Die Effizienz von Roboterapplikationen steigt, je enger Mensch und Maschine zusammenarbeiten können. Gleichzeitig stellt dies auch höhere Anforderungen an die Sicherheit – wobei jede Applikation eine eigene sicherheitstechnische Betrachtung verlangt. Bild: BMW Group Automatisierung und kollaborative Robotik steigern Produktivität Mensch und Roboter – gemeinsam zum Erfolg Um als Unternehmen international erfolgreich zu bleiben, gehören Robotik und Automation zu den Schlüsseltechnologien. Cobots inter agieren dabei direkt mit dem Menschen und unterstützen Fertigungsbetriebe dabei, sich im Markt produktiv zu behaupten. Auf der EMO Hannover 2019 finden Fachbesucher zahllose Automa tisierungslösungen und kollaborative Roboter zur Steigerung ihrer Produktivität. Autor: Dag Heidecker ■■■■■■ Mithilfe von Automation und Digitalisierung lassen sich Fertigungsprozesse effizienter gestalten. Von besonderem Interesse sind in diesem Umfeld Cobots – die kollaborativen Industrieroboter arbeiten gemeinsam mit den Menschen ohne spezielle Schutzeinrichtungen wie Zäune oder abgegrenzte Bereiche. In welchen Prozessen kommen Cobots bereits zum Einsatz? Wie lassen sich Kollisionen und damit mögliche Verletzungsgefahren vermeiden? Robotikhersteller, Anbieter verschiedenster Peripheriekomponenten für Automationslösungen sowie Sicherheits- und wissenschaftliche Experten geben einen aktuellen Einblick und Prognosen für künftige Entwicklungen. Mitarbeiter ergonomisch entlasten „Für eine intelligente Produktion ist der Mensch unerlässlich“, so Jochen Vetter, Manager Robot Safety bei der Pilz GmbH & Co. KG. „Roboter übernehmen z. B. körperlich anstrengende oder monotone Tätigkeiten, während der Mensch höherwertige Aufgaben ausführt. Damit kann die Automatisierung auch Antworten auf Fragen geben, die der demografische Wandel aufwirft.“ Für die Validierung sind bei der Mensch- Roboter-Kollaboration (MRK) unterschiedliche Methoden anzuwenden. Beispielsweise muss zwingend durch ein Messverfahren ermittelt werden, ob mögliche Kollisionen sicherheitstechnisch unbedenklich sind. Hierfür hat Pilz eine eigene Methodik erarbeitet. Ein System misst u. a. die auf den menschlichen Körper einwirkenden Kräfte und vergleicht sie mit den Grenzwerten gemäß der Norm für kollaborative Roboter ISO/TS 15066. „Die Herausforderung besteht darin, dass sich die Grenzen zwischen den Arbeitsbereichen von Mensch und Maschine auflösen“, weiß der Robotik-Sicherheitsexperte. „Zusätzlich zu den vom Roboter ausgehenden Gefahren müssen die Bewegungen des Menschen Berücksichtigung finden. Diese sind nicht immer kalkulierbar in Hinsicht auf Geschwindigkeit, Reflexe oder plötzlichen Zutritt zusätzlicher Personen. Kollisionen dürfen jedoch zu keinen Verletzungen führen.“ Voraussetzungen dafür seien zuverlässigere Steuerungen und intelligente, dynamische Sensoren am Roboter. Zudem gelte es, durch normative Grundlagen verlässliche Sicherheitsstandards zu setzen. „Die Interaktion wird sich in Richtung ‚natürlich‘ entwickeln, etwa bei der Sprache und Gestik“, ist Vetter überzeugt. „So wird die MRK für ein anderes Agieren auf eine neue Qualitätsebene gebracht. Darüber hi- 118 September 2019
Maschinen-AutomationSPECIAL naus werden MRK-Lösungen in Zukunft an die Fabriksteuerung via OPC UA oder die Industrie-4.0-RAMI-Standards angebunden sein.“ Sinnvolle Einsatzgebiete seien eher nicht in der Großserienproduktion, sondern bei mittleren und kleinen Serien angesiedelt. MRK mache dann Sinn, wenn die Mitarbeiter ergonomisch entlastet werden, etwa bei Wartungsarbeiten. Division Manager Peter Pühringer an der neuen 6-Achser-Generation TX2 von Stäubli, die auch auf der EMO präsentiert wird. Bild: Stäubli Robotics Werkstücke bis 8 kg greifen dank Sicherheitsintelligenz „Aufgrund der biomechanischen Limits – vorgegeben durch die ISO/TS 15066 – konzentrierte sich der Einsatz von Cobots bislang auf das Handling von Kleinteilen, etwa in Montageanwendungen der Elektronikindustrie oder beim Pick & Place von Gehäusen, Dreh- und Frästeilen etc.“, sagt Prof. Markus Glück, Geschäftsführer Forschung & Entwicklung, Chief Innovation Officer bei der Schunk GmbH & Co. KG. „Mit unserem Großhubgreifer EGL-C erschließen wir nun aber eine neue Bauteildimension: Erstmals ist es möglich, formschlüssig gegriffene Werkstücke bis 8 kg sicher zu handhaben. Damit ergeben sich große Potenziale, auch bei Werkzeugmaschinen oder in der Montage.“ Dank integrierter und zum Patent angemeldeter Sicherheitsintelligenz ist es beim Co-act (collaborative actua-tor) EGL-C gelungen, in kollaborativen Anwendungen Greifkräfte bis 450 N zu realisieren. Das ist rund dreimal so viel wie bisher und stellt eine Weltneuheit dar – auch zu sehen auf der September 2019 119
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