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„<strong>Golf</strong> braucht neue<br />
Spielformen“<br />
DGV-Präsident Claus M. Kobold über die millionenschwere<br />
Imagekampagne des Verbandes, welche Regeländerungen er<br />
sich bei Olympia wünscht, die Willkommenskultur in den<br />
Clubs und was die Profis von Bernhard Langer lernen sollten<br />
von Carli Underberg<br />
Herr Kobold, seit April sind Sie<br />
nun DGV-Präsident. Wie lebt es<br />
sich denn als oberster Mann<br />
im deutschen <strong>Golf</strong>?<br />
Claus M. Kobold: So sehe ich<br />
mich ganz sicher nicht. Ich<br />
bin Teil einer großen Mannschaft und<br />
es herrscht mittlerweile eine konstruktive<br />
und dynamische Stimmung auf der<br />
Geschäftsstelle. Das ist ein großes Plus<br />
bei den Aufgaben, die wir zu bewältigen<br />
haben.<br />
In der Tat können wir nicht von einem<br />
<strong>Golf</strong>boom reden. Viele Clubs kämpfen<br />
ums Überleben. Ist inzwischen auch die<br />
Zahl der <strong>Golf</strong>er in Deutschland erstmals<br />
rückläufig?<br />
Die genauen Zahlen werden erst im Januar<br />
bekanntgeben. Ich gehe davon aus, dass<br />
wir sicher nicht schlechter dastehen als im<br />
Jahr zuvor.<br />
Das Problem ist ja nicht unbedingt die<br />
Akquise von Neugolfern, sondern, dass<br />
fast die gleiche Anzahl <strong>Golf</strong> den Rücken<br />
kehrt. Auffallend: Viele verlassen den<br />
<strong>Golf</strong>sport kurz nachdem sie angefangen<br />
haben. Haben wir ein Problem mit der<br />
Willkommenskultur in den <strong>Golf</strong>clubs?<br />
Die Gründe, warum <strong>Golf</strong>er aufhören, sind<br />
sicherlich vielschichtiger, als dass jemandem<br />
die Clubterrasse nicht gefällt oder<br />
er sich schlichtweg nicht willkommen<br />
fühlt. Aber richtig ist, dass wir uns um die<br />
kümmern müssen, die einmal angefangen<br />
haben und dann nicht am Ball geblieben<br />
sind. Diese können aber weiterhin Botschafter<br />
unseres Sports sein.<br />
Zum Beispiel wie?<br />
Ich habe zum Beispiel den Gedanken,<br />
dass der Club bei einem Austritt eine Art<br />
„Stay-Friends-Card“ oder einen Gutschein<br />
ausgibt. So hat er beim Weggang aus<br />
seinem Club dennoch die Möglichkeit,<br />
anschließend ein oder zweimal im Jahr<br />
umsonst zu spielen. Das könnte ein Kundenbindungsmittel<br />
sein. Das kostet den<br />
Club nichts, er kann die Daten mit dem<br />
Ex-Mitglied aktuell halten, ihn vielleicht<br />
zurückgewinnen, in jedem Fall bleibt der<br />
Club in guter Erinnerung. Wenn man so<br />
mit einer großen Zahl der Ausgetretenen<br />
weiter Kontakt halten könnte, wäre das ein<br />
toller Erfolg.<br />
Auf dem außerordentlichen Verbandstag<br />
im November 2014 wurde eine millionenschwere<br />
crossmediale Werbekampagne<br />
verabschiedet, um unter anderem<br />
durch Werbespots in verschiedenen<br />
Fernsehsendern Neugolfer zu gewinnen.<br />
Scheinbar ist diese Kampagne ja dann<br />
verpufft?<br />
Nein. Die Clickzahlen auf „www.golfglück.<br />
de“ und die Resonanz im digitalen Bereich<br />
haben die Erwartungen übertroffen. Wer<br />
erwartet hat, dass die Clubhäuser direkt<br />
durch Neugolfer eingerannt werden,<br />
weil vor der Tagesschau ein <strong>Golf</strong>spieler<br />
zu sehen ist, mag enttäuscht sein. Realistisch<br />
betrachtet müssen wir noch etwas<br />
Geduld aufbringen. Das Engagement jeder<br />
einzelnen Anlage ist auch im Jahre 2016<br />
unabdingbar.<br />
Besonders beim Stichwort Nachwuchs.<br />
Was muss passieren, um junge Leute für<br />
<strong>Golf</strong> zu begeistern?<br />
Wir müssen ganz früh anfangen.<br />
SNAG-<strong>Golf</strong> ist zum Beispiel eine wunderbare<br />
Sache. Das kann man in den<br />
Schulsport integrieren oder schon in die<br />
Vorschulzeit damit anfangen, die ganz<br />
Kleinen an <strong>Golf</strong> langsam heranzuführen.<br />
Seit Jahren ist unser Schulgolfprojekt<br />
Zur Person<br />
Claus M. Kobold<br />
Der selbstständige Rechtsanwalt wurde am<br />
11. November 1961 in München geboren<br />
und ist seit 2001 im Landesverband Sachsen<br />
und Thüringen (GVST) tätig. Im April wurde er<br />
mit 57,9 Prozent der Stimmen zum<br />
DGV-Präsidenten gewählt. Der 54-jährige<br />
Familienvater und ehemalige Handballer<br />
(2. Liga) lebt in Dresden und ist seit April<br />
2014 Präsident des GC Dresden Elbflorenz.<br />
Sein bestes Handicap war einmal 13,7.<br />
1/2016<br />
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