CI-IMPULSE, Ausgabe 3-2010 - HCIG
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V Nervenschwerhörigkeit<br />
ABI und AMI – Hirnstamm-<br />
und Mittelhirnimplantat<br />
Von zentral-auditorischen<br />
Implantaten<br />
wie dem ABI (Auditory<br />
Brainstem Implant)<br />
oder dem AMI<br />
(Auditory Midbrain<br />
Implant) profitieren<br />
Patienten, deren Hörnerv<br />
nicht intakt ist<br />
und auch Patienten,<br />
deren Cochlea so<br />
stark verknöchert ist,<br />
dass kein Cochlea-<br />
Implantat (<strong>CI</strong>) mehr<br />
implantiert werden<br />
kann. In der Vergangenheit<br />
wurden vor<br />
allem NF2-Patienten<br />
(Neurofibromatose<br />
Typ 2) mit diesen Implantaten<br />
versorgt,<br />
seit einiger Zeit aber auch Menningitis-Patienten mit stark<br />
fortgeschrittenen Verknöcherungen der Cochlea sowie<br />
Kinder mit nicht angelegten Hörnerven. Diese zentral-auditorischen<br />
Implantate wurden an der HNO-Klinik der MHH<br />
mit entwickelt und weltweit erstmals implantiert. Sie stellen<br />
für diese Patientengruppe die einzige Möglichkeit dar,<br />
das Hören wiederherzustellen.<br />
Beim ABI erfolgt die elektrische Stimulation durch einen flächig<br />
gearbeiteten Elektrodenträger mit bis zu 21 Kontakten,<br />
der direkt auf den Nucleus Cochlearis aufgelegt wird. Die<br />
anderen Komponenten des Implantats sowie der außen getragene<br />
Sprachprozessor sind direkt vom <strong>CI</strong> übernommen.<br />
Das Implantat wird häufig im Rahmen einer Tumorentfernung<br />
eingesetzt, es kann jedoch auch in einer separaten<br />
Operation eingesetzt werden. Da die Stimulation durch das<br />
ABI an einem zentraleren Punkt der Hörbahn erfolgt als die<br />
Stimulation durch das <strong>CI</strong>, ist die Reizung komplizierter. Ein-<br />
„Leserbriefe“<br />
Gerne würden wir auch Ihren Leserbrief, Erlebnis-<br />
oder Erfahrungsbericht veröffentlichen.<br />
Bitte schreiben Sie uns, wenn Sie Anregungen,<br />
Erlebnisse, Fragen etc. rund ums das <strong>CI</strong> oder zu<br />
unserer Zeitung haben.<br />
Ihre Redaktion<br />
18<br />
fache Töne und Tonfolgen, wie sie aus der Cochlea an den<br />
Nerven geleitet werden, reichen nicht aus. Da die Elektrode<br />
im Bereich der neuralen, anders systematisch aufgebauten<br />
Hörbahn reizt, ist die Versorgung komplexer.<br />
Etwa zehn Prozent der ABI-Patienten können nach einer<br />
Eingewöhnungsphase wieder einfache Telefongespräche<br />
führen, die anderen Patienten werden durch das Lippenbild<br />
im hörenden Sprachverstehen unterstützt.<br />
Der relative Erfolg des ABI, besonders bei Patienten mit NF2,<br />
ist zum Teil erklärbar mit der Kompression des Hirnstamms<br />
durch den Tumor. Daher wurde in einer Zusammenarbeit<br />
mit dem Implantathersteller Cochlear Limited ein Implantat<br />
zur Stimulation des im Mittelhirn gelegenen Colliculus Inferior<br />
entwickelt. Dieser ist durch die Grunderkrankung nicht<br />
beeinträchtigt. Die ersten Ergebnisse mit diesem Auditory<br />
Midbrain Implant (AMI) stimmen optimistisch.<br />
Bisher wurden an der HNO-Klinik der MHH (in Zusammenarbeit<br />
mit dem Krankenhaus Nordstadt in Hannover und<br />
Prof. Dr. Majid Samii vom INI Hannover) 39 Patienten mit einem<br />
ABI und fünf Patienten mit einem AMI versorgt. Unter<br />
den 39 ABI-Patienten befinden sich vier Erwachsene, die<br />
nach einer Meningitis nicht rechtzeitig mit einem <strong>CI</strong> versorgt<br />
wurden und nun nur noch mit Hilfe des ABI hören<br />
können. Außerdem wurden vier Kinder mit einem ABI versorgt,<br />
deren Cochlea oder Hörnerv nicht angelegt wurde.<br />
Das jüngste ABI-Kind ist zweieinhalb Jahre alt und macht<br />
erfreuliche Fortschritte.<br />
Autor Gert Joseph