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Miteinander - Chiesa Evangelica Luterana in Italia

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4 Nahaufnahme | Visto da vic<strong>in</strong>o<br />

Über e<strong>in</strong> so sensibles Thema wie die Toleranz zu<br />

schreiben, ist ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Aufgabe. Je nach unserer<br />

Gemütslage können wir ganz unterschiedliche<br />

E<strong>in</strong>stellungen annehmen. E<strong>in</strong>e Möglichkeit ist die, es zuzulassen,<br />

dass Andere verschiedene ethische, politische, religiöse<br />

Pr<strong>in</strong>zipien vertreten, unterschiedliche Gesichtspunkte<br />

e<strong>in</strong>nehmen und andere Perspektiven und Visionen haben.<br />

Toleranz bedeutet, all dies zuzulassen und zu akzeptieren.<br />

Es setzt e<strong>in</strong> Insichgehen voraus, e<strong>in</strong>en kritischen Umgang mit<br />

dem eigenen Innenleben auf e<strong>in</strong>er Reise durch die eigene<br />

Identität. Toleranz bedeutet Bes<strong>in</strong>nung und konkrete Umsetzung<br />

der Sensibilität sowie der kollektiven Fähigkeit<br />

zum friedlichen Zusammenleben mit Menschen, die anders<br />

handeln und e<strong>in</strong>em anderen Glauben angehören.<br />

Interessante Ereignisse, wie die Reformation und die darauffolgende<br />

Gegenreformation, haben <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

zu e<strong>in</strong>er Bewusstse<strong>in</strong>sbildung h<strong>in</strong>sichtlich der Entstehung<br />

verschiedener Konfessionen geführt. Nach und nach hat die<br />

Gesellschaft trotz zahlreicher Schwierigkeiten gelernt, sich<br />

moralischer und religiöser Urteile zu enthalten.<br />

Nach langen Jahren, <strong>in</strong> denen der Glaube aufgezwungen und<br />

die Wahrheit anhand konsolidierter Vorstellungen und<br />

Pr<strong>in</strong>zipien verkündet wurde, kam es zur Entwicklung von neuen,<br />

ausführlich diskutierten Grundsätzen, die ke<strong>in</strong>en Absolutheitsanspruch<br />

erhoben.<br />

Persönlich habe ich die Reformation stets als Revolution der<br />

Ideen, der E<strong>in</strong>stellungen und der Betrachtungsweisen <strong>in</strong>terpretiert.<br />

Luther war der erste, der entschlossen die Auffassung<br />

vertrat, dass die für die Häretiker vorgesehene<br />

Strafe nicht dem Willen des Heiligen Geistes entspricht, und<br />

dass der Glaube nicht mit Gewalt auferzwungen werden<br />

kann. Wenn man darüber nachdenkt, wird, me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung<br />

nach, dieser große Widerspruch deutlich: E<strong>in</strong>e Idee, und genauer<br />

gesagt e<strong>in</strong> Glaube kann nicht aufgezwungen werden.<br />

Im Verlaufe der Zeit wurde (wird) schrittweise akzeptiert, dass<br />

es e<strong>in</strong>e Bandbreite an nicht übere<strong>in</strong>stimmender religiöser<br />

und politischer Me<strong>in</strong>ungen gibt. Und im allgeme<strong>in</strong>en haben<br />

die Kirchen die Auffassung übernommen, dass die Menschenwürde<br />

des E<strong>in</strong>zelnen anzuerkennen und die Religionsfreiheit<br />

zu verteidigen ist. Auch die europäische Geme<strong>in</strong>schaft<br />

bekämpft ihrerseits Diskrim<strong>in</strong>ierungen und<br />

fördert Toleranz.<br />

Die multiethnische Gesellschaft, <strong>in</strong> der wir heute leben, zeigt<br />

uns die Notwendigkeit auf, die Freiheiten zu wahren und über<br />

Toleranz,<br />

e<strong>in</strong> Zeugnis<br />

der Liebe<br />

e<strong>in</strong>en Prozess der E<strong>in</strong>igung und der Bewusstse<strong>in</strong>sbildung h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der kulturellen Vielfältigkeit an der Toleranz festzuhalten,<br />

so dass die unterschiedlichen kollektiven Identitäten<br />

unter Rücksichtnahme auf die Willensfreiheit des E<strong>in</strong>zelnen<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang gebracht und geschützt werden können.<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung kann heute nicht mehr zugelassen werden,<br />

denn sie ist mit Vorurteilen verbunden, stellt e<strong>in</strong>e Gefahr dar<br />

und ist nicht mehr zeitgemäß.<br />

Ich b<strong>in</strong> fest davon überzeugt, dass die Toleranz e<strong>in</strong> Zeugnis<br />

der Liebe unseren Mitmenschen gegenüber ist, e<strong>in</strong> authentischer<br />

Ausdruck von Respekt und Achtung und e<strong>in</strong> Zeugnis<br />

unseres Glaubens <strong>in</strong> Gott. Toleranz erfordert e<strong>in</strong>e konstruktive<br />

Haltung und das Offense<strong>in</strong> für den Dialog mit Andersdenkenden.<br />

Cordelia Vitiello

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