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atw 2018-07

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<strong>atw</strong> Vol. 63 (<strong>2018</strong>) | Issue 6/7 ı June/July<br />

Die Grenzwerte für eine Klassifizierung<br />

gemäß a)-d) sind in den<br />

einzelnen Ländern teilweise unterschiedlich.<br />

Typische Werte sind:<br />

a) > 2 mSv/h<br />

b) Wischtestwerte:<br />

Beta-Aktivität ><br />

10 7 Teilchen/cm 2 /min<br />

Alpha-Aktivität ><br />

10 6 Teilchen/cm 2 /min<br />

c) Beta-Aktivität > 3.7*10 9 Bq/kg<br />

Alpha-Aktivität > 3.7*10 8 Bq/kg<br />

d) Der Abfall wird als langlebig<br />

deklariert, wenn er einen signifikanten<br />

Anteil von Isotopen mit<br />

einer Halbwertszeit größer 30<br />

Jahre hat (Ausnahme: Cs-137).<br />

Wie gezeigt, gibt es für hochaktiven<br />

Abfall nur einen unteren Grenzwert.<br />

Bei der Planung von Anlagen und<br />

Messeinrichtungen muss man zunächst<br />

auch obere Grenzwerte<br />

definieren. So müssen die Räume für<br />

die Handhabung eine ausreichende<br />

Abschirmung aufweisen. Das fängt<br />

damit an, dass die Räume für die<br />

Handhabung ausreichende Abschirmung<br />

aufweisen. Aber auch die<br />

Instrumentierung muss so ausgelegt<br />

sein, dass sie bei den zu erwartenden<br />

Aktivitäten noch funktionsfähig ist.<br />

3 Allgemeine Eigenschaften<br />

des hochaktiven<br />

Abfalls<br />

Bevor man die geeignete Messmethode<br />

für den hochaktiven Abfall<br />

auswählt, sollte man zunächst einmal<br />

Herkunft und Eigenschaften des<br />

Abfalls betrachten.<br />

Hochaktive Abfälle können sowohl<br />

fest wie auch flüssig sein. Wenn man<br />

einmal die hochaktiven Abfälle aus<br />

der Wiederaufarbeitung von Brennstäben<br />

ausklammert, so eignen sich<br />

für die Langzeitlagerung nur feste<br />

Stoffe, weswegen flüssige Abfallstoffe<br />

zuvor in feste Formen umgewandelt<br />

werden müssen (z.B. durch Eindampfung<br />

etc.). Flüssige Stoffe sind<br />

für die Langzeitlagerung nicht<br />

geeignet, da hier chemische Reaktionen<br />

nicht ausgeschlossen werden<br />

können, die zum Beispiel Korrosion<br />

der Behälter zur Folge haben können.<br />

Kernbrennstoff ist bei Abfällen aus<br />

Kernkraftwerken im Allgemeinen nur<br />

in sehr kleinen Mengen im Abfall<br />

präsent, da generell Kernbrennstoff<br />

kein Abfall ist. Kleinere Mengen<br />

können zum Beispiel dadurch entstehen,<br />

dass Material von defekten<br />

Brennelementen im Reaktor nach<br />

unten fällt (sogenannter „fuel debris“).<br />

Die Hauptaktivität der hoch aktiven<br />

Abfälle resultiert aus Aktivierungsprozessen<br />

(z.B. Aktivierung von<br />

| | Abb. 1.<br />

Geiger-Müller-Zählrohr mit Energiekompensation.<br />

Stahl) oder aus der Freisetzung von<br />

Cs-137, welches durch mangelnde<br />

Rückhaltung der Kernbrennstäbe in<br />

den Kühlkreislauf gelangt. Letzteres<br />

wird durch Filtrierung zurückgehalten.<br />

Diese Filter können dann<br />

hohe Aktivitäten aufweisen.<br />

Etwas anders verhält es sich, wenn<br />

der Abfall aus Unfällen, wie zum<br />

Beispiel Tschernobyl, stammt. Dann<br />

können sehr wohl auch Isotope wie<br />

Uran oder Plutonium in relevanten<br />

Mengen vorliegen.<br />

Um die im Folgenden beschriebenen<br />

Messmethoden so einfach wie<br />

möglich zu halten, ist folgende Vorgehensweise<br />

empfehlenswert:<br />

• Zunächst ist die Herkunft des<br />

Abfalls zu klären<br />

• Dann sollte auf der Basis von<br />

Probenahmen die zu erwartenden<br />

Isotope in einem Labor bestimmt<br />

werden<br />

• Anschließend sollte der Isotopenvektor<br />

bezogen auf Co-60 und<br />

Cs-137 bestimmt werden, welche<br />

dann als Leitisotope bei der Berechnung<br />

der Aktivitäten heran gezogen<br />

werden können.<br />

4 Messung der Oberflächendosisleistung<br />

bei<br />

hochaktiven Abfällen<br />

Für die Messung der Oberflächendosisleistung<br />

werden in der Regel<br />

Geiger-Müller-Zählrohre eingesetzt,<br />

die aufgrund ihrer geringen Baugröße<br />

auch Hot Spot Erkennung erlauben<br />

(Abbildung 1). Der Abstand zwischen<br />

Zählrohr und Oberfläche ist gewöhnlich<br />

mit 10 cm spezifiziert. Die<br />

Zählrohre sind mittels Filter energiekompensiert<br />

und in Sv/h geeicht.<br />

Ein wichtiger Punkt bei Messungen<br />

an hochaktiven Abfällen ist die<br />

Vermeidung einer Paralyse des Zählrohres.<br />

Diese könnte zu einer Unterschätzung<br />

der Dosisleistung und<br />

ernsthaften Konsequenzen für die an<br />

der Hantierung beteiligten Arbeiter<br />

führen.<br />

Aus diesem Grund werden oft<br />

Geräte mit zwei Zählrohren unterschiedlicher<br />

Empfindlichkeit eingesetzt,<br />

wodurch die Messdynamik des<br />

Gerätes erweitert wird. Weiterhin<br />

arbeiten die Geräte in einem totzeitlosen<br />

Modus um den Messbereich zu<br />

erweitern und Messfehler durch die<br />

ansonsten benötigte Totzeitkorrektur<br />

zu minimieren (Abbildung 2).<br />

Hierbei wird die Hochspannung<br />

für das Messgerät zunächst unterhalb<br />

der Einsatzgrenze eingestellt. Anschließend<br />

wird die Hochspannung<br />

über die Einsatzgrenze erhöht und<br />

die Zeit bis zum Auftreten des ersten<br />

Pulses gemessen. Dann wird die Hochspannung<br />

wieder abgesenkt. Nach<br />

einem fest vorgegebenen Zeitintervall<br />

wird der Vorgang wiederholt. Die so<br />

gemessenen Zeitintervalle sind umso<br />

kleiner, je höher die Zählrate ist. Diese<br />

Messmethode ist bei hohen Zählraten<br />

recht genau, bei kleinen Zählraten<br />

sind die statistischen Fehler etwas<br />

größer, was bei hochaktiven Abfällen<br />

ohne Bedeutung ist.<br />

5 Messung der Oberflächenkontamination<br />

bei hochaktiven Abfällen<br />

Wenn die Behälter mit Abfall außerhalb<br />

von kerntechnischen Anlagen<br />

(z.B. in Zwischen- oder Endlager)<br />

transportiert werden müssen, so muss<br />

zur Verhinderung der Verschleppung<br />

von Radioaktivität die Behälteroberfläche<br />

auf Kontaminationsfreiheit<br />

geprüft werden. Wegen der Eigenstrahlung<br />

derartiger Behälter kann<br />

die Kontamination bezüglich Alphaoder<br />

Betastrahlung nicht direkt<br />

gemessen werden. Daher wird ein<br />

zweistufiges Verfahren angewandt.<br />

| | Abb. 2.<br />

Dosisleistungsmessgerät mit zwei totzeitfrei<br />

arbeitenden Geiger-Müller-Zählrohren<br />

DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 405<br />

Decommissioning and Waste Management<br />

Special Features of Measurement for the Radiological Characterization of High-level Radioactive Waste ı Marina Sokcic-Kostic and Roland Schultheis

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