Golf Magazin

Turniere Interview
SNAG („Starting new at Golf“) ist
eine spielerische Heranführung
ans Golf für Kinder. Der Spaßfaktor
steht hier im Vordergrund.
Go for Rio: Kaymer flankiert von
den Olympiasiegern Moritz Fürste
(l., Hockey) und Beachvolleyballer
Jonas Reckermann.
Das nach dem Artikel im Nachrichtenmagazin
„Der Spiegel“ im September
schon in weite Ferne schien…
Der Artikel war so schlimm, ja fast schon
richtig bösartig, dass er uns am Ende
wahrscheinlich sogar geholfen hat. Wenn
es losgeht und unser Sport mit Kürbiskern-Weitspucken
verglichen wird, dann
verlässt das jegliche Form der objektiven
Berichterstattung. Fakt ist, dass wir die
Unterstützung von allen DOSB-Verbänden
haben. Von der Leichtathletik über
die Ballsportarten. Die Steuerbefreiung
ist notwendig, absolut angemessen und
demnach richtig. Die positive Entscheidung
durch das Bundesfinanzministerium
war der schönste Tag meines bisherigen
Golferlebens. Ohne dieses Steuerprivileg
wäre eine seröse Bewerbung sicherlich
nicht möglich gewesen. In der breiten
Öffentlichkeit werden wir sicherlich schon
lange Zeit als Sportart ernst genommen.
Jetzt auch offiziell von der Politik.
fotos: datenbank
„Abschlag Schule“ damit sehr erfolgreich,
aber auch mit dem neu eingeführten
Qualitätsmanagement Nachwuchsförderung
setzten wir neue Anreize für Clubs,
die Jugend zu fördern.
Und wie begeistert man einen Jugendlichen
dafür, die Spielekonsole aus der
Hand zu legen und sich stattdessen auf
die Driving Range zu stellen?
Zugegeben, Teenager sind eine schwierige
Klientel, weil viele den ganzen Tag mit
Smartphone oder Konsole verbringen.
Die Welt ist heute schnelllebiger als früher,
darauf müssen auch wir Golfer reagieren
und Spielformen wie beispielsweise neue
6-Loch-Matchplay-Wettbewerbe entwickeln.
Und auch in den Clubs müssen
die Jugendlichen willkommen geheißen
werden. Warum kann im Billardzimmer
nicht auch eine Computerkonsole stehen?
Die Clubs sind gefordert. Ganz ehrlich:
Wenn ein Clubverantwortlicher nicht
dafür sorgt, ein passendes Umfeld und
Angebote für Jugendliche und Studenten
zu schaffen, hat er die Zeichen der Zeit
nicht erkannt.
Golf hat das Problem, keine klassische
„Fernsehsportart“ zu sein. Die Übertragung
beim Solheim Cup wurde sogar
als kontraproduktiv bewertet.
Die Tatsache, dass der SWR live berichtet
hat und die ARD am Sonntag eingestiegen
ist, ist doch zunächst einmal toll.
Und die Bühne, um unseren Sport zu
präsentieren, war wirklich perfekt bereitet.
Was da in St. Leon-Rot hingestellt
wurde, war vom Allerfeinsten und wegweisend.
Grundsätzlich haben wir aber
das Problem, dass Golf für Nichtgolfer
sehr erklärungsbedürftig ist. Und dann
ist es sicherlich auch nicht ausschließlich
gut, wenn bei Zusammenfassungen 70
Prozent nur Putts gezeigt werden. Dass
sich ein Laie mit vielleicht etwas Minigolf-Erfahrung
da fragt, wo ist denn jetzt
hier bitte der Leistungssport, kann ich
nachvollziehen.
Wie steht es um die Bewerbung für den
Ryder Cup 2022 in Bad Saarow?
Ich vergleiche das mit einer Fahrt auf
der Autobahn im Hochsommer bei 38
Grad. Wir sind eigentlich gut und schnell
unterwegs, aber es tun sich immer wieder
vor uns Blowups auf, da hilft auch kein
Spurwechsel. Beispiel, die Verwendung
der Sonderumlage von 3 Euro – ein
schwieriges Thema, das wir gut gelöst haben.
Die positive verbindliche Auskunft
der Finanzverwaltung konnte erreicht
werden. Irgendwie fährst du rechts dran
vorbei und schon denkst du an das nächste
Hindernis, z. B. die Steuerbefreiung
auf die Einkünfte der Ryder Cup Europe
durch den Ryder Cup. Auch diese konnte
erreicht werden.
Die Vergabe wird immer wieder verschoben.
Wie stehen die Chancen, sich
gegen Spanien, Italien und Österreich,
die ja scheinbar unbegrenztes Budget zu
haben scheinen, durchzusetzen?
Ganz ehrlich: Was die anderen machen,
interessiert mich nur am Rande. Wir haben
das Maximum, was wir tun konnten,
in die Waagschale geworfen. Deshalb bin
ich weiterhin sehr optimistisch, dass wir
den Zuschlag bekommen.
Der Traum der Olympische Spiele 2024
in Deutschland ist bereits geplatzt.
Die Hamburger haben sich gegen die
Ausrichtung der Spiele ausgesprochen.
Das ist sehr schade. Ich fand das Konzept,
dass alle Sportstätten und damit
die Entscheidungen so nah beieinander
gewesen wären, sehr faszinierend. Und die
Nachnutzung wäre ja wohl auch gesichert
gewesen. Ich hätte es toll gefunden, wenn
Hamburg wenigstens die Chance bekommen
hätte, eine ernsthafte Bewerbung in
den Ring zu werfen.
Im August wird Golf erstmals seit 112
Jahren wieder bei den Olympischen
Spielen vertreten sein. Kann das einen
kleinen Schub geben?
Grundsätzlich ist es großartig, dass Golf
wieder ins Olympische Programm aufgenommen
wurde. Vielleicht kann man
2020 mit einer veränderten Spielform
noch mehr erreichen.
36 www.golfmagazin.de 1/2016