Rotary Magazin 11/2023
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ÉDITORIAL – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – NOVEMBRE <strong>2023</strong><br />
UN PETIT PEU COMME H.<br />
Lorsque j’ai rencontré notre ami H. pour la<br />
première fois (dans un contexte particulièrement<br />
festif), il portait un petit objet<br />
curieux sur le revers de sa veste. Quelque<br />
chose de rose, en plastique. « Ben alors »,<br />
dit-il d’un ton farceur, « allez-y, dites ce que<br />
vous pensez ! ». Je cherchais mes mots,<br />
confuse. « Est-ce que ce ne serait pas un<br />
alien ? », demandai-je finalement avec hésitation.<br />
H. éclata de rire, un rire de bon<br />
cœur. « C’est un utérus, ma chère ! J’ai été<br />
gynécologue toute ma vie ! »<br />
Depuis notre première rencontre, une<br />
pensée me revient régulièrement : « Plus<br />
tard, j’aimerais être comme H. Au moins un<br />
petit peu. » Avec la même envie de vivre et<br />
aussi positive que lui. Je ne connais personne<br />
d’aussi intelligent, jovial et charmant<br />
que lui. Pourtant, H. aurait eu toutes les<br />
raisons du monde de finir aigri et déprimé.<br />
Né en Allemagne en 1928, son enfance<br />
n’a pas fait long feu. Alors que les adolescents<br />
rebelles d’aujourd’hui battent le pavé<br />
des centres-villes en pantalon de jogging,<br />
à leur âge, H. était sommé d’offrir son aide<br />
de toute urgence. Aux canons antiaériens.<br />
Au front. Et comme si le destin ne lui en<br />
avait pas suffisamment fait baver, il fut<br />
ensuite directement envoyé vers l’est.<br />
Comme prisonnier de guerre.<br />
Dans ces circonstances, combien d’autres<br />
auraient été anéantis ! Et seraient, si tant<br />
qu’ils aient survécu, rentrés chez eux complètement<br />
brisés, puis n’auraient jamais<br />
surmonté leur traumatisme. Je ne saurais<br />
dire comment H. s’en est sorti. Mais il est<br />
parvenu à continuer, à poursuivre sa route,<br />
pas à pas. À devenir médecin, à diriger une<br />
clinique. À se marier, à voyager, à profiter<br />
de la vie sous tous ses aspects.<br />
Cela m’impressionne au plus haut<br />
point. Dans notre famille, nous avons de<br />
parfaits contre-exemples.<br />
Alors, quand je pense aux vieux jours,<br />
que j’imagine la vie des seniors, je préfère<br />
me les représenter comme H. Mais justement,<br />
à partir de quand commence-t-on<br />
réellement son existence en tant que<br />
« senior » ? En mérite-t-on le titre une fois<br />
que l’on part à la retraite ? Y a-t-il un âge<br />
limite ? Est-ce réservé aux grands-parents ?<br />
Autrefois, le mot « senior » (du latin<br />
signifiant « plus vieux » ) était un terme<br />
spécifique dédié aux « plus âgés » d’un<br />
conseil de famille, d’une paroisse ou d’une<br />
confrérie étudiante. Au fil des ans et des<br />
siècles, l’expression a pris un autre sens, et<br />
a fini par désigner de façon générale des<br />
personnes ayant atteint un « certain âge ».<br />
Si H. se considère comme un « senior » ?<br />
Aucune idée, je ne lui ai jamais posé la<br />
question. Mais quoi qu’il en soit, il fait<br />
partie de mes personnes préférées.<br />
Verena Maria Neuhaus<br />
Rédactrice en chef<br />
Als ich unserem Freund H. zum ersten Mal<br />
begegnete – es ging damals recht festlich<br />
zu –, trug er ein seltsames kleines Ding am<br />
Revers. Das Ding war pink. Und es war aus<br />
Plastik. «Na los», meinte er schelmisch,<br />
«jetzt sagen Sie’s schon.» Ich rang um<br />
Worte, war verlegen. «Es könnte vielleicht<br />
ein Alien sein?», stiess ich schliesslich<br />
zögernd hervor. Da lachte H. laut und<br />
herzlich. «Es ist ein Uterus, meine Liebe!<br />
Ich war mein Leben lang Gynäkologe!»<br />
Seit unserem ersten Aufeinandertreffen<br />
ertappe ich mich immer wieder bei<br />
einem ganz bestimmten Gedanken: «Ich<br />
möchte später sein wie H. Wenigstens ein<br />
bisschen.» So lebenshungrig und positiv<br />
wie er, so klug und heiter und charmant<br />
ist sonst keiner, den ich kenne. Dabei hätte<br />
H. allen Grund gehabt, trübe und verbittert<br />
zu enden.<br />
1928 in Deutschland geboren, war’s<br />
mit der Kindheit bei ihm schnell vorbei.<br />
Während die adoleszenten Bengels von<br />
heute in Jogginghosen durchs Stadtzentrum<br />
schlurfen, wurde H. ganz dringend<br />
gebraucht. Für die Flak. An der Front. Und<br />
als hätte ihm das Schicksal damit nicht<br />
übel genug mitgespielt, ging’s hinterher<br />
auf direktem Wege gen Osten. In Kriegsgefangenschaft.<br />
Die meisten anderen wären an einem<br />
Start wie diesem zugrunde gegangen.<br />
Wären, wenn überhaupt, gebrochen<br />
heim gekehrt, hätten ein Leben lang<br />
schwer am Erlebten getragen. Ich kann<br />
nicht sagen, WIE H. es angestellt hat. Aber<br />
es ist ihm gelungen, irgendwie weiterzumachen.<br />
Seinen Weg fortzusetzen, einen<br />
Schritt nach dem anderen. Arzt zu werden,<br />
eine Klinik zu leiten. Zu heiraten, zu<br />
reisen, das Leben auszukosten.<br />
Mir imponiert das gewaltig. Wir<br />
haben in unserer Familie Fälle, die gänzlich<br />
anders endeten.<br />
Wenn ich also ans Alter denke, wenn ich<br />
mir Senioren vorstelle, dann sind sie am<br />
liebsten genauso wie H. Doch wann<br />
beginnt das eigentlich, das Dasein als<br />
«Senior»? Muss ich berentet sein, um dieses<br />
Prädikat zu verdienen? Gibt es eine<br />
Altersgrenze dafür? Braucht es Enkel?<br />
Früher einmal war «Senior», das sich<br />
vom lateinischen Wort für «älter» ableitet,<br />
eine fachspezifische Bezeichnung für die<br />
«Älteren» im Familienverband, in der<br />
kirchlichen Gemeinde oder in der Studentenverbindung.<br />
Über die Jahre und Jahrhunderte<br />
erlebte der Ausdruck eine<br />
semantische Verschiebung; er bürgerte<br />
sich als generelle Bezeichnung für Angehörige<br />
des «hohen» Lebensalters ein.<br />
Ob sich H. als «Senior» fühlt? Keine<br />
Ahnung; ich habe ihn nie gefragt. Auf<br />
jeden Fall aber ist er mir einer der Liebsten.<br />
Verena Maria Neuhaus<br />
Chefredaktorin