Rotary Magazin 11/2022
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ROTARY SCHWEIZ – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – NOVEMBER <strong>2022</strong><br />
RC APPENZELL<br />
SCHWEIZER HOLZHÄUSER F<br />
40<br />
Die Firma Huber Fenster AG in Herisau besitzt seit vielen Jahren<br />
eine Tochterfirma in der Ukraine. Als der Krieg ausbrach, stand<br />
für Verwaltungsrat Martin Huber (RC Appenzell) sofort fest, dass<br />
man den notleidenden Menschen in der Ukraine helfen würde.<br />
Was mit der Gründung des Vereins «Ukraine Hilfe» begann, entwickelte<br />
sich schnell zu einem ganz besonderen Hilfsprojekt.<br />
DIE GRÜNDUNG DES<br />
VEREINS «UKRAINE HILFE»<br />
Seit annähernd zwei Jahrzehnten betreibt<br />
die Huber Fenster AG die Tochterfirma<br />
Divario GmbH in Ivanov, Ukraine. Bei<br />
Kriegsbeginn zerstörten russische Streitkräfte<br />
Teile eines nur zehn Kilometer entfernt<br />
gelegenen Munitionsdepots; es gab<br />
zahlreiche Tote. In der Folge wandten sich<br />
viele Bewohner aus dem Umkreis an Martin<br />
Hubers Tochterfirma. Sie flehten eindringlich<br />
um Hilfe. Den endgültigen<br />
Ausschlag, zu handeln, gaben für Martin<br />
Huber dann Fotos, die ihm einer der ukrainischen<br />
Mitarbeiter vorlegte. Sie zeigten<br />
Szenen, die sich während der Lieferung<br />
von Notstromaggregaten nach Tschernobyl<br />
ereignet hatten. «Was ich auf den Bildern<br />
sah, war die totale Zerstörung vieler<br />
Gebäude.» Der Wunsch, zu helfen und<br />
den Menschen Zuflucht zu bieten, liess<br />
sich nicht mehr unterdrücken. «Wer soll<br />
denn helfen, wenn nicht wir? Wir besitzen<br />
dort eine Firma und arbeiten mit Holz»,<br />
begründet Huber seine Entscheidung. Er<br />
zögerte nicht und gründete umgehend<br />
den steuerbefreiten, nicht kommerziellen<br />
Verein Ukraine Hilfe.<br />
ZUSAMMENARBEIT MIT<br />
DER UFFER AG<br />
Die Huber Fenster AG ist zwar auf das<br />
Arbeiten mit Holz spezialisiert, nicht aber<br />
auf den Bau von Wohnmodulen. Deshalb<br />
rief Martin Huber seinen Bekannten Enrico<br />
Uffer an, den er von Bauprojekten im<br />
Engadin kennt. Zusammen entschieden<br />
sie, ein einfaches Holzhaus zu entwerfen,<br />
das sie in der Uffer AG in Savognin mit<br />
ukrainischen Mitarbeitern bauen und<br />
anschliessend in die Ukraine transportieren<br />
würden.<br />
Martin Huber mit der Gemeindepräsidentin von Iwankiw und Sergei Medvedchuck<br />
So wurde innerhalb weniger Tage das<br />
erste Holzhaus für die Ukraine von der<br />
Firma Uffer AG, einer auf Holz spezialisierten<br />
Baugruppe, entworfen und gebaut.<br />
«Enrico Uffer hat sich direkt an die Arbeit<br />
gemacht und ganz ohne Vorfinanzierung<br />
den Bau dieses ersten Wohnmoduls in den<br />
geschäftigen Alltag seiner Firma eingeschoben»,<br />
lobt Martin Huber seinen Projektpartner.<br />
Im Vordergrund stand für die<br />
beiden Schweizer Unternehmer, schnell<br />
und unbürokratisch zu helfen.<br />
HERSTELLUNG UND<br />
LIEFERUNG DER<br />
WOHNCONTAINER<br />
Für den Bau der ersten Wohncontainer<br />
reisten Sergei Medvedchuk, Direktor der<br />
Divario und langjähriger Partner von Martin<br />
Huber, sowie drei seiner ukrainischen<br />
Arbeitskollegen nach Savognin. In Savognin<br />
lernten sie, wie solche Wohncontainer<br />
gebaut werden, um sie dann jeweils direkt<br />
in der Ukraine herzustellen. Das Material,<br />
welches für den Bau benötigt wird, wird<br />
ebenfalls aus der Ukraine bezogen.<br />
Vorbild für die Wohncontainer mit dem<br />
Namen «Quadrin-light-Modulhaus» sind<br />
die sogenannten Tiny Houses (minimalistische<br />
Wohneinheiten). Die Wohncontainer<br />
des Vereins «Ukraine Hilfe» sind 36 Quadratmeter<br />
gross und mit allem Nötigen<br />
ausgestattet: einem Bodenbelag, einer<br />
Küche mit Tisch, Bank und Stühlen, einem<br />
Wohn- und einem Schlafzimmer (inklusive<br />
Betten), Schränken, einem Badezimmer<br />
und einem Boiler mit Drucksystem. Auch<br />
Elektrizität und, nach Bedarf, ein Holzofen<br />
sind vorhanden. Ein Modulhaus bietet Platz<br />
für eine Familie mit zwei Erwachsenen und<br />
zwei bis drei Kindern.<br />
Sind die Wohncontainer hergestellt,<br />
werden sie vom Werk der Divario GmbH bei<br />
Ivaniv, in der Nähe von Vinnizja, zur 270<br />
Kilometer entfernten Gemeinde Iwankiw<br />
gefahren und innerhalb weniger Tage aufgebaut.<br />
Iwankiw ist die grösste Gemeinde der<br />
Ukraine, liegt nordwestlich von Kiew und<br />
ungefähr 30 Kilometer nördlich von But-