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Drachme 25

Ελληνογερμανικό περιοδικό από Μόναχο Γερμανίας,για Έλληνες και Φιλέλληνες

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Genau Deutschland sei es aber, das den Griechen jetzt helfen<br />

könne, sagte Damianos Vassiliadis vom Nationalrat für<br />

die Entschädigungsforderungen.<br />

„Die Alliierten, und damit auch Griechenland, haben den Deutschen<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg einen Aufschub für die<br />

Reparationszahlungen gewährleistet, damit die Wirtschaft zunächst<br />

wieder aufgebaut werden konnte. Warum funktioniert<br />

das jetzt nicht mit Griechenland? “, fragte Vassiliadis, der einen<br />

Schuldenschnitt ins Spiel brachte. „Deutschland bestimmt<br />

die Fahrtrichtung in der Europäischen Union. Sie könnten eine<br />

entscheidende Rolle spielen.“<br />

Als Beispiel könnte Griechenland nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

selbst dienen, sagte er. „Die Griechen waren damals<br />

willig zu helfen, obwohl sie am Boden waren. “Die jetzt<br />

schwelende Diskussion um Reparationsforderungen sei darüber<br />

hinaus nicht neu, sagte Vassiliadis. Hier gehe es um das Recht<br />

Griechenlands.<br />

Die Journalistin Johanna Panagiotou gab den Zuhörern derweil<br />

Einblicke in die soziale Situation der Menschen ihres<br />

Heimatlandes. „Es ist sehr schwierig. Wir haben eine humanitäre<br />

Krise, die es in dem Land so noch nie gab. “Überall müsse<br />

gekürzt werden, sodass Rentner bei einer Rente von etwa 350<br />

Euro landen würden – mit der sie oftmals noch Kinder und Enkelkinder<br />

finanzieren müssten. Die Herausgeberin des Magazins<br />

„<strong>Drachme</strong>“ gesteht aber auch Fehler ein. „Natürlich war<br />

Griechenland kein Paradies. Wir haben selbst viele Fehler gemacht<br />

und zum Beispiel unglaublich hohe Renten gezahlt. “<br />

Mit den Rettungsprogrammen seit 2010 habe sich allerdings<br />

nicht viel im Land getan. Im Gegenteil, sagt die in München<br />

lebende Panagiotou. „Bis heute ging es keinen Schritt vorwärts,<br />

sondern nur rückwärts. “ Wie es wieder voran könne, das wisse<br />

sie zum derzeitigen Zeitpunkt nicht.<br />

Für Damianos Vassiliadis dagegen ist klar: Griechenland muss<br />

endlich etwas an den Strukturen ändern. Ein zentrales Thema<br />

dabei sei die Steuerhinterziehung. „Die Oberschicht in<br />

Griechenland zahlt sehr wenig, während die ärmere Bevölkerung<br />

fast alles begleichen muss“, beklagte Vassiliadis. Frisches<br />

geliehenes Geld würde ohnehin direkt an die Gläubiger und<br />

die Banken fließen, anstatt es in die Wirtschaft zu stecken und<br />

Griechenland so wieder auf die Beine zu stellen.<br />

Für Journalistin Panagiotou liegt das Problem derweil deutlich<br />

tiefer. „Es herrscht ein völlig zerstörtes Verhältnis zwischen<br />

dem Staat und der Bevölkerung. Der Staat ist schon immer etwas<br />

Fremdes. “Sie frage sich jedoch, wie lang die Griechen<br />

noch für das Versagen der Eliten bestraft werden sollen? „Leider<br />

gibt es für Griechenland keinen Marshall-Plan, wie es ihn für<br />

Deutschland gab. Nur zu sparen, das geht nicht.“ Ein Knackpunkt<br />

des Niedergangs war derweil der Beitritt zur Eurozone,<br />

der nur durch geschönte Bilanzen überhaupt möglich wurde.<br />

Als Verwaltungsmitglied sei er damals für den Beitritt gewesen,<br />

sagte Diplomat Leonidas Chrysanthopoulos.„<br />

Von den gefälschten Bilanzen wussten wir damals aber<br />

nichts. “Ob Griechenland jetzt in der Eurozone verbleiben<br />

könne, liege seiner Auffassung nach an der EU. „Wenn sie uns<br />

zwingen, immer weiter zu sparen, dann wird die neue Regierung<br />

die Vereinbarungen von 2010 irgendwann aufkündigen“,<br />

sagte er. Griechenland bräuchte vielmehr mindestens ein Jahr<br />

Zeit, in dem es keine Zahlungen leisten muss, um so wieder<br />

Fahrt aufnehmen zu können.<br />

Damianos Vassiliadis wollte dagegen keine schwarzen Wolken<br />

am Himmel aufkommen lassen und blickte durchaus<br />

optimistisch in die Zukunft. „Ich glaube, dass es einen Kompromiss<br />

geben wird. Ein Austritt aus der Eurozone sei keine Lösung.<br />

Vielmehr müssten die Vertreter von EU und Griechenland sich<br />

an einen Tisch setzen und endlich vernünftig und gewillt, eine<br />

Lösung zu finden, miteinander reden. „Griechenland braucht<br />

dringend die Hilfe der internationalen Partner. Wenn Griechenland<br />

zugrunde geht, wäre das eine Katastrophe für alle, vor<br />

allem für Deutschland. “<br />

* vom 8. bis 10. Mai 2015 fand das 2e Deutsch-griechische<br />

Lesefestival im Kulturzentrum „mon ami“ in Weimar statt.<br />

Eine Veranstaltung vom Größenwahn-Verlag in Zusammenarbeit<br />

mit der Stadt Weimar und anderen Institutionen.<br />

Ausführlicher Bericht folgt in der nächsten Ausgabe.

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