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CERCLE DIPLOMATIQUE - issue 01/2018

CD is an independent and impartial magazine and is the medium of communication between foreign representatives of international and UN-organisations based in Vienna and the Austrian political classes, business, culture and tourism. CD features up-to-date information about and for the diplomatic corps, international organisations, society, politics, business, tourism, fashion and culture. Furthermore CD introduces the new ambassadors in Austria and informs about designations, awards and top-events. Interviews with leading personalities, country reports from all over the world and the presentation of Austria as a host country complement the wide range oft he magazine.

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L’AUTRICHE INTERVIEW<br />

Erarbeitung einer Außenwirtschafts-Strategie<br />

liegt nun in unserem Haus. Daher ist<br />

eine Neuorganisation notwendig.<br />

Wo konkret soll es die sogenannten „Österreich-<br />

Häuser“, also Botschaften als „One-Stop-Shops“<br />

für Visa, Wirtschaftsberatung, Spracherwerb<br />

und Kulturvermittlung, geben?<br />

Wir haben ja bereits ein solches Österreich-Haus<br />

in der Gestalt der österreichischen<br />

Vertretung in Brüssel. In vielen<br />

Hauptstädten sind aber die Botschaften,<br />

Interessensvertretungen, die Vertretungen<br />

der Außenwirtschaftsorganisation der<br />

Wirtschaftskammer, die Agenden für Kulturvermittlung<br />

oder die Tourismusbüros<br />

auf mehrere Immobilien aufgeteilt. Die<br />

wollen wir, wie beim Paradebeispiel Brüssel,<br />

alle unter ein Dach bringen. Aber wo<br />

und ob uns das noch in dieser Legislaturperiode<br />

gelingen wird, kann ich leider<br />

noch nicht sagen.<br />

Außenministerin Karin Kneissl<br />

im Gespräch mit CD-Autor Rainer<br />

Himmelfreundpointner.<br />

Austria‘s Foreign Minister Karin<br />

Kneissl and CD‘s author Rainer<br />

Himmelfreundpointner.<br />

„Österreich hat die Bedeutung von<br />

China als geopolitischer Akteur bisher<br />

nicht wirklich wahrgenommen.“<br />

“The significance of China as a geopolitical<br />

actor has not been really<br />

perceived by Austria in the past.“<br />

Österreichs Außenhandel konzentriert sich in<br />

etwa zu zwei Drittel auf europäische Länder,<br />

danach auf die nordamerikanische Region. Wie<br />

könnte der angekündigte „Fokus auf China“<br />

einer außenpolitischen und außenwirtschaftlichen<br />

Strategie Österreichs aussehen?<br />

Selbstverständlich spielen die asiatischen<br />

Länder dabei eine wesentliche Rolle,<br />

sowohl politisch als auch in Sicherheitsfragen,<br />

und immer verschränkt mit wirtschaftlichen<br />

Interessen. Das sollte man bei<br />

der Erarbeitung einer Außenwirtschafts-<br />

Strategie – gemeinsam mit der Wirtschaftskammer<br />

und dem Wirtschaftsministerium<br />

– ebenfalls institutionell berücksichtigen.<br />

In diesem Zusammenhang ist auch der<br />

Staatsbesuch von Bundespräsident Alexander<br />

Van der Bellen in China, bei dem ja<br />

eine große Wirtschaftsdelegation mitreist,<br />

zu sehen. Und in meiner letzten Publikation<br />

– „Wachablöse“ – habe ich versucht, genau<br />

herauszuarbeiten, welche große Rolle<br />

China nicht nur als Investor, sondern auch<br />

als geopolitischer Akteur spielt. Es geht<br />

nicht nur um die wirtschaftliche Stärke von<br />

China, sondern auch um die Frage, wo<br />

China heute überall als geopolitischer Mitbewerber<br />

agiert – in Südosteuropa, im Nahen<br />

Osten, in Subsahara-Afrika. Österreich<br />

hat, und das ist die Kritik, die ich in<br />

meinem Buch angemerkt habe, diese Entwicklung<br />

bislang nicht wirklich wahrgenommen.<br />

Deswegen habe ich in meiner<br />

Stabsstelle drei große Ziele festgelegt, zu<br />

denen auch das Umgehen mit der geopolitischen<br />

Herausforderung China zählt.<br />

Denn bisher gab es damit keine Auseinandersetzung.<br />

Sehen Sie nur auf den Westbalkan.<br />

Dort stellt sich die große Frage: Wer<br />

ist früher in Belgrad, die EU oder China?<br />

China hat bereits angedeutet, dass es die<br />

sogeannte „16 plus 1“-Gruppe, also jene<br />

zentral- und osteuropäischen Staaten, die in das<br />

Seidenstraßen-Projekt eingebunden sein sollen,<br />

gerne um Österreich auf 17+1 erweitern würde.<br />

Wir werden uns das genau ansehen.<br />

Aber das ist eine Entscheidung, die Österreich<br />

vorbehalten ist und bedeutet nicht,<br />

dass aus 16 nun 17 wird.<br />

Einer Ihrer weiteren Schwerpunkte liegt auf den<br />

Beziehungen Österreichs zur Türkei, die Sie sehr<br />

schnell in Angriff genommen haben. Welche<br />

Fortschritte konnten Sie bereits erzielen?<br />

Es ist uns gelungen, die bilateralen Kontakte<br />

wieder aufzunehmen und zu forcieren.<br />

Und es gibt ja auch bereits ein sehr<br />

schönes Ergebnis: Die operativen Arbeiten<br />

der österreichischen Forscher in Ephesos<br />

werden wieder aufgenommen. Das hatte<br />

die erste Priorität, und daran habe ich von<br />

Anfang an, seit 20. Dezember, sehr intensiv<br />

gearbeitet. Bei meinem Besuch in der Türkei<br />

ist auch die Wiederbelebung der gemeinsamen<br />

Wirtschaftskommission herausgekommen,<br />

wir werden darüber hinaus<br />

auf beiden Seiten ein Kulturjahr in Angriff<br />

nehmen, es kommt zu einer Neuauflage<br />

der konsularischen Zusammenarbeit und<br />

die politischen Direktoren werden ebenfalls<br />

wieder einen regelmäßigen Gedankenaustausch<br />

führen.<br />

Haben Sie auch die militärischen Operationen<br />

der Türkei in Syrien angesprochen?<br />

Haben wir. Diese wurden ja praktisch<br />

zeitgleich zu meinem Besuch gestartet. Unser<br />

Appell kann nur sein, diese Dinge am<br />

Verhandlungstisch zu lösen und nicht auf<br />

dem Schlachtfeld. Aber angesichts der aktuellen<br />

Entwicklungen sieht man, dass hier<br />

alle Involvierten leider keine Fortschritte<br />

erreichen.<br />

Ihr dritter strategischer Fokus liegt auf den<br />

Beziehungen zu Russland. Sehen Sie die<br />

EU-Sanktionen nach wie vor kritisch?<br />

Meine persönliche Einschätzung steht<br />

hier nicht zur Debatte. Aber als Außenministerin<br />

kann ich sagen, dass sich Sanktionen<br />

nicht immer als zielführend erwiesen<br />

haben. Man muss auch unterscheiden: Im<br />

Jahr 2<strong>01</strong>4 wurden zum einen politische<br />

Sanktionen gegen die Russische Föderation<br />

aufgrund der Annexion der Krim verhängt.<br />

Und es gab zum anderen wirtschaftliche<br />

Sanktionen – mit den Gegensanktionen,<br />

die von Seiten Russlands ergriffen<br />

wurden. Diese Sanktionen werden alle<br />

sechs Monate von den Staats- und Regierungschefs<br />

der EU je nach Umsetzung des<br />

Minsker Abkommens zum Ukraine-Konflikt<br />

neu bewertet. Es ist gegenwärtig Vieles<br />

in der Ukraine in Bewegung. Wir hatten<br />

positive Entwicklungen wie etwa den Gefangenenaustausch<br />

vor Weihnachten. Anfang<br />

Februar kam es aber wieder zu militärischen<br />

Handlungen und einer Verletzung<br />

des Waffenstillstands. Die Dinge sind dort<br />

tatsächlich dauernd im Fluss. Und ich kann<br />

nicht sagen, wie die Weltwetterlage im Juni<br />

2<strong>01</strong>8 ist, wenn die EU ihre neue Bewertung<br />

vornimmt.<br />

PHOTOS: RALPH MANFREDA<br />

Einer der ersten großen diplomatischen<br />

Erfolge der neuen<br />

Außenministerin ist die Wiederaufnahme<br />

der Forschungsarbeit im<br />

türkischen Ephesos.<br />

Austria‘s new foreign minister has<br />

already successfully negotiated a<br />

restart of the Ephesos studies in<br />

Turkey.<br />

64 Cercle Diplomatique 1/2<strong>01</strong>8<br />

Cercle Diplomatique 1/2<strong>01</strong>8<br />

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