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Drachme 25

Ελληνογερμανικό περιοδικό από Μόναχο Γερμανίας,για Έλληνες και Φιλέλληνες

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Bildung<br />

9---------<br />

7. Du bist ein unglaublich<br />

vielseitiger Mensch. Hat Dich<br />

Dein unendliches Streben nach<br />

Entwicklung dazu geführt, eine<br />

Lehre als Bankkaufmann zu beginnen?<br />

Immerhin hattest Du ja<br />

gleichzeitig Deinen Traumberuf<br />

ausgeübt...<br />

Die jahrelang herrschenden Probleme<br />

in den Schulen haben mich<br />

dazu bewegt, etwas Neues zu lernen.<br />

Ob es Schicksal oder Zufall<br />

war, sollen andere entscheiden.<br />

Obwohl ich inzwischen der festen<br />

Überzeugung bin, dass nichts<br />

ohne einen Grund passiert.<br />

Mein sehr guter Freund Konstantin Orfanidis – den ich enorm<br />

schätze – arbeitete damals bei der Emporiki Bank. Er rief bei<br />

uns an, um eigentlich meine Frau, die auch Bankerin war, abzuwerben.<br />

Da meine Gattin jedoch sehr zufrieden mit ihrem<br />

Arbeitgeber war, entwickelte sich das Gespräch so, dass Konstantin<br />

fragte, ob meinerseits Interesse bestehen würde. Ich<br />

habe nur laut gelacht. Da ich aber ein neugieriger Mensch<br />

bin, ging ich zum Interview. Nach wenigen Tagen wurde ich<br />

in der Kreditabteilung angestellt. Neue Arbeit, neue Erfahrungen,<br />

neue Herausforderung. Aber ich war mit mir unzufrieden.<br />

Ich war zwar ein Verkaufstalent, aber ich konnte die<br />

Gespräche nicht vertiefen, da mir das benötigte Wissen fehlte.<br />

Ich wollte besser werden. Und „besser“ hieß „qualifizierter“.<br />

Mein Wissendurst führte mich dazu, mit meiner Bankkaufmann-Lehre<br />

anzufangen.<br />

8. Hat Dein Umfeld diese Entscheidung als ein „Rückschritt“<br />

empfunden?<br />

Ganz im Gegenteil. Hier möchte ich auf Folgendes hinweisen:<br />

Im traditionellen griechischen Wertesystem mag das abgeschlossene<br />

Studium an einer Universität vielleicht als eine viel<br />

wichtigere Errungenschaft im Vergleich zur beruflichen Ausbildung<br />

gelten, aber in der Antike wurde das offensichtlich<br />

anders gesehen. Für die alten Griechen bedeutete nämlich<br />

das Wort téchne (τέχνη) sowohl Kunst als auch handwerkliche<br />

Bildung; dadurch wurde die Verwandtschaft in der Realisierungsweise<br />

- Kunst und Handwerk sind ja beide Erzeugnisse<br />

der menschlichen Hände - aber auch in der Wertschätzung<br />

signalisiert.<br />

es nötig ist, eine Kursänderung vorgenommen.<br />

Später, als ich mich aus persönlichen<br />

Gründen vom Beruf des Bankiers<br />

trennte, meine eigene Charteragentur<br />

gründete und jahrelang<br />

erfolgreich leitete, habe ich mir<br />

den theoretischen und praxisorientierten<br />

Wissensschatz, den ich<br />

während meiner Lehre erlangen<br />

durfte, zunutze gemacht. Denke<br />

ferner an Heinrich Morio, der heute<br />

das größte Gebäude der Welt<br />

(Burj Al Arab in Dubai) leitet. Und<br />

dass er heute General Manager eines<br />

7 Sterne-Hotels mit 1600 Mitarbeitern<br />

ist, verdankt er, unter anderem, seiner Ausbildung<br />

zum Restaurantfachmann in Hamburg.<br />

10. Wie lautet die Schlussfolgerung Deines Lebens?<br />

Du muss immer das machen, was Dir Dein Herz sagt. Und<br />

zwar leidenschaftlich. Ohne Leidenschaft gibt es kein Glück<br />

und keinen Erfolg. Das ist für mich das absolute Erfolgsrezept.<br />

Die Griechen sprechen gerne vom ex oriente lux. Dem Ausdruck<br />

zufolge gelte das aus dem Osten Europas kommende Licht der<br />

griechischen Kultur als geistige Basis der westlichen Welt. Die<br />

in Deutschland bestehenden Meinungen dazu sind unterschiedlich:<br />

Viele sind davon überzeugt, dass es sich hier um eine geschichtliche<br />

Selbstverständlichkeit handelt, manche halten diese<br />

Einstellung für Spekulation auf der Vergangenheit und für bloßes<br />

nationales Kokettieren. Die Diskussion über das geistig-kulturelle<br />

Licht darf aber mittlerweile ungestört fortgesetzt werden.<br />

Was momentan fest steht, ist, dass ein Grieche dank dem breiten<br />

Angebot des deutschen Bildungssystems und seiner eigenen<br />

Beharrlichkeit, erreichen kann, dass deutsche Kunden ihm die<br />

Organisation ihrer Segelurlaube anvertrauen. Und er ist erfolgreich<br />

und glücklich.<br />

Und wenn ich eines Tages reich werde, weiß ich, wo ich eine<br />

imposante Yacht kaufen werde, auf der ich meine Texte fleißig<br />

(weiter)schreiben werde.<br />

9. Was hast Du am dualen System bewundert?<br />

Durch dieses System, das sich für mich so hilfreich erwiesen<br />

hat, wird die Individualisierung der Bildungsprozesse gefördert;<br />

der Auszubildende wird vom ersten Moment mit den Herausforderungen<br />

der Realwirtschaft konfrontiert. So kann er Illusionen<br />

abbauen und auf unrealistische Erwartungen schnell<br />

verzichten. Das berufliche Engagement ermöglicht ihm eine<br />

verantwortliche Entdeckung der eigenen Fähigkeiten. Fehler<br />

werden rechtzeitig korrigiert, Mängel nachgeholt und, wenn

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