CERCLE DIPLOMATIQUE - issue 04/2019
CD is an independent and impartial magazine and is the medium of communication between foreign representatives of international and UN-organisations based in Vienna and the Austrian political classes, business, culture and tourism. CD features up-to-date information about and for the diplomatic corps, international organisations, society, politics, business, tourism, fashion and culture. Furthermore CD introduces the new ambassadors in Austria and informs about designations, awards and top-events. Interviews with leading personalities, country reports from all over the world and the presentation of Austria as a host country complement the wide range oft he magazine.
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L’AUTRICHE SCIENCE DIPLOMACY
Wissenschaft als diplomatischer Brückenbauer
Science as a bridge builder in diplomacy
Text: Arian Faal
Das österreichische Außenamt nimmt sich der Bedeutung der Wissenschaft und
der Technologie im internationalen Kontext verstärkt an und will auf diesem
Gebiet im Rahmen der Kulturdiplomatie prägende Akzente setzen. Eine Spurensuche.
The Austrian Foreign Office is becoming increasingly aware of the role of science
and technology in international relations and seeks to place stronger emphasis on
it as part of its international cultural policy. An exploration.
Auslandskulturtagung
2019.
International Culture
Conference 2019.
PHOTOS: BMEIA/ MAHMOUD
Der kürzlich verstorbene ehemalige französische
Staatspräsident Jacques Chirac sagte
einmal: „Die Wissenschaft ist die Kaffeetasse,
die Diplomatie und der lösungsorientierte Dialog
der Kaffee und die Kultur die Milch.“ Damit strich er
die Bedeutung der Wissenschaft und der Technologie
hervor und machte schon vor vielen Jahren darauf
aufmerksam, dass globale Konflikte nur mit Hilfe
aller dieser „Zutaten“, wie er es nannte, gelöst werden
könnten. Maxim Gorki formulierte es ein wenig anders.
„Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt,
die Kunst ist ihre Seele.“ Immer wieder ist auf dem
internationalen Parkett in letzter Zeit von „Science
Diplomacy“ zu lesen. Doch was ist das genau und
was bezweckt man damit? Eine Expertin auf dem
Gebiet, die Gesandte Denise Quistorp aus dem Bundesministerium
für Europa, Integration und Äußeres,
klärt auf: „Eigentlich ist es nichts Neues, aber
weil Wissenschaft und Technologie im internationalen
Kontext immer wichtiger werden, sind auch wir
bemüht, Science Diplomacy in unserer Arbeit im
Rahmen der Kulturdiplomatie zu forcieren“, erklärt
die Diplomatin.
Hierzu hat das Außenamt heuer einen Arbeitsbehelf
für die Auslandsvertretungen unter dem Titel
„Wissenschaftskonzept der Auslandskultur“ herausgegeben.
Dieses Buch wurde auch mit den Partnerministerien
für Wissenschaft, Digitalisierung, Wirtschaft,
Innovation, Bildung, Forschung und
Technologie abgestimmt.
„Uns ging es zunächst vor allem darum, dass die
Vertretungsbehörden die Fachressorts bei ihren Aktivitäten
im Ausland unterstützen und bei der Vernetzung
helfen“, so Quistorp.
Im Buch werden die fachlichen Begriffsdefinitionen
schnell in einen verständlichen Kontext gebracht:
Neben Kulturaustausch und dem Dialog ist
die Wissenschaft eine wichtige Verbündete der Diplomatie
geworden - und damit ein weiterer Schwerpunkt
der Kulturdiplomatie. Wissenschaft kann in
der Außenpolitik und Diplomatie verschiedene Rollen
spielen. Zunächst geht es darum, Wissenschaftskooperationen
zu fördern, also österreichische wissenschaftliche
Leistungen international zu
präsentieren und zu vernetzen. Science Diplomacy
regt Innovationen an und trägt dazu bei, Österreich
als attraktiven Hochschul-, Forschungs-, Technologie-
und Innovations- und damit auch Wirtschaftsstandort
zu positionieren. Wissenschaft ist aber auch
geeignet, die internationalen Beziehungen zu verbessern
und zu stärken. Wissenschaftliche Zusammenarbeit
und akademische Mobilität verbreiten
Wissen, das Brücken zwischen Gesellschaft und
Wissenschaft schlägt und eine Grundlage für Verständnis
und Dialog schafft. Denken wir etwa an den
Atomstreit zwischen dem Westen und dem Iran.
Ohne Science Diplomacy im Hintergrund wäre nach
den 13 Verhandlungsjahren nie der JCPOA-Deal
(das Atomabkommen/der Atomdeal) am 14. Juli
2015 möglich gewesen.
Die ursprüngliche klassische Definition von Science
Diplomacy, nämlich „any action at the interface
of Science and Diplomacy“, hat die österreichische
Kulturdiplomatie für sich konkretisiert: Es gibt drei
wichtige Schnittstellen zwischen Wissenschaft und
Diplomatie, erklärt uns Gesandte Quistorp:
1. Die Politik braucht wissenschaftlich fundierten Input
für fundierte Außenpolitik-Entscheidungen und
eine enge Zusammenarbeit mit Wissenschaftseinrichtungen.
2. Wissenschaft und Technologie werden immer
wichtiger zur Lösung aktueller Herausforderungen
3. Das Zusammenspiel von Außenpolitik und Wissenschaft
und Technologie wirkt positiv in beide
Richtungen und führt zu einer Win-win-Situation.
Es stärkt den Wert von Wissen, Bildung, Wissenschaft
und das Ansehen ihrer Institutionen und last
but not least trägt die Wissenschaftsdiplomatie zu
Minister Alexander Schallenberg:
„Kunst, Kultur und
Wissenschaft formen
Österreichs Image in der Welt.“
„Art, culture and science shape
Austria‘s image in the world.“
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