FOCUS-MONEY_2022-20
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Gute Dividendenzahler. Tech-Investment-Experte Thomas<br />
Rappold, Unternehmensberater, Start-up-Investor und<br />
Bestsellerautor („Silicon valley Investing“, „Peter Thiel“)<br />
sieht in der wachsenden Digitalisierung den Haupttreiber<br />
des Infrastrukturbooms, den der Experte als Material-Digital-and-Renewable-Infrastructure-Index<br />
in Form gießt – ein<br />
Korb mit <strong>20</strong> Aktien aus den Sektoren Smart Grid („schlaue<br />
Netze“), Funkturmbetreiber, erneuerbare Energien (Stromerzeugung<br />
und -versorgung), Infrastruktur für elektrische<br />
Ladenetze und digitale Breitbandtechnologie. „Anleger profitieren<br />
mit dem Digital-and-Renewable-Infrastructure-Index<br />
von den hohen Investitionen der Regierungen in zukunftsfähige<br />
Infrastrukturbetreiber, die mit ihren stabilen<br />
Cashflows auch sehr gute Dividendenzahler sind“, trommelt<br />
Rappold. Besser noch: Weil viele Firmen ihre Preise teilweise<br />
an die Teuerungsrate koppeln, dienen Anlagen in diesem<br />
Bereich zugleich als exzellenter Inflationsschutz. <strong>FOCUS</strong>-<br />
<strong>MONEY</strong> stellt das entsprechende Vontobel-Zertifikat vor<br />
(s. S. 23). Plus: drei Top-Werte für Stock-Picker, die laut Rappold<br />
besonders aussichtsreich sind.<br />
Mehr Datenverkehr. So viel vorweg: Der Bedarf an neuen<br />
Infrastrukturprojekten ist atemberaubend (s. dazu Artikel auf<br />
S. 14). Neben Straßen, Häfen und Logistikdrehkreuzen wie<br />
Flughäfen brummt der Ausbau der digitalen Netze, die das<br />
Rückgrat der modernen Wirtschaft und eine Art globales Online-Autobahnnetz<br />
bilden, über das gigantische Datenmengen<br />
blitzartig von A nach B jagen. Bereits vor Ausbruch von<br />
Corona schätzte US-Netzwerkprofi Cisco, dass der globale Internet-Verkehr<br />
zwischen <strong>20</strong>17 und <strong><strong>20</strong>22</strong> um das 3,7-Fache<br />
von 96 auf 350 Exabyte pro Monat wachsen wird (so viel wie<br />
das stündliche Datenaufkommen von 1<strong>20</strong> Millionen DVDs),<br />
da die Anzahl der Benutzer, die Zahl der vernetzten Geräte<br />
und die Datenmenge pro Gerät steigen. Dann tauchte Covid<br />
wie ein Wurmloch im Weltall auf – ein Zeitenbeschleuniger<br />
aus dem Nichts. „Viele Kunden hatten geplant, ihre Netzkapazitäten<br />
binnen wenigen Jahren um 30 bis 40 Prozent auszubauen,<br />
gemäß der Raten, mit denen das Datenvolumen<br />
wächst“, sagt Sandy Motley, Präsidentin des Festnetzgeschäfts<br />
bei Nokia. „Covid brachte diesen Datenverkehr über Nacht.“<br />
Filme streamen, Reisen buchen, Essen ordern, Fotos teilen<br />
– vor allem in Zeiten der Pandemie gewöhnten sich immer<br />
Menschen an das bequeme Leben per Mausklick, das so<br />
schnell nicht mehr aufgegeben wird, auch wenn die Pandemie<br />
dabei ist, ihren Schrecken zu verlieren. Im Gegenteil: Digitale<br />
Anwendungen werden Alltag und bei Weiterentwicklung<br />
der herrschenden Technologie künftig in noch viel<br />
größerem Ausmaß gelebt. Cisco rechnet aus, dass im Jahr vor<br />
Corona (<strong>20</strong>19) in den USA innerhalb von nur sechs Sekunden<br />
eine Datenmenge von 4,4 Petabyte (4,4 Millionen Gigabyte)<br />
durchs Internet jagte – ein Zuwachs gegenüber dem<br />
Vorjahr von 41 Prozent.<br />
Peanuts im Vergleich zum Wachstum, das sich aus der Anwendung<br />
neuer Hochgeschwindigkeitsnetze im 5G- oder 6G-<br />
Format ankündigt. Allein für dieses Jahr schätzen Experten<br />
das zusätzliche mobile Datenaufkommen aufgrund der bestehenden<br />
und neuen Anwendungen, die durch 5G möglich<br />
sind, auf 930 Exabyte – eine Steigerung gegenüber <strong>20</strong>12 von<br />
11 300 Prozent. Zur besseren Vorstellung: Das Datenvolumen<br />
ist vergleichbar mit dem Aufkommen, das entstehen<br />
würde, wenn alle jemals produzierten Filme in fünf Minuten<br />
durch das globale Mobilfunknetz geschickt würden. Für die<br />
Branche bedeutet ein Mehr an technologischem Fortschritt<br />
und neuen Anwendungsmöglichkeiten: mehr Nutzer und damit<br />
mehr Umsatz und Gewinn aufseiten derer, die die Datenautobahnen<br />
bauen, warten, verwalten und aufrüsten. Eine<br />
unendliche Gewinnspirale nach oben, die immer mehr Bereiche<br />
des Alltags einbindet und dadurch immer neue Geschäftsanwendungen<br />
für Unternehmen eröffnet.<br />
Nächste Zündstufe geplant. Wenn beispielsweise Strom<br />
in Zukunft überwiegend aus erneuerbaren Quellen stammt,<br />
geht es um effiziente Nutzung, darum also, Energie optimalerweise<br />
dann zu verbrauchen, wenn sie viel und günstig zur<br />
Verfügung steht. Digitales Management heißt in dem Fall:<br />
mehr Transparenz, bessere Kontrolle, zielgenaue Steuerung<br />
(etwa bei Nacht- und Feiertagsabsenkungen) und ökologisches<br />
Zwischenspeichern – beispielsweise in Form digital<br />
vernetzter E-Auto-Flotten. Der Vorteil für alle Beteiligten:<br />
Jede Technologie stößt infolge der immer komplexeren<br />
Inflation abgehängt<br />
Zwischen <strong>20</strong>02 und <strong>20</strong>17 lag die Rendite des globalen<br />
Infrastruktur-Index bei 12,3 Prozent pro Jahr – 10,1 Prozentpunkte<br />
über dem Verbraucherpreis-Index (CPI).<br />
Infrastrukturaktien global <strong>20</strong>02 bis <strong>20</strong>17<br />
relative Entwicklung gegenüber<br />
hohen Inflationsraten<br />
400<br />
300<br />
Je teurer, desto besser!<br />
Die Historie zeigt: Bei mehr als vier Prozent Inflation<br />
lag die Überrendite von Infrastrukturaktien gegenüber<br />
dem breiten Markt bei fast sieben Prozent.<br />
Infrastrukturaktien in Inflationsphasen<br />
Outperformance gegenüber<br />
globalen Aktien in Prozent<br />
6<br />
4<br />
Inflationsrate pro Jahr: +5 % +8 %<br />
<strong>20</strong>0<br />
2<br />
<strong>20</strong>02 04 06 08 10 12 14 <strong>20</strong>16<br />
Quelle: Bloomberg and Colonial First State Global Asset Management<br />
100<br />
0<br />
unter 1 % 1 bis 2 % 2 bis 3 % 3 bis 4 % über 4 %<br />
jährliche Inflationsraten<br />
Quelle: Bloomberg and Colonial First State Global Asset Management<br />
0<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>20</strong>/<strong><strong>20</strong>22</strong><br />
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