Scout 3/07 - Scout.ch
Scout 3/07 - Scout.ch
Scout 3/07 - Scout.ch
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
SIE HABEN VON SICH AUS DER BULA-LEITUNG IHRE HILFE ANGEBOTEN.<br />
WARUM?<br />
I<strong>ch</strong> bin in der Pfadistiftung und da war das Bula ein Thema. Es war einfa<strong>ch</strong><br />
etwas, wo i<strong>ch</strong> bereit bin mitzuarbeiten.<br />
GEHÖRT DIE BEURTEILUNG VON SICHERHEITSKONZEPTEN GROSSER<br />
ANLÄSSE ZU IHRER AUFGABE ALS VORSTEHERIN DES ZÜRICHER<br />
POLIZEIDEPARTEMENTS ODER IST DAS EIN PERSÖNLICHES ENGAGE-<br />
MENT FÜR DIE PFADI?<br />
Es ist ein berufli<strong>ch</strong>es Interesse einerseits. Andererseits finde i<strong>ch</strong> es persönli<strong>ch</strong><br />
gut, dass man in der Pfadi sehr früh eine sehr grosse Verantwortung<br />
übernimmt. Im Hintergrund soll es Leute haben mit einer<br />
grösseren berufli<strong>ch</strong>en Erfahrung, die dort unterstützen können,<br />
wo es nötig ist. Ein Bula ist ein riesiger Betrieb mit einer enormen<br />
Verantwortung für alle Beteiligten. Und wenn i<strong>ch</strong> mit<br />
meinem fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Hintergrund als Polizeivorsteherin<br />
dazu beitragen kann, dass in einem Krisenfall etwas<br />
gut abläuft, dann biete i<strong>ch</strong> das gerne an. I<strong>ch</strong> habe das<br />
mit meinen Mitarbeitern bespro<strong>ch</strong>en und fand<br />
sofort zwei ehemalige Pfadi, die si<strong>ch</strong> mit grossem<br />
Engagement einsetzten. Das war lässig.<br />
IST DIE PFADI ALSO EIN GÜNSTLING IHRER<br />
SYMPATHIE?<br />
I<strong>ch</strong> denke, das ist einfa<strong>ch</strong> so, wenn man so<br />
lange dabei war wie i<strong>ch</strong>.<br />
WIE GROSS IST DAS SICHERHEITSRISI-<br />
KO BEI EINEM LAGER WIE DEM BULA?<br />
Es geht in der Bula-Si<strong>ch</strong>erheitsplanung<br />
ni<strong>ch</strong>t nur um Polizei, wie zum<br />
Beispiel um einen mögli<strong>ch</strong>en Auftritt<br />
Re<strong>ch</strong>tsextremer an der 1. Augustfeier<br />
wie am Eurolife 01. In erster Linie<br />
geht es um Krisenmanagement zum<br />
Beispiel bei Ho<strong>ch</strong>wasser, wenn man<br />
auf einmal alle Pfadi an einem<br />
andern Ort unterbringen müsste.<br />
Oder wenn zum Beispiel der Noro-<br />
Virus auftreten würde [Magendarm-Erkrankung,<br />
Anm.d.Red.], die<br />
Spitäler überfüllt wären und die<br />
halbe Lagerleitung lahm gelegt<br />
wäre. Oder eine andere Infektion,<br />
die eine Desinfektion aller sanitären<br />
Einri<strong>ch</strong>tungen erfordern würde.<br />
WORAUF WERDEN DIE<br />
SICHERHEITSLEUTE IM BULA<br />
BESONDERS ACHTEN MÜSSEN?<br />
Es ist wi<strong>ch</strong>tig, dass die Organisationsstrukturen<br />
für Krisenfälle klar sind. Man<br />
muss wissen, wer in wel<strong>ch</strong>em Ernstfall für<br />
was verantwortli<strong>ch</strong> ist. Es muss sofort funktionieren:<br />
Das Handbu<strong>ch</strong> muss jede und<br />
jeder mit einer grösseren Führungsverantwortung<br />
jederzeit hervor nehmen können. So wie<br />
wir bei uns eine Katastrophenübung ma<strong>ch</strong>en,<br />
wäre es au<strong>ch</strong> gut, das mit den Unterlagerleitern 1:1<br />
zu üben, damit klar ist, wer wann was zu tun hat.<br />
DIE RÜCKMELDUNG IHRER MITARBEITER ZUM<br />
BULA SICHERHEITS- UND SANITÄTSKONZEPT WAR<br />
POSITIV. WIE GEHT ES JETZT WEITER?<br />
Es war wirkli<strong>ch</strong> professionell verfasst. I<strong>ch</strong> hatte geda<strong>ch</strong>t,<br />
dass wir viel mehr unterstützen und helfen müssen. Jetzt geht<br />
es um die Detailausarbeitung und es muss bekannt gema<strong>ch</strong>t werden.<br />
Ein super gutes Si<strong>ch</strong>erheitskonzept, das niemand kennt, ist<br />
ni<strong>ch</strong>ts wert. Selbstverständli<strong>ch</strong> kann man mi<strong>ch</strong> weiter anfragen. Aber<br />
au<strong>ch</strong> die anderen beiden Mitarbeiter der Stadtpolizei, die die Lagerleitung<br />
s<strong>ch</strong>on angefragt hat, sind sehr gerne breit, bei weiteren Fragen<br />
gemeinsam na<strong>ch</strong> Lösungen zu su<strong>ch</strong>en.<br />
GAB ES KRISEN IN EINEM BULA, WO SIE MIT DABEI WAREN?<br />
Im Bula in den 60er-Jahren im Domles<strong>ch</strong>g waren plötzli<strong>ch</strong> mehrere Pfadi<br />
in Bonaduz im Spital, weil sie alte Beile benutzt hatten, deren Holzs<strong>ch</strong>äfte<br />
eingetrocknet waren. Jedes mal, wenn einer zum Hacken ausholten,<br />
flog ihm die Klinge in den Rücken oder an den Kopf. So was bringt eine<br />
1515 15<br />
Lagerleitung ziemli<strong>ch</strong> an den Ans<strong>ch</strong>lag. Dann brau<strong>ch</strong>t es eine Krisenkommunikation,<br />
die zum Beispiel si<strong>ch</strong>erstellt, dass alle Eltern informiert werden,<br />
also ein professionelles Vorgehen. Beim Rest – dass die Lagertürme<br />
stabil aufgestellt sind, damit sie bei Sturm ni<strong>ch</strong>t umfallen – i<strong>ch</strong> würde<br />
meinen, darin ist die Pfadi gut. Es geht eher um die ungewohnten Sa<strong>ch</strong>en.<br />
WERDEN SIE DAS BULA 2008 BESUCHEN?<br />
I<strong>ch</strong> denke s<strong>ch</strong>on. Der eine, der das Konzept beurteilt hat, hofft natürli<strong>ch</strong>,<br />
dass au<strong>ch</strong> sein Sohn gehen wird. Und i<strong>ch</strong> nehme an, es wird dann<br />
einen Tag für die Mitglieder der Pfadistiftung geben.<br />
WELCHES WAR IHR BESTES ERLEBNIS IN DER PFADI?<br />
I<strong>ch</strong> kann ni<strong>ch</strong>t 14 Jahre Pfadi auf ein Erlebnis reduzieren. Mir fällt so vieles<br />
ein. Mein Freundeskreis war damals einfa<strong>ch</strong> die Leiterrunde. Das<br />
war mein Zuhause über Jahre hinweg. Einzelne Wölfe habe i<strong>ch</strong> heute<br />
no<strong>ch</strong> sehr gut in Erinnerung. Ein Wolf s<strong>ch</strong>enkte mir meine erste Katze,<br />
einen kleinen Siam-Kater.<br />
DIE OBLIGATORISCHE FRAGE LAUTET: 100 JAHR PFADI – IST SIE<br />
NOCH ZEITGEMÄSS?<br />
I<strong>ch</strong> habe von der Pfadi mitgenommen, dass man lernt, si<strong>ch</strong> in sozialen<br />
Gefügen zu bewegen und si<strong>ch</strong> gegenseitig zu respektieren. Und dass man<br />
Respekt vor der Umwelt hat. Diese zentralen Bots<strong>ch</strong>aften bleiben aktuell.<br />
Aber i<strong>ch</strong> finde es ein Fehler, das Jubiläum an BiPi aufzuhängen. BiPi hat<br />
zwar eine gute Bewegung gegründet, aber man kann au<strong>ch</strong> vieles, was er<br />
gesagt hat, s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t brau<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong> sehe ihn ni<strong>ch</strong>t als Guru der Pfadi an<br />
– das S<strong>ch</strong>öne ist, dass die Pfadibewegung gar keinen Guru brau<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong><br />
hoffe, dass es ni<strong>ch</strong>t das Jahr des BiPi sondern das Jahr der Pfadi wird.<br />
WAS IST HEUTE ANDERS ALS ZU IHRER PFADIZEIT?<br />
Die Pfadi hat si<strong>ch</strong> verändert. Unsere Uniform war früher wirkli<strong>ch</strong> uniform.<br />
Heute sehe i<strong>ch</strong> die Kinder in die Pfadi gehen und sie haben das Hemd<br />
irgendwie an, die Krawatte irgendwo angehängt – sie sind alles andere<br />
als alle glei<strong>ch</strong>. Und trotzdem sind alle in derselben Bewegung und habe<br />
die glei<strong>ch</strong>en Gedanken, die ihnen wi<strong>ch</strong>tig sind und wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
den glei<strong>ch</strong>en Umgang miteinander, den sie lernen. Das finde i<strong>ch</strong> genial!<br />
UNSORGFÄLTIG GETRAGENE UNIFORMEN FINDEN SIE ALSO NICHT<br />
NEGATIV?<br />
Nein. I<strong>ch</strong> finde, i<strong>ch</strong> hatte früher einen zu militäris<strong>ch</strong>en Stil mit meiner<br />
Meute, mit allzu korrekter Uniform.<br />
VON IHREN POLIZISTEN VERLANGEN SIE ABER SCHON, DASS SIE<br />
KORREKT GEKLEIDET SIND?<br />
Ja, das ist eben ni<strong>ch</strong>t dasselbe. Für mi<strong>ch</strong> hat eine korrekte Kleidung mit<br />
Disziplin und Professionalität zu tun.<br />
DARF ES IN DER PFADI WENIGER DISZIPLIN SEIN?<br />
Ja, eindeutig. I<strong>ch</strong> habe damals wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> zu viel Disziplin verlangt.<br />
In der Freizeit muss ja ni<strong>ch</strong>t so viel Disziplin verlangt werden. Es brau<strong>ch</strong>t<br />
diese Professionalität ni<strong>ch</strong>t.<br />
ESTHER MAURER/FÜLLY<br />
Esther Maurer, geboren 1957 und aufgewa<strong>ch</strong>sen in Züri<strong>ch</strong>, lic. phil. I,<br />
Romanistin. Zuerst war Maurer in der Cevi und trat wenig später der<br />
Pfadi bei. Sie war Gruppenleiterin in der Manegg und dann Wolfsführerin<br />
und Roverstufenleiterin beim Zür<strong>ch</strong>er Pfadikorps Gloggenhof.<br />
1978, mit 22 Jahren hörte sie als aktive Leiterin na<strong>ch</strong> 14 Jahren Pfadi<br />
auf. Theoretis<strong>ch</strong> ist sie no<strong>ch</strong> im APV. Den Chlaushöck verpasst sie<br />
regelmässig mangels Freizeit. Fülly ist in der der Pfadistiftung.<br />
1983 trat sie der SP bei. 1985 bis 1998 war sie Mittels<strong>ch</strong>ullehrerin an<br />
der Kantonss<strong>ch</strong>ule Zür<strong>ch</strong>er Oberland, zuletzt als Prorektorin. Ab<br />
1990 unterri<strong>ch</strong>tete sie als Hauptlehrerin Französis<strong>ch</strong> und Spanis<strong>ch</strong><br />
an der Kantonss<strong>ch</strong>ule Wetzikon. Von 1986 bis 1998 war sie Gemeinderätin<br />
und seit 1998 führt sie als Stadträtin das Polizeidepartement<br />
der Stadt Züri<strong>ch</strong>. Maurer ist mit einem ehemaligen Pfadi verheiratet<br />
und hat keine Kinder.<br />
INTERVIEW INTERVIEW