DER RING - v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel
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Mit Zeitzeugen im Luftschutzstollen<br />
»Da werden Erinnerungen wach!«<br />
Bärbel Bitter und Reinhard Overbeck erkunden den Stollen im Zionsberg.<br />
Dass er nach 67 Jahren noch einmal einen Fuß in den <strong>Bethel</strong>-<br />
Stollen setzt, damit hätte Reinhard Overbeck nicht gerechnet.<br />
»Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, nach all den Jahren wieder<br />
hier drin zu sein«, sagt der 84-Jährige. Als Lehrling im Maurergeschäft<br />
<strong>Bethel</strong> hatte er 1944 an dem Luftschutzstollen im<br />
Zionsberg in Bielefeld mitgearbeitet.<br />
Überwinternde Fledermäuse, von<br />
der Decke tropfendes Wasser,<br />
enge gemauerte Gänge, glitschiger<br />
Boden und totale Finsternis<br />
– Reinhard Overbeck kann sich<br />
trotzdem keinen besseren »Ausflugsort«<br />
für diesen Wintermor<br />
Aus dem Gullydeckel streckten Kinder<br />
ihre Hände und erschreckten Passanten.<br />
14<br />
gen vorstellen. Mit der <strong>Bethel</strong><br />
Historikerin Bärbel Bitter betritt<br />
der Rentner den Stollen, in dem<br />
er zuletzt als junger Mann war.<br />
In der <strong>Bethel</strong>er »Unterwelt«<br />
kommen Erinnerungen hoch.<br />
Sechzehn Jahre war er alt, als<br />
Mit dem Ventilator wurde in den<br />
1940ern der Stollen belüftet.<br />
Fotos: Schulz<br />
er gemeinsam mit Bergleuten,<br />
Maurern und Kriegsgefangenen<br />
an dem Stollen mitbaute.<br />
»Ich habe mich sehr gut mit den<br />
anderen Arbeitern verstanden,<br />
die waren teilweise nur ein paar<br />
Jahre älter«, erinnert sich Reinhard<br />
Overbeck. Er denkt gerne<br />
an jene Zeit zurück. »Hier dran<br />
mitgewirkt zu haben, das ist ein<br />
schönes Gefühl.«<br />
Im Jahr 1943 war die Gemeinde<br />
Gadderbaum in das »Luftschutz<br />
Führerprogramm« aufgenommen<br />
worden. Die Bauarbeiten für das<br />
unterirdische Fluchtsystem liefen<br />
jedoch nicht ohne Komplikationen.<br />
Kurz nach Baubeginn wurden<br />
die Presslufthämmer wieder<br />
abgezogen. »Auch die Materialbeschaffung<br />
war schwierig«,<br />
bestätigt Reinhard Overbeck,<br />
»aber die Menschen bewiesen<br />
Organisationstalent.« So holte<br />
Fritz von Bodelschwingh 1944<br />
vier Bergleute mit eigenen Presslufthämmern<br />
nach <strong>Bethel</strong>, damit<br />
die Arbeiten fortgesetzt werden<br />
konnten.<br />
Weitere Gänge?<br />
Bisher bekannt sind dreihundert<br />
Meter des <strong>Bethel</strong>Stollens; über<br />
welche Länge er sich tatsächlich<br />
erstreckt, ist unklar. »Es könnte<br />
gut sein, dass wir erst ein Drittel<br />
des Stollens kennen«, stellt<br />
Gerhard Knöckel vom Dienstleistungszentrum<br />
Bau + Technik<br />
in <strong>Bethel</strong> fest. Es gebe immer<br />
wieder Hinweise auf weitere<br />
Gänge. Die heute bekannten<br />
Ein und Ausgänge befinden sich<br />
am <strong>Bethel</strong>weg gegenüber von<br />
»Groß<strong>Bethel</strong>« und an der Zionskirche.<br />
Bis zu 2.000 Menschen<br />
sollten in dem Stollen Zuflucht<br />
vor Luftangriffen finden.<br />
So gern sich Reinhard Overbeck<br />
auch an seine Zeit im Maurergeschäft<br />
<strong>Bethel</strong> erinnert, so läuft<br />
ihm doch ein kalter Schauer