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DER RING - v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

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Schminken für krebskranke Mädchen in der Kinderklinik<br />

Schön sein stärkt die Selbstheilungskräfte<br />

»Einmal nach oben gucken.« Nuran Erdem tuscht Theresas Wimpern.<br />

Theresa wird geschminkt. Würde der Termin nicht gerade auf<br />

der Krebsstation der Kinderklinik <strong>Bethel</strong> stattfinden, könnte<br />

sie auch ein Model bei einem Fotoshooting sein. Denn Theresa<br />

ist hübsch – auch ohne Haare. Das Schöne in ihrem Gesicht<br />

noch stärker zu unterstreichen, das ist die Aufgabe von Nuran<br />

Erdem. »Eigentlich müsstest du nach dem Schminken ausgehen,<br />

damit dich alle sehen«, rät die Kosmetikerin und zwinkert der<br />

16-Jährigen zu.<br />

Das Aussehen ist Theresa wichtig.<br />

»Als sie in die Klinik kam,<br />

sah sie ein bisschen aus wie ein<br />

Punk. Die Haare waren rosa mit<br />

hellblond gefärbt«, erinnert sich<br />

Oberarzt Dr. Norbert Jorch mit<br />

einem Schmunzeln. Danach habe<br />

es eine grüne Phase gegeben,<br />

und dann waren die Haare weg.<br />

Sie fallen während der Krebsbehandlung<br />

aus. »Es ist erwiesen,<br />

dass die Befindlichkeit Auswirkungen<br />

auf die Therapie hat.<br />

Wenn wir merken, dass das<br />

Aussehen ein heikler Punkt ist,<br />

Theresa ist schön – auch ohne Haare.<br />

bieten wir den jungen Frauen<br />

einen Schminkkurs an«, erläutert<br />

Dr. Jorch.<br />

Positive Gefühle sorgen für ein<br />

besseres Selbstwertgefühl und<br />

stärken die Selbstheilungskräfte.<br />

Davon ist man auch bei der<br />

Deutschen Knochenmarkspenderdatei<br />

überzeugt. Seit 1995<br />

schenkt die gemeinnützige<br />

Gesellschaft an Krebs erkrankten<br />

Frauen Schminkseminare. Als die<br />

Musiktherapeutin der <strong>Bethel</strong>er<br />

Kinderklinik, Anna Bergemann­<br />

Siegmund, davon hörte, fand<br />

sie die Idee großartig. »Das<br />

brauchen wir auch für unsere<br />

Jugendlichen!« Sie organisierte<br />

Unterstützer und machte sich<br />

auf die Suche nach einer Kosmetikerin,<br />

die Spaß an dem<br />

Projekt haben könnte.<br />

Nuran Erdem hat ein eigenes<br />

Kosmetikstudio in Bielefeld,<br />

und sie hat Erfahrung im Umgang<br />

mit krebskranken Frauen.<br />

Fotos: Elbracht<br />

Viele Betroffene kommen vor<br />

der Chemotherapie zu ihr, um<br />

sich die Augenbrauen durch ein<br />

Permanent­Make­Up nachziehen<br />

zu lassen. Das hält ein paar<br />

Jahre und sieht natürlich aus. Die<br />

Jugendlichen in der <strong>Bethel</strong>­Klinik<br />

werden herkömmlich mit Cremes<br />

und Puder geschminkt. »Wenn<br />

sie toll aussehen und sich darüber<br />

freuen, dann ist das auch für<br />

mich eine wunderbare Sache«,<br />

sagt die 37­jährige Fachfrau.<br />

Damit Theresa das Schminken<br />

genießen kann, wurde ihr Bett<br />

aus dem Krankenzimmer in die<br />

Ergotherapie geschoben. Dort ist<br />

es bunt, gemütlich und wenig<br />

»klinisch«. Während sie sich von<br />

Nuran Erdem verwöhnen lässt,<br />

stellt sie viele Fragen. Es geht<br />

um Eyeliner, Kajal, Puder, Rouge<br />

und Lippenstift. Die Make­up­<br />

Expertin gibt Tipps, und Theresa<br />

ist begeistert. »Ich trage dir jetzt<br />

etwas Lidschatten auf. Die helle<br />

Farbe kommt auf das bewegliche<br />

Augenlid. Da, wo es aufhört,<br />

ziehe ich einen Strich, wie eine<br />

Banane.« Theresa blinzelt mit<br />

einem Auge, um sich alles im<br />

Handspiegel genau anzuschauen.<br />

Gegenüber der Ergotherapie in<br />

der Elternküche haben sich vier<br />

Menschen eingefunden, um<br />

sich das Schminkergebnis anzuschauen:<br />

Theresas Mutter, der<br />

Oberarzt, die Musiktherapeutin<br />

und Andreas Tilly von der Elterninitiative<br />

krebskranker Kinder<br />

»Hand an Hand«. Die Elterninitiative<br />

steht hinter dem Projekt<br />

und unterstützt es auch finanziell.<br />

»Uns ist wichtig, den Mädels<br />

zu zeigen: Ihr seid schön – auch<br />

ohne Haare.« Theresa fühlt sich<br />

gut, und ihre Augen leuchten.<br />

»Das Schminkprojekt ist großartig«,<br />

ist Andreas Tilly überzeugt.<br />

»Darum geht es doch, um ein<br />

strahlendes Gesicht.«<br />

– Silja Harrsen –<br />

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