GALABAUmagazin
GALABAUmagazin
GALABAUmagazin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>GALABAUmagazin</strong><br />
GARTEN- UND LANDSCHAFTSBAU IN ÖSTERREICH SEITE 9<br />
Dornenbündel am Stamm von ‘Gleditsia’.<br />
ten ist hierbei, dass die Gleditschie ab<br />
dem Spätwinter keinesfalls geschnitten<br />
werden darf, da sie aus den Astwunden<br />
überstark blutet. Die beste Zeit für den<br />
Schnitt beginnt im Spätsommer ab Ende<br />
Juli und reicht bis weit in den Herbst. Unsachgemäßes<br />
Entfernen von größeren<br />
Ästen kann zu weitreichenden Stammrissen<br />
führen. Irgendwelchem Formschnitt<br />
verweigert sich die Gleditschie.<br />
Das Holz gilt als sehr hart, schwer und<br />
dauerhaft. Da es auch bei Bodenkontakt<br />
nur ganz langsam verwittert, wurde es<br />
in den USA gerne für Zaunpfosten, Eisenbahnschwellen<br />
und Freiluftmöbel<br />
verwendet. Nach der allgemeinen Erfahrung,<br />
speziell zahlloser amerikanischer<br />
Autoren, lässt sich die Gleditschie sehr<br />
leicht verpfl anzen, vorausgesetzt, die<br />
Pfl anzung erfolgt im zeitigen Frühjahr<br />
und die Gleditschie kann der Wärme<br />
entgegen wachsen. Herbstpfl anzung ist<br />
durchaus möglich, gilt aber als weniger<br />
erfolgreich. Zu beachten wäre zudem<br />
nach Angaben amerikanischer<br />
GaLaBauer, dass sich der Baum im<br />
Einschlag, vor allem nach der Laubentfaltung<br />
schlecht hält. Nachfolgendes<br />
spätes Pfl anzen führt zwangsläufi g zu<br />
erhöhten Ausfällen. Im Gegensatz zu<br />
den nachfolgenden<br />
Sorten, wird die dornige Wildart kaum<br />
noch verwendet, allenfalls als skurriler<br />
Parkbaum. Im Verkehrsbereich ist sie<br />
eindeutig abzulehnen. Die verzweigten<br />
Dornenbündel, die immer wieder herab-<br />
fallen, sind nicht nur an Radwegen lästig<br />
und gefährlich. Sehr empfehlenswert<br />
sind stattdessen die modernen dornenlosen<br />
Sorten. In sonnigen Innenhöfen,<br />
auf gepfl asterten Flächen, in Industrieeingrünungen<br />
und als Alleebaum, beweisen<br />
sie ihre Robustheit. In den USA<br />
hat das dazu geführt, dass vornehmlich<br />
die Züchtungen nahezu in allen Großstädten<br />
in Monokultur gepfl anzt worden<br />
sind, da in Lagen, wo sonst außer<br />
Ailanthus altissima angesichts der gravierenden<br />
Umweltverschmutzung nichts<br />
mehr wuchs, ganze Stadtteile mit Gleditschien<br />
„verschönt“ wurden. Da die<br />
Gleditschie einen angenehmen lichten<br />
Schatten spendet, empfi ehlt sie sich besonders<br />
für Fußgängerzonen, an Sitzforen<br />
und für ausgedehnte Stadtplätze. In<br />
den USA wird sie zudem gerne in Golfanlagen<br />
gepfl anzt.<br />
SORTIMENT<br />
Seit den 50er Jahren bringen amerikanische<br />
Baumschulen ständig neue<br />
Sorten heraus. Wobei sich viele recht<br />
ähnlich sehen und sich zwangsläufi g die<br />
Frage stellt, ob alle diese Neuerungen<br />
empfehlenswert sind. Es lassen sich drei<br />
verschiedene Sortengruppen unterscheiden:<br />
• Wuchsvarianten wie Hängeformen<br />
oder Strauchtypen, bei uns ohne Bedeutung;<br />
• Variationen der Blattfarben:<br />
‘Rubylace’, die Blätter sind im Austrieb<br />
bronzefarben, später wirken sie<br />
schmutzig grün; sie gilt als nicht empfehlenswert;<br />
ehrlicher gesagt, ist das<br />
eine hässliche rotlaubige Selektion!<br />
‘Sunburst’, eine schwachwüchsige,<br />
goldgelb austreibende Form, deren<br />
Laub im Sommer zitronengrün verfärbt;<br />
die Frosthärte ist deutlich geringer<br />
als bei den grünlaubigen Selektionen;<br />
sie leidet unter Spätfrösten; nur<br />
als Solitärbaum empfehlenswert;<br />
• dornenlose Varianten:<br />
Die erste dornenlose Form wurde<br />
bereits um 1759 entdeckt, sie tritt<br />
immer wieder spontan in Aussaaten<br />
oder in freier Wildbahn auf. Die korrekte<br />
Bezeichnung lautet Gleditsia<br />
triacanthosf. inermis, was dornenlos<br />
heißt. Speziell auf diese Variante ge-<br />
hen heute sämtliche modernen Züchtungen<br />
zurück, die sowohl in den USA<br />
als auch in Europa gebräuchlich sind.<br />
Im Allgemeinen sind die dornenlosen<br />
Sorten unfruchtbar, da sie zumeist<br />
nur männliche Blüten entwickeln.<br />
Von den Neuzüchtungen dornenloser<br />
Gleditschien, die im Laufe der Jahre<br />
in den USA entstanden sind, gibt es<br />
in deutschen Baumschulen die Sorten<br />
‘Shademaster’ und ‘Skyline’. Sie<br />
gelten in den USA als die besten und<br />
frosthärtesten Typen.<br />
‘Shademaster’: anfänglich breit eiförmig,<br />
später vasen- oder gar angedeutet<br />
locker schirmförmig. Die Sorte bildet<br />
den Stamm mit durchgehendem<br />
Leittrieb gut aus. Die Äste wachsen<br />
schräg aufrecht, das Laub ist dunkelgrün.<br />
Da starkwüchsig, sollte man<br />
speziell hier ganz vorsichtig mit der<br />
Düngung sein. Eine empfehlenswerte,<br />
nicht fruchtende Sorte.<br />
‘Skyline’ wächst aufgelockert kegelförmig<br />
mit geradem Leittrieb und<br />
ansteigenden Ästen. Die Sorte breitet<br />
die Zweige im Alter eher waagrecht<br />
aus, aber wenig überhängend. Der<br />
Austrieb erfolgt sehr spät, die Blätter<br />
sind dunkelgrün. Früchte werden<br />
keine gebildet. Eine der besten, wenn<br />
nicht die beste Sorte überhaupt.<br />
Prof. Dr. Peter Kiermeier