drum,<br />
während wir uns die Bäuche vollschlugen.<br />
Schon krass. Verstohsch, warum ich denn<br />
nöd über LGBT-Rechte diskutieren wött?<br />
Irgendwie chunnt zerscht s Ässe und denn<br />
irgendwenn alles anderi. Oder die Wärme<br />
halt, wenn ich höre, dass meinen Leuten da<br />
in der Kälte vielleicht dann doch bald der<br />
Strom abgestellt wird, weil sie mit den Zahlungen<br />
hintendrein sind. Ok, grad so in<br />
diesen Tagen bei uns liessen wir es uns gut<br />
gehen. Wenn ich so denke, wie meine Eltern<br />
damals in den 90ern hierher gekommen<br />
sind, haben wir’s ja in der Schweiz<br />
sauber hingekriegt. Aber so ganz waren<br />
unsere Verwandten in den Tagen nicht bei<br />
uns, denn ihri Wält isch definitiv kei Ponyhof.<br />
Weisch, ich sass da, auf dem Tisch das<br />
Weihnachtslicht mit dem frischen, grünen<br />
Weizen darumhin, den meine Mutter am<br />
Barbaratag eingelegt hatte, und dachte:<br />
Kroatien isch grad da um de Egge, aber die<br />
Probleme sind schon anders. Irgendwie ein<br />
Kroatien isch grad da um de<br />
Egge, aber die Probleme sind<br />
schon anders.<br />
blödes Gefühl im Bauch und das nicht nur,<br />
weil das Essen einfach zu lecker und zu viel<br />
war. Meine Leute da überlegen sich nicht, ob<br />
sie gendergerecht schreiben, mit Stärnli<br />
oder Underline oder beidem kombiniert mit<br />
em grosse I au no grad dezwüsche. Die überlegen<br />
sich nur, ob sie den Strom für den<br />
nächsten Monat noch bezahlen können,<br />
während sie vom Morge, wenn’s no dunkel<br />
isch bis am Obig, wenn’s au scho wieder<br />
Nacht isch, die Anzüge mit dem roten Faden<br />
nähen – Made in EU, merksch öppis?<br />
Paaah, grad e bitz e Bombe so Aafang<br />
Johr, he. Aber ich ha’s gschriibe im September,<br />
ich bin froh, dass ich noch am Real Life<br />
beteiligt bin, nicht Teil der Bubble bin. Das<br />
bringt mich weiter. Von einer anderen Bubble<br />
konnte ich meine Augen kaum losreissen.<br />
Wow. Min Cousin han i scho länger nüm<br />
gseh. What a bubble ass. Ach, vergiss es. Das<br />
isch Family.<br />
Ich kann ja switchen. Ich habe die Familie<br />
mit allem drum und dran, was ich geil<br />
finde. Ich hab meine Arbeit, de Chole, damit<br />
ich mir ab und zu auch Züri leisten kann –<br />
und Grindr liefert mir auch schön den Spass,<br />
den ich nach der Arbeit brauche. Alles<br />
beschtens greglet. Aber da kommt mir die<br />
andere Bubble wieder d’Sinn: Häsch überleit,<br />
was de Cousin macht, falls er schwul<br />
isch da in Kroatien? Hot ass und Fuessballspieler,<br />
aber wenn das nüt wird mit der Fussballkarriere,<br />
was dänn? Azüüg mit rotem<br />
Fade nähen und dann die Stromrechnung<br />
nicht bezahlen können. D’Homoehe hends<br />
jo scho mol verbote, z’Kroatie. Bi üs hend<br />
80% vo de Zürcher nein gesagt zu sonem<br />
Verbot. Scho andersch. Und wenn’s öppis<br />
würd met de Fuessballkarriere? Wäre er<br />
dann der erste aktivi schwuli Spitzefuessballer?<br />
Oder würd er au nüt säge, so wie ich?
Ich suche nicht irgendwen,<br />
daher suche ich auch nicht irgendwo.<br />
19<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
20<br />
Reportage<br />
Cruiser zu Besuch bei …<br />
Wellness zu Hause – wann immer<br />
man will<br />
Cruiser besucht in der Serie «Zu Besuch bei …» spannende Persönlichkeiten<br />
mit mutigen Ideen. Dieses Mal: Esthi, die Hochzeitskleiderverkäuferin, und<br />
Pesche, der Baum(mann), – mit «Kiwi-Pools» haben sich die beiden eine treue<br />
Fangemeinde aus der Gay-Community geschaffen.<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
Rubrik<br />
Cruiser zu Besuch bei …<br />
21<br />
Von Team Cruiser<br />
G<br />
erade in der kälteren Jahreszeit gibt<br />
es kaum etwas Schöneres, als<br />
draussen im beheizten Whirlpool zu<br />
sitzen und zu relaxen. Das hat sich auch<br />
Esthi Kästner vor über 18 Jahren gedacht, als sie<br />
selbst zum ersten Mal in einem Pool relaxte.<br />
Damals verkaufte Esthi in ihrem eigenen<br />
Geschäft noch Hochzeitskleider. «Ziemlich<br />
erfolgreich», erklärt Esthi. «Wir hatten damals<br />
einen bekannten Namen weit über die<br />
Region hinaus.» Wäre Esthi damals nicht<br />
aus einer Laune heraus in einen Whirlpool<br />
gestiegen, sie würde wohl heute noch Hochzeitskleider<br />
verkaufen. «Wir haben uns seinerzeit<br />
relativ schnell dazu entschieden, für<br />
uns selbst einen Pool zu kaufen – wir wussten<br />
auch, welche Marke es sein soll: ‹Kiwi›»,<br />
erklärt Ester dem Cruiser. Kurz nach dem<br />
Kauf rief die offizielle Vertretung aus<br />
Deutschland an und sagte, sie wäre an einer<br />
Zusammenarbeit mit Esthi interessiert – im<br />
Sinne einer Niederlassung. Esthi war von der<br />
Hochzeitssache etwas ausgebrannt und so<br />
passte das Angebot hervorragend in ihren<br />
Lebensentwurf. «Ich hatte genug von den<br />
immer extravaganteren Wünschen der Kundinnen<br />
im Hochzeitskleidergeschäft und etwas<br />
Neues kam da gerade richtig.»<br />
Hohe Anforderungen<br />
Mit dem Verkauf von Whirlpools ist es aber<br />
längst nicht getan. «Wir haben schnell festgestellt,<br />
dass Whirlpools aus den USA und<br />
Kanada schlicht nicht den Anforderungen<br />
der Schweizer Kunden genügen, so wie diese<br />
ab Werk ausgeliefert werden», erklärt Pesche.<br />
Er ist für die Wartung, Reparatur und<br />
Aufstellung der Pools verantwortlich. «Daher<br />
das ‹Swiss-Finish› – bei den Originalpools<br />
sitzt gerne mal eine Schraube am falschen<br />
Ort, eine Leiste ist etwas schief oder<br />
Materialien verziehen sich im Nachhinein.»<br />
Damit dies nicht geschieht, werden bei den<br />
«Kiwi-Pools» immer alle auf Herz und Nieren<br />
getestet. «Jeder Pool läuft bei uns 14<br />
Tage durch, damit wir auch wirklich sehen,<br />
ob wir ein absolut einwandfreies Produkt<br />
ausliefern können.»<br />
Whirlpools sind auf dem Vormarsch –<br />
einerseits, weil viele Menschen sich bewusst<br />
auch zu Hause ab und zu eine Auszeit gönnen,<br />
andererseits, weil Zusätze im Wasser<br />
(Meersalz) auch gewisse positive Auswirkungen<br />
auf die Gesundheit haben können. «Ich<br />
weiss von Menschen mit Neurodermitis, dass<br />
diese gelindert werden konnte», sagt Esthi.<br />
«Und im Fall von meinem Rheuma etwa sehe<br />
ich, dass mir das Baden einfach guttut und<br />
die Schmerzen verringert werden.»<br />
Esthi und Pesche haben seinerzeit von sich<br />
aus entschieden, im Cruiser zu inserieren. «Eine<br />
spannende Zielgruppe, und wir haben in unserem<br />
Umfeld einige gleichgeschlechtliche Paare,<br />
die gerne einen Whirlpool hätten, sich aber nicht<br />
trauen als Paar aufzutreten». Das sei schade und<br />
unnötig, denn letztendlich spielt die Sexualität ja<br />
keine Rolle, gibt Esthi zu bedenken. «Wir hoffen,<br />
dass mit unseren Inseraten klar wird, dass wir<br />
unsere Kunden so nehmen, wie sie sind – ein<br />
Versteckspiel ist also überflüssig.»<br />
Weitere Infos auf www.kiwi-pools.ch<br />
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22<br />
Fingerfertig<br />
Cruiser kocht<br />
Mehr Sein<br />
als Schein<br />
Neues Jahr, neues Glück? Ganz nach dem Motto «reduce to the max»<br />
serviere ich euch ein genial schlichtes und schlicht geniales Gericht.<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong><br />
VON Nihat<br />
E<br />
s ist ja so eine Sache mit den Vorsätzen<br />
zum neuen Jahr, vor allem wenn<br />
man in den Tagen zuvor zu viel gegessen,<br />
zu viel getrunken und sich gleichzeitig<br />
zu wenig bewegt hat. Mittlerweile ist<br />
es <strong>Februar</strong> und für viele sind vielleicht die<br />
«guten Vorsätze» bereits schon wieder Geschichte.<br />
Die ewig gleiche Leier. Und deshalb<br />
nehme ich mir vor, gerade in dieser<br />
Zeit, schlichter zu kochen. Der Bonus: Es<br />
verträgt sich auch bestens mit dem geplünderten<br />
Bankkonto.<br />
Auf einer Italienreise lernte ich die<br />
«Pappa al pomodoro» kennen. Eine herzhafte,<br />
ursprünglich toskanische Tomatensuppe,<br />
orientalisch adaptiert und überzeugend<br />
in ihrer Einfachheit. Exquisit sind die<br />
einzelnen Zutaten nicht, und eben darum<br />
geht es. Die Suppe ist mehr Sein als Schein.<br />
Vielleicht ist genau das ein guter Vorsatz<br />
für <strong>2017</strong>.
Fingerfertig<br />
Cruiser kocht<br />
23<br />
Zutaten<br />
50 g Butter<br />
2 Knoblauchzehen, gepresst<br />
800 g gehackte Pelati (im Sommer frische,<br />
reife Tomaten verwenden)<br />
6 dl Bouillon<br />
150 g Brot vom Vortag (mit oder ohne<br />
Rinde), in kleine Würfel geschnitten<br />
1 EL Tomatenpüree<br />
1 EL Peperonipüree<br />
2 Zweige frisches Basilikum, fein geschnitten<br />
3 EL Olivenöl<br />
Parmesan<br />
Salz, Pfeffer, Paprikaflocken, Oregano<br />
Zubereitung<br />
Butter schmelzen und Knoblauch dünsten.<br />
Anschliessend Pelati beifügen und mitdämpfen,<br />
anschliessend mit Bouillon<br />
ablöschen.<br />
Brotwürfel und weitere Zutaten hinzufügen<br />
und mindestens 40 Min. köcheln lassen.<br />
Falls einem die Brotstücke zu gross sind,<br />
mit einem Schwingbesen zerkleinern oder<br />
pürieren.<br />
Am Tisch Parmesan über die Suppe streuen.<br />
Info<br />
Nihat organisiert seit gut vier Jahren Kochkurse<br />
für einen guten Zweck, u.a. für Schulkinder in<br />
der Türkei. Und er ist als Störkoch oder als<br />
Caterer an privaten und geschäftlichen<br />
Anlässen unterwegs. «Daneben» drückt er als<br />
angehender Gymnasiallehrer seit Kurzem<br />
wieder die Schulbank.<br />
Die nächsten Kochkurse<br />
– Sonntag, 19. <strong>Februar</strong> türkische Mezze<br />
– Sonntag, 19. März Co-Kochkurs<br />
österreichisch-türkisch<br />
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24<br />
KULTUR<br />
Mary Poppins<br />
KULTUR<br />
Mary Poppins kommt als Musical nach Zürich. Supercalifragilisticexpialidocious!<br />
Das Muscial Mary Poppins feierte 2004<br />
seine Uraufführung am Londoner West<br />
End und endete dort nach einer dreijährigen<br />
Spielzeit mit über 1250 Aufführungen.<br />
Während dieser Zeit gewann das Musical<br />
den Olivier Award für den «Besten<br />
Bühnenchoreografen» und das «Beste<br />
Bühnenbild». Am New Yorker Broadway<br />
wurde Mary Poppins sechs Jahre lang aufgeführt<br />
und mit einem Tony Award ausgezeichnet.<br />
Anschliessend tourte es durch<br />
Australien, Neuseeland, die USA und<br />
Grossbritannien und begeisterte bereits<br />
zwölf Millionen Menschen.<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong><br />
Die Bühnenversion von Mary Poppins<br />
basiert auf den wunderbaren Geschichten von<br />
P.L. Travers und dem beliebten Walt Disney<br />
Film von 1964, der mit fünf Oscars ausgezeichnet<br />
wurde. Das Erfolgsmusical ist eine<br />
Co-Produktion von Disney und Cameron<br />
Mackintosh. Das Drehbuch schrieb der Oscar-<br />
Preisträger Julian Fellowes, die zeitlosen Melodien<br />
und die bekannten Songs wie «Supercalifragilisticexpialidocious»<br />
oder «Chim Chim<br />
Cheree» Richard M. Sherman und Robert B.<br />
Sherman. Zusätzliche Musik und Liedtexte<br />
stammen von den Olivier Award-Gewinnern<br />
George Stiles und Anthony Drewe.<br />
Während sieben Wochen wird der internationale<br />
Musical-Hit in seiner englischsprachigen<br />
Originalversion erstmals in der<br />
Schweiz im Theater 11 in Zürich Oerlikon<br />
zu erleben sein. Weltweit begeisterte Mary<br />
Poppins bereits Millionen von Zuschauern<br />
mit einem unglaublichen Bühnenbild, mitreissenden<br />
Tanzszenen und zeitlosen Melodien.<br />
(Haymo Empl)<br />
Mary Poppins<br />
seit <strong>Februar</strong> im Theater 11 in Zürich.<br />
www.musical.ch
Nachgefragt<br />
Die Auswanderer<br />
25<br />
«Wir stürzten uns<br />
ins Abenteuer»<br />
Ausgewandert wird, seit Gemeinwesen existieren. Die Gründe sind vielfältig<br />
und nicht immer geht man freiwillig. Bei Michael und Tobias ist das anders:<br />
Die beiden starten auf Fuerteventura in ein neues Leben, begleitet von der<br />
SRF-DOK-Serie «Auf und davon».<br />
VON Haymo Empl<br />
Cruiser: Ihr habt die Schweiz freiwillig<br />
verlassen, warum?<br />
Michael & Tobias: Um unseren Traum vom<br />
eigenen Geschäft zu verwirklichen, um uns<br />
in ein Abenteuer zu stürzen und um auf einer<br />
Insel zu leben.<br />
Ihr habt schon mal einen Versuch diesbezüglich<br />
unternommen, im Jahr 2011. Damals<br />
hat es unter anderem nicht geklappt, weil<br />
es Spanien wirtschaftlich schlecht ging. Was<br />
macht ihr jetzt anders? Denn der Faktor<br />
«Wirtschaft» ist ja nach wie vor unberechenbar.<br />
Der Plan im 2011 war, erst mal die Insel genauer<br />
unter die Lupe zu nehmen, Land und<br />
Leute besser kennenzulernen und fleissig zu<br />
rekognoszieren. Aus unserer Sicht sind wir<br />
damals nicht gescheitert, wir haben das Projekt<br />
bewusst auf Eis gelegt und sind in die<br />
Schweiz zurückgekehrt.<br />
Klar, eine Garantie haben wir auch<br />
heute nicht. Aber die Situation auf den Kanaren<br />
hat sich ganz klar verbessert.<br />
Ihr habt eure Auswanderung von Kameras<br />
begleiten lassen. Was genau hat euch dazu<br />
bewogen?<br />
Neugierde! Etwas nicht Alltägliches zu erleben<br />
und unsere Geschichte zu Ende zu bringen.<br />
Wir haben jetzt ein eigenes Lokal und<br />
das wollen wir zeigen.<br />
Wir auf der Cruiser Redaktion haben euch ab<br />
der ersten Folge sofort ins Herz geschlossen.<br />
Ihr scheint einen sehr liebevollen Umgang<br />
miteinander zu haben. Ist das immer so<br />
harmonisch bei euch?<br />
Respekt und Vertrauen sind das A und O<br />
einer Beziehung, so gehen wir gerne liebevoll<br />
miteinander um. Hand aufs Herz, natürlich<br />
kracht es gerade in Stresssituationen<br />
auch bei uns mal, legt sich aber meist<br />
schnell wieder, weil dann einer von uns einfach<br />
lachen muss.<br />
Wie kommt ihr mit der Mentalität der Spanier<br />
klar?<br />
Mal besser, mal weniger. Dass alles so langsam<br />
und schwerfällig geht, ist oft mühsam.<br />
Im Speziellen auf Fuerteventura geht alles<br />
noch einen Tick langsamer. Wir arbeiten an<br />
unserer Geduld.<br />
SRF zeigt euch ganz unaufgeregt als Paar, es<br />
wird als völlig normal dargestellt, dass ein<br />
Gay-Paar auswandert. Wie war das bei den<br />
Dreharbeiten? Wurde eure Homosexualität<br />
thematisiert?<br />
Während der Dreharbeiten war es kein Thema.<br />
SRF hat sich aber im Vorfeld erkundigt,<br />
was für ein Lokal wir da genau eröffnen<br />
möchten. Es sollte familientauglich sein.<br />
Mittlerweile hab ihr euer Lokal, das<br />
«Stars» eröffnet – hoffen wir. Ohne zu viel<br />
zu verraten: Gibt es das Lokal noch?<br />
JA, das «STARS» gibt es noch … Und hoffentlich<br />
auch noch eine Zeit lang.<br />
Was sind die nächsten Herausforderungen,<br />
die anstehen?<br />
Unser Lokal zum Laufen zu bringen und auch<br />
am Laufen zu halten. Das «STARS» noch bekannter<br />
zu machen und unsere Qualität zu halten,<br />
denn immerhin heisst unser Lokal ja<br />
«STARS». Im Boutique-Bereich haben wir noch<br />
viel vor! Da stehen einige tolle Projekte an …<br />
Über …<br />
Tobias Bayer (46) und Michael Paris (41) haben<br />
ihre Jobs in der Schweiz aufgegeben um auf<br />
Fuerteventura neu anzufangen. SRF begleitet<br />
die beiden in der DOK-Serie «Auf und davon».<br />
Alle Folgen der aktuellen Staffel gibt es online<br />
unter www.srf.ch<br />
Cruiser begleitet die beiden Auswanderer<br />
ebenfalls und berichtet in loser Folge über<br />
das Paar.<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
26<br />
Reportage<br />
Cruiser zu Besuch bei …<br />
«Ich freue mich auf die neuen<br />
Herausforderungen»<br />
Die Sauna Moustache feiert im <strong>Februar</strong> ihr 36-jähriges Bestehen. Und hat<br />
auch gleich einen neuen Geschäftsführer.<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
Reportage<br />
Cruiser zu Besuch bei …<br />
27<br />
Von Team Cruiser<br />
I<br />
n der allerersten Ausgabe des Cruiser<br />
vor 30 Jahren prangte bereits unübersehbar<br />
ein Inserat der Moustache-Sauna.<br />
Der «Schnauzer-Mann» war für viele Jahre<br />
das Logo der Moustache und schon damals<br />
«The Place To Be». Die Geschichte der Sauna<br />
ist auch eng mit derjenigen der Cruiser verbunden.<br />
Gegenseitig unterstützte man sich<br />
in Sachen Prävention während der grossen<br />
AIDS-Welle. Moustache legte – ein Novum<br />
damals – gratis Pariser auf, Cruiser appellierte<br />
intensiv an das Befolgen der Safer-<br />
Sex-Regeln und wies in mehr als in einem<br />
redaktionellen Beitrag auf die Gratiskondome<br />
hin. Vor über 30 Jahren war also die<br />
Moustache bereits Pionierin – und will es<br />
auch bleiben.<br />
Immer am Puls der Zeit<br />
Vieles hat sich seither getan: Einige der Saunen<br />
von damals gibt es nicht mehr, es gab viele<br />
Versuche, etwas Neues auf die Beine zu stellen<br />
(manchmal nur für wenige Monate), dafür<br />
sind neue Clubs dazugekommen. AIDS hat<br />
den Schrecken verloren, Internet ersetzt<br />
Club- und Barbesuche und generell herrscht<br />
ein rauer Wind in der Szene. Die Sauna<br />
Moustache nimmt diese Entwicklung als Herausforderung:<br />
Sorgte AIDS vor 30 Jahren für<br />
Unsicherheit, sind es jetzt die veränderten<br />
Ausgehmöglichkeiten. «Man muss einfach<br />
wirklich immer am Ball bleiben und sein Bestes<br />
geben», erklärt Robert. Er hat zusammen<br />
mit seinem Mann Roger (wir kennen ihn alle<br />
bestens als «Murmeli) und Thomas die<br />
Moustache vor gut sieben Jahren übernommen<br />
und anschliessend komplett umgebaut.<br />
Das mit dem «am Ball Bleiben» zeigt sich<br />
auch in den Jubiläumsaktivitäten – 36 Jahre<br />
Moustache stehen an. Los geht es am Donnerstag,<br />
9. <strong>Februar</strong> ganz klassisch mit Kaffee<br />
und Kuchen (siehe dazu auch das Programm<br />
auf der Umschlagseite dieser Ausgabe).<br />
Neuer Gruppenleiter<br />
Neu wird in der Sauna Moustache Ruben<br />
als Gruppenleiter eingesetzt. Viele kennen<br />
den smarten Charmeur bereits aus der ➔<br />
Cruiser Inserat von 1986 mit dem allseits<br />
bekannten Moustache-Sujet<br />
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<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
28<br />
Reportage<br />
Cruiser zu Besuch bei …<br />
In der Moustache lässt sich immer bestens<br />
relaxen.<br />
Gay-Szene. «Ein echter Gewinn für unser<br />
Team», erklärt Inhaber Robert im Gespräch<br />
mit dem Cruiser. Ruben hat viele Jahre als<br />
Filialleiter bei einem renommierten Detailhändler<br />
gearbeitet und hatte Lust, nochmals<br />
etwas Neues auszuprobieren. «Der<br />
Schritt war für mich nicht einfach, denn ich<br />
war in ungekündigter Stellung und daher<br />
brauchte es schon einiges an Mumm, um<br />
einen solchen Schritt zu wagen», so der<br />
Mittvierziger. «Bei der Moustache kommt<br />
ja so ziemlich alles auf einen zu, Barbetrieb,<br />
Gästebetreuung, Mitarbeiterkoordination<br />
und die ganzen Büroarbeiten.». Ebenso<br />
muss der neue Geschäftsführer auch wissen,<br />
wie er mit sämtlichen Eventualitäten<br />
umzugehen hat. Das alte Moustache-Credo<br />
«Sauberkeit und Freundlichkeit» wird zudem<br />
mit einer gehörigen Portion Innovationsgeist<br />
fortgeführt: «Wir haben so einiges<br />
in der Pipeline», so Ruben weiter. Überhaupt<br />
zeigt sich der gebürtige Südafrikaner<br />
im Gespräch voller Vorfreude, man spürt,<br />
dass er es ernst meint. «Ich habe sogar<br />
mit meinen Eltern darüber gesprochen –<br />
schliesslich können die jetzt nicht mehr sagen<br />
‹unser Sohn arbeitet als Filialleiter›<br />
sondern eben er ist jetzt ‹Geschäftsführer<br />
bzw. Gruppenleiter einer Gay-Sauna›. Aber<br />
ich hatte volle Unterstützung von meinem<br />
Umfeld und das macht die Sache doch wesentlich<br />
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<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
SERIE<br />
Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />
29<br />
Kein Glück für König Edward und<br />
seine Liebhaber<br />
Am englischen Hof ging es unter König Edward II.<br />
wild zu und her: Junge Männer wurden zu<br />
Günstlingen und Geliebten des Königs. Namentlich<br />
zwei von ihnen standen beim Monarchen<br />
nacheinander hoch im Kurs.<br />
VON ALAIN SOREL<br />
D<br />
ie sterblichen Überreste wurden in<br />
den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts<br />
im englischen Hulton Abbey<br />
gefunden. Das Skelett wies schwere<br />
Verstümmelungen auf: Hals und vermutlich<br />
auch Bauch waren aufgeschlitzt worden,<br />
das scharfe Messer hatte die Knochen<br />
zerteilt und den Unterleib zerfetzt. Für die<br />
Aufklärung dieses Verbrechens war jedoch<br />
nicht die Polizei zuständig, sondern<br />
die Archäologie. Es stellte sich rasch heraus,<br />
dass der Mann, dem diese Verletzungen<br />
zugefügt worden waren, im Mittelalter<br />
gelebt hatte. Er musste ein grausames<br />
Schicksal erlitten haben.<br />
Brutal und gierig<br />
Die Forschung glaubt, die Identität des Leichnams<br />
zu kennen: Sir Hugh le Despenser, von<br />
1286 bis 1326 in einer Epoche lebend, die<br />
buchstäblich keine Grenzen in Sachen Grausamkeit<br />
kannte. Grausamkeit war Mittel zum<br />
Zweck am englischen Königshof, wo ein Aufstieg<br />
praktisch immer nur auf Kosten anderer<br />
möglich war und die Beibehaltung einer einmal<br />
errungenen Stellung ebenfalls. Neid und<br />
Intrigen waren an der Tagesordnung, eifersüchtig<br />
wurde Macht gehütet oder darum gekämpft.<br />
Sir Hugh bildete da keine Ausnahme,<br />
er war selbst kein Unschuldslamm, sondern<br />
brutal und gierig. Er erntete, was er gesät hatte.<br />
Als er ein Mensch aus Fleisch und Blut war,<br />
stand er in enger Beziehung zu König Edward<br />
II. Dieser Monarch war durch und durch<br />
schwul. Vor Hugh le Despenser hatte Edward<br />
bereits eine grosse Liebe zu einem anderen<br />
Mann hinter sich, dem er Zeit seines Lebens<br />
nachtrauerte. Von diesem Mann mit Namen<br />
Piers Gaveston ist zuerst zu berichten. ➔<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong>
30<br />
SERIE<br />
Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />
Schwule Monarchen gab es immer schon. Nur wurde früher der Kampf um einen Mann gerne in einer Schlacht ausgetragen.<br />
Einen Mann machen – aber nicht im<br />
Bett<br />
Eine Rückblende: Edwards Vater, König<br />
Edward I. von England, hätte sich hinterher<br />
die Haare raufen mögen. Im Jahre<br />
1300, als sein Sohn, der spätere Edward II.,<br />
16-jährig ist, holt er für den Thronfolger<br />
einen etwa zwei Jahre älteren Burschen an<br />
den Hof: Piers Gaveston, geboren in der<br />
damals zu England gehörenden Gasgogne<br />
in Frankreich, Sohn eines königstreuen<br />
Soldaten. Das war damals nichts Ungewöhnliches.<br />
Ein Thronfolger, aufwachsend<br />
in der Abgeschiedenheit eines<br />
Palastes, brauchte Altersgenossen, um gemeinsam<br />
mit ihnen lernen und das Waffenhandwerk<br />
üben zu können.<br />
So weit, so gut für den Königsvater.<br />
Aber noch viel besser für den Königssohn,<br />
denn dieser verliebt sich Knall auf Fall in<br />
Piers Gaveston. Zuerst äussert sich die Zuneigung<br />
nur in kleinen Gesten. Je mehr die<br />
Liebe aber wächst, umso grösser werden<br />
auch die Geschenke, die der Prinz macht.<br />
Es kommt zu erbitterten Auseinandersetzungen<br />
zwischen Vater und Sohn. Edward<br />
<strong>CRUISER</strong> FEBRUAR <strong>2017</strong><br />
Der Monarch war durch und<br />
durch schwul.<br />
I. beschimpft den Prinzen, nennt ihn einen<br />
«Hurensohn».<br />
Es bleibt aber nicht bei Worten. Der Vater<br />
züchtigt seinen Sohn. Es darf doch nicht wahr<br />
sein, dass sein eigen Fleisch und Blut einen<br />
Mann liebt. Nach dem Willen des Vaters sollte<br />
Gaveston aus dem späteren Edward II. einen<br />
Mann machen. Aber doch nicht mit ihm im<br />
Bett, sondern beim sportlichen Wettstreit im<br />
Hinblick auf kommende Schlachten, die Regierende<br />
stets zu schlagen haben. Von Kriegen<br />
versteht Edward I. eine ganze Menge, hat er<br />
selbst doch soeben den schottischen Rebellen<br />
William Wallace – Stichwort: der Film «Braveheart»<br />
mit Mel Gibson – niedergeworfen.<br />
Der König verfällt auf eine Idee, wie<br />
sie Väter von homosexuellen Söhnen immer<br />
wieder haben. Der Junge soll eine Frau<br />
heiraten, dann wird er «normal». Und ihm<br />
versprechen, Kinder zu zeugen. Diese beiden<br />
Forderungen wird Edward II. erfüllen,<br />
indem er Isabella, Tochter von König<br />
Philipp IV. von Frankreich, ehelicht und mit<br />
ihr vier Kinder hat. Das wird ihn jede nur<br />
denkbare Überwindung kosten, die man<br />
sich vorstellen kann.<br />
Aus der Verbannung zurück in die<br />
Leidenschaft<br />
Die beiden anderen Druckmittel, die der<br />
Vater einsetzt, werden auf die Dauer nicht<br />
«greifen»: die Verbannung des Intimfreundes<br />
seines Sohnes und der Schwur beider,<br />
sich nie mehr zu sehen. Sicher: Gaveston<br />
geht anfänglich ins Ausland, doch im Juli<br />
1307 stirbt Edward I. Sein Nachfolger wird<br />
plangemäss Edward II. Eine seiner ersten<br />
Amtshandlungen besteht darin, den Freund<br />
zurückzurufen. Beide werden von ihrer<br />
Leidenschaft fortgerissen. In seiner stürmischen<br />
Verliebtheit erhebt der König Gaveston<br />
in den Stand eines «Priesters der Liebe»<br />
und «nur vor der Liebe, diesem Gott, der<br />
keiner ist», wolle er niederfallen. In ent-
SERIE<br />
Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />
31<br />
sprechend inbrünstigen Worten lässt der<br />
österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer<br />
im Jahre 2015 den König sprechen.<br />
Der Autor hat das Stück «Edward II.» von<br />
Christopher Marlowe, einem homosexuellen<br />
Zeitgenossen von William Shakespeare,<br />
neu bearbeitet.<br />
Edward gibt Gaveston zur Wut des<br />
Adels Ämter, Pfründen und Titel. Er macht<br />
ihn zum Earl of Cornwall, ernennt ihn sogar<br />
zum Regenten, als er für seine eigene Hochzeit<br />
vorübergehend das Land verlässt. So<br />
geht das hin und her. Es kommt zu militärischen<br />
Auseinandersetzungen. Gaveston<br />
wird immer wieder verbannt und zurückgerufen.<br />
Schliesslich wird Gaveston von seinen<br />
Feinden erwischt. Am 19. Juni 1312 wird er<br />
in der Nähe von Warwick hingerichtet; einer<br />
durchbohrt ihn mit dem Schwert, ein anderer<br />
enthauptet ihn. König Edward lässt ihn<br />
Anfang 1315 mit allen Ehren im Dominikanerkloster<br />
von Kings Langley nordwestlich<br />
von London bestatten. Er vergisst ihn nie<br />
und verzeiht diese Tat niemals.<br />
Gemeinsam in den Abgrund<br />
Edward bleibt aber für neue Begegnungen offen.<br />
1318 wirft er ein Auge auf den Finsterling<br />
Sir Hugh le Despenser, der vor allem auf seinen<br />
materiellen Vorteil bedacht ist, und<br />
schenkt ihm seine Gunst. Despenser mehrt<br />
und mehrt seinen Einfluss und erzeugt damit<br />
Neid. Die Beziehung ist wie eine Spiegelung<br />
der ersten. In zermürbenden, langwierigen<br />
Kämpfen mit dem Adel setzen sich der König<br />
und sein Günstling immer wieder durch und<br />
etablieren zuletzt eine tyrannische Herrschaft.<br />
Zum innenpolitischen Widerstand gesellt<br />
sich ein Krieg mit Frankreich. König<br />
Edward II. schickt 1325 seine Frau Isabella zu<br />
Friedensverhandlungen in ihre einstige Heimat<br />
und lässt später auch seinen Sohn, den<br />
Thronfolger, nachreisen. Beide kehren Anfang<br />
September 1326 zurück – an der Spitze<br />
einer Invasionsarmee, die massenhaft Zulauf<br />
vom englischen Adel erhält.<br />
Edward II. und sein Lover werden gestürzt,<br />
Hugh le Despenser am 24. November<br />
1326 hingerichtet, Edward zugunsten<br />
seines Sohnes zur Abdankung gezwungen,<br />
auf Berkeley Castle interniert und dann am<br />
21. September 1327 ermordet. Einen raschen<br />
Tod erleiden sie nicht; beide werden<br />
zuvor schwer gefoltert.<br />
Homosexualität in Geschichte<br />
und Literatur<br />
Mehr oder weniger versteckt findet sich das<br />
Thema Männerliebe in der Weltgeschichte, der<br />
Politik, in antiken Sagen und traditionellen<br />
Märchen – aber auch in Wissenschaft, Technik,<br />
Computerwelt. Cruiser greift einzelne Beispiele<br />
heraus, würzt sie mit etwas Fantasie,<br />
stellt sie in zeitgenössische Zusammenhänge<br />
und wünscht bei der Lektüre viel Spass – und<br />
hie und da auch neue oder zumindest aufgefrischte<br />
Erkenntnisse.<br />
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VON Vinicio Albani<br />
Wie schmerzvoll ist<br />
Analverkehr?<br />
Obwohl ich eigentlich heterosexuell<br />
bin, möchte ich mal mit<br />
einem Mann sexuelle Erfahrungen<br />
machen. Nun habe ich aber Angst,<br />
es könnte mir Schmerzen bereiten.<br />
Wie schmerzvoll ist Analverkehr<br />
auf einer Skala von 1 – 10?<br />
Kannst du mir Tipps geben?<br />
Dragan (27)<br />
Hallo Dragan<br />
Jeder Mensch empfindet anders und hat unterschiedliche<br />
Vorlieben. Was den einen<br />
schmerzt, bereitet dem anderen Vergnügen.<br />
Eine allgemeine Bewertung auf einer Skala<br />
von 1 – 10 ist darum nicht möglich. Beim<br />
ersten Mal ist es wichtig, dass du dir Zeit<br />
lässt und nichts erzwingst. Du musst dich<br />
wohl fühlen und entspannt sein. Sorge für<br />
die richtige Atmosphäre. Hektik oder Stress<br />
solltest du möglichst vermeiden. Am besten<br />
weihst du deinen Sexpartner ein, dass es für<br />
dich das erste Mal ist. So kann er auf dich<br />
eingehen. Wenn du unsicher bist, kannst du<br />
vorher alleine mit den Fingern oder einem<br />
Sextoy üben. Dies kannst du auch als Vorspiel<br />
mit dem Partner machen. Der Schliessmuskel<br />
ist sehr dehnbar, aber es braucht Zeit<br />
und Geduld. Schlussendlich macht auch hier<br />
Übung den Meister. Wichtig ist, genügend<br />
silikonhaltiges oder wasserbasiertes Gleitmittel<br />
zu benutzen. Fetthaltige Gleitmittel<br />
wie z.B. Öle oder Vaseline sind ungeeignet,<br />
weil sie das Material des Kondoms angreifen<br />
und es brüchig machen.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
Kann ich PEP-Medikamente für<br />
eine PrEP-Therapie beziehen?<br />
Soviel ich weiss, bekomme ich<br />
die PEP-Therapie von der<br />
Krankenkasse bezahlt, die PreP<br />
aber nicht. Es handelt sich – so<br />
habe ich gehört – aber eigentlich<br />
um das selbe Medikament. Also<br />
kann ich doch einfach zum Checkpoint<br />
gehen und sagen, ich sei in<br />
einer «Risikosituation» gewesen<br />
und erhalte dann die Medikamente,<br />
welche ich dann aber für die<br />
PreP einsetzen kann. Ist das<br />
korrekt so?<br />
Jasper (32)<br />
Hallo Jasper<br />
Es ist richtig, dass die PEP (Post-Expositionsprophylaxe)<br />
von der Krankenkasse<br />
übernommen wird, die PrEP (Prä-Expositionsprophylaxe)<br />
aber nicht. Ebenso stimmt<br />
es, dass eines der Medikamente für die PEP,<br />
nämlich Truvada (bestehend aus Tenofovir<br />
und Emtricitabin), als PrEP eingesetzt<br />
wird. Sicher, du könntest lügen, um Truvada<br />
von der Krankenkasse bezahlt zu kriegen.<br />
Davon rate ich dir aber dringend ab.<br />
Abgesehen davon, dass du das Vertrauensverhältnis<br />
zwischen dir und deinem Arzt<br />
aufs Spiel setzt, begehst du Versicherungsbetrug<br />
und machst dich strafbar (Geldund<br />
/ oder Freiheitsstrafe). Zudem ist die<br />
Leistung kostenbeteiligungspflichtig, das<br />
heisst, du bezahlst je nach dem einen hohen<br />
Anteil an Franchise und Selbstbehalt, wenn<br />
diese noch nicht erreicht sind. Damit es<br />
sich also «lohnt», musst du mehrmals beziehen,<br />
was wiederum Arztpraxis wie auch<br />
Krankenkasse stutzig machen wird. Der<br />
Einsatz einer PrEP setzt eine ärztliche Untersuchung<br />
und Begleitung voraus. Dies ist<br />
wichtig für deine Gesundheit und massgebend<br />
für Erfolg oder Misserfolg der PrEP.<br />
Es ist gefährlich, als HIV-negativer Mann<br />
unkontrolliert HIV-Medikamente zu<br />
schlucken. Wenn du mit dem Gedanken<br />
spielst, eine PrEP zu machen, rede mit den<br />
Ärzten im Checkpoint. Sie können dich beratend<br />
unterstützen, sowohl bei der Handhabung<br />
wie auch bei der Finanzierung bzw.<br />
Beschaffung der Medikamente.<br />
Alles Gute, Dr. Gay
KOLUMNE<br />
Thommen meint<br />
33<br />
Tunnelsicht<br />
Im vergangenen Jahr wurde der längste<br />
Eisenbahntunnel der Welt eingeweiht. Die<br />
Reise durch das Gotthardmassiv verkürzt<br />
sich um eine halbe Stunde. Schnell hin<br />
und auch schnell wieder weg. Gibt es da<br />
Parallelen zum schwulen Leben?<br />
VON PETER THOMMEN<br />
D<br />
as Leben von Männern in der Männerliebe<br />
hat oft auch «Tunnel-<br />
Charakter». Nur schnell weg und es<br />
gibt neue Aussichten und Männer. Der<br />
Trend zur Ferne, mehr Grösse und Weite ist<br />
unübersehbar – bis heute. Früher vom Dorf<br />
in die Möchtegernweltstadt. Dann von einer<br />
Stadt zur anderen, in andere Länder und<br />
Weltstädte, in die Sonne und ans Meer. Freie<br />
Sicht auf das schwule Leben.<br />
Das schwule Leben? Wir sind heute im<br />
«homosexuellen Lebensstil» angelangt.<br />
Wirklich? Ich sehe reihum die Heterosexualisierung<br />
allen Lebens. Ehe, Kinder, Vermö-<br />
gensberatung, Immobilien, Karrieren, Lifestyle,<br />
Musik, Idole. Für Schwule. Dabei geht<br />
es vor allem um leere Räume, Ersatz für Unerlebtes<br />
– wie bei den Heteros auch. Die<br />
männerliebenden Männer wollen überall in<br />
Gesellschaft und Wirtschaft als Trendsetter<br />
vorne mithalten: Mehr Waren brauchen<br />
mehr Konsumenten und mehr Konsumenten<br />
brauchen mehr Waren. Typische Heterovermehrung<br />
halt.<br />
Die Tunnels sind auch oft senkrecht.<br />
Man(n) will sich fallen lassen in die Arme<br />
starker Heteromänner oder ins tiefe Vertrauen<br />
einer Ehe. To fall in love. Ein neues Jahr<br />
und alles andere hinter sich lassen. Aber: Jeder<br />
nimmt sich selbst auch mit. Das zeigt sich<br />
dann, wenn Leute den Eindruck haben, sie<br />
würden überall «nur Negatives anziehen».<br />
Die Tunnelsicht erspart uns aufwendige<br />
Kopfarbeit und die mühseligen Erfahrungen,<br />
die uns langsamer weiterbringen könnten.<br />
Ich sage immer: Ein Buch ist Meditation,<br />
es öffnet auch neue Tunnels und Weiten,<br />
aber wir haben die Chance, nach der «Bergmannsarbeit»,<br />
ein etwas Anderer geworden<br />
zu sein. Veränderung der eigenen Situation<br />
bedeutet mehr, als nur den Ort zu wechseln.<br />
Ein Gespräch bedeutet mehr, als Profile abzuklappern<br />
oder dauernd nach Mails zu checken.<br />
Diese helfen nur, langweilige schwule<br />
Zeit totzuschlagen, die offenbar im Übermass<br />
vorhanden ist.<br />
Ich kann mich erinnern an eine Karikatur.<br />
Da lag ein Schwuler am Boden und<br />
die Polizei nahm zwei Täter fest. «Wir wollten<br />
eigentlich nur die Zeit totschlagen», war<br />
der Kommentar darunter.<br />
Ich wünsche mir, dass mehr männerliebende<br />
Männer in sich selber auf Reisen<br />
gehen und darüber den Anderen berichten.<br />
Schwule in Bewegung! Sonst schlagen sie<br />
sich am Ende nur selber tot.<br />
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