Rotary Magazin 11/2023
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
THÈME DU MOIS – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – NOVEMBRE <strong>2023</strong><br />
NAHMEROTARIER<br />
internationalen Projekte wie mine-Ex oder<br />
für den Kampf gegen Polio.<br />
Die Position als Governor war nicht<br />
deine letzte grosse Aufgabe für <strong>Rotary</strong>.<br />
Wie kam es zum nächsten Schritt?<br />
Mein Vorgänger als Governor, Jörg<br />
Tschopp, fragte mich an, ob ich sein<br />
Nachfolger als Presidential Extension<br />
Administrator (PEA) von RI in Serbien,<br />
Montenegro, Mazedonien (heute: Nordmazedonien)<br />
und Bosnien & Herzegowina<br />
(Special Extension Area) werden<br />
wolle. Ich sagte ohne grosses Zögern zu<br />
und habe diesen Entschluss nie bereut.<br />
<strong>Rotary</strong> war bis zum Ausbruch des<br />
Zweiten Weltkriegs im östlichen Europa<br />
sehr aktiv, wurde aber durch die vorstossenden<br />
Kriegsparteien verboten und<br />
aufgelöst. Nach dem Zusammenbruch<br />
dieser diktatorischen Regime 1989 entschloss<br />
sich RI, unsere Bewegung in der<br />
befreiten Region wieder zum Leben zu<br />
erwecken. Organisatorisch wurden dafür<br />
sogenannte Special Extension Areas definiert<br />
und je einem erfahren Past District<br />
Governor unterstellt. Ich bin Jörg Tschopp<br />
(posthum) noch heute sehr dankbar für<br />
seine hervorragende Arbeit, welche er<br />
für Südosteuropa geleistet hat. Auf dieser<br />
Basis war es ein Vergnügen, <strong>Rotary</strong> in den<br />
vier neu entstandenen Staaten neu zu<br />
beleben.<br />
Leider sollten aus meiner auf drei Jahre<br />
angesetzten Aufbauarbeit nur deren zwei<br />
werden. Im Juni 1997 erfuhr ich völlig<br />
unerwartet, dass der damalige Weltpräsident<br />
beschlossen habe, alle SEAs von<br />
der Ostsee bis zum Mittelmeer per 1. Juli<br />
aufzulösen und die bestehenden Clubs in<br />
benachbarte Distrikte zu integrieren. Es<br />
war ein herber Schlag für mich, diese sehr<br />
geliebten, meines Erachtens erfolgreichen<br />
Arbeiten nach erst zwei von drei geplanten<br />
Jahren vorzeitig und abrupt beenden<br />
zu müssen.<br />
Kam dann abermals eine neue Funktion<br />
auf dich zu?<br />
Zu meinem Glück: Ja. Anlässlich eines<br />
Aufenthalts im Spital Männedorf fragte<br />
mich der damalige Chefarzt, Rot. Albert<br />
Holliger, ob ich für ein rotarisches Projekt<br />
Interesse an einer gut erhaltenen, ge <br />
brauchten Ambulanz hätte. Damit löste<br />
er mein (vermeintlich) letztes Projekt aus:<br />
Ich gab ihm den Namen «Ambulanzen<br />
plus für die Opfer des Balkankonflikts».<br />
Das «Plus» stand für die Absicht, diese,<br />
wenn immer möglich, mit Hilfsgütern zu<br />
füllen, was meistens gelang. Zusammen<br />
mit zahlreichen Helfern, unter anderem<br />
meiner Frau Carla und generösen Gönnern,<br />
denen ich noch jetzt sehr dankbar<br />
bin, konnten wir innert sechs Jahren<br />
zahlreiche Fahrzeuge an notleidende<br />
Spitäler in den Ländern der ehemaligen<br />
SEA überführen. Darunter waren unter<br />
anderem 45 Ambulanzen (20 von ihnen<br />
Pinzgauer-Ambulanzen der Schweizer<br />
Armee). Letztere konnten wir dank des<br />
Einsatzes des damaligen Bundesrats und<br />
Rotariers Adolf Ogi übernehmen. Finanziert<br />
wurden diese unter anderem mit<br />
einer grosszügigen Spende von Past RI<br />
President Robert Barth (<strong>Rotary</strong>-Weltpräsident<br />
1993/94). Daneben konnten wir<br />
drei mobile Schulzahnkliniken beschaffen<br />
und in die betroffenen Länder schicken.<br />
Auch unser Kontaktclub Heilbronn-Neckartal<br />
beteiligte sich am Projekt mit einer<br />
Ambulanz.<br />
Und dann gab es noch ein Feuerwehrauto,<br />
richtig?<br />
Ja genau. Vor einigen Wochen hat<br />
mein <strong>Rotary</strong> Club, der RC Küsnacht-<br />
Zürich, von der Feuerwehr Thalwil-Oberrieden<br />
deren alte Autodrehleiter erworben.<br />
Diese haben wir in Zusammenarbeit<br />
mit dem Ukraine-Hilfsverein von Konstantin<br />
Konischev an die Feuerwehr der<br />
ostukrainischen Stadt Dnipro verschenkt.<br />
Deren Feuerwehrmagazin inklusive fast<br />
aller Fahrzeuge war bei einem russischen<br />
Raketenangriff zerstört worden.<br />
35<br />
In den Jahren nach dem Zerfall Jugoslawiens konnten auf Initiative von Peter Gut<br />
hin 45 Ambulanzen von der Schweiz in die neu entstandenen Staaten auf dem<br />
Balkan überführt werden. Im Bild ein Transport nach Bosnien im Winter 1999<br />
Und wie lautet die Bilanz deines<br />
rotarischen Engagements?<br />
Ich habe mich im Club, im Distrikt und<br />
international immer mit grosser Begeisterung<br />
engagiert. Ich wurde dafür belohnt<br />
mit inspirierenden Begegnungen und<br />
zahlreichen beglückenden Freundschaften.<br />
Und dann ist da die Befriedigung<br />
darüber, dass wir mit unseren humanitären<br />
Projekten die Welt ein wenig besser<br />
gemacht haben.<br />
K Rot. Werner Vogt | A zvg