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Empathie: Gewinne und Verluste im ... - Jacobs University

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– EMPATHIE – DEFINITION UND ERFASSUNG –<br />

Steinmetz, 1995). Weiterhin können Messungen über Selbstberichte ungenau <strong>und</strong><br />

anfällig für die Tendenz, sozial erwünscht zu antworten, sein (wer möchte sich schon<br />

als unempathisch darstellen?). Diese Tendenz lässt sich bereits bei sehr jungen Kin-<br />

dern beobachten (Kienbaum & Trommsdorff, 1997) <strong>und</strong> scheint über das Erwachse-<br />

nenalter hinweg zuzunehmen (Stöber, 2001). Darüber hinaus scheint <strong>im</strong> Erwachse-<br />

nenalter das Bedürfnis, sich selbst in einer mit den eigenen Werten, Bedürfnissen,<br />

Selbst-Wahrnehmungen <strong>und</strong> Rollenbildern konsistenten Weise zu sehen, das Ant-<br />

wortverhalten der Teilnehmer bei Selbstbericht-Fragebögen zur <strong>Empathie</strong> zu beein-<br />

flussen. So haben Frauen scheinbar kein Problem damit, als emotional angesehen<br />

zu werden, während es Männer unter Umständen vorziehen, sich als unemotional<br />

gegenüber anderen darzustellen (Losoya & Eisenberg, 2001). Dementsprechend fin-<br />

den sich bei der Befragung mit Selbstbericht-Fragebögen zur <strong>Empathie</strong> vornehmlich<br />

dann große Unterschiede zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen, wenn durch den Frage-<br />

bogen offensichtlich wird, worum es geht. Geringere oder keine Geschlechtsunter-<br />

schiede finden sich bei der Verwendung von Fragebögen, die weniger eindeutig <strong>im</strong><br />

Hinblick auf die untersuchten Eigenschaften sind (Eisenberg & Lennon, 1983). Auch<br />

lassen sich inkonsistente Bef<strong>und</strong>e zu Altersunterschieden in der selbstberichteten<br />

<strong>Empathie</strong> möglicherweise auf unterschiedliche Formulierungen in den verschiedenen<br />

Fragebögen zurückführen (vgl. Kapitel 3.1). Weiterhin fanden sich in einigen Studien<br />

Zusammenhänge zwischen Selbstbericht-Fragebögen zur <strong>Empathie</strong> <strong>und</strong> Fragebögen<br />

zur sozialen Erwünschtheit (z.B. Cialdini et al., 1987; Eisenberg, Miller et al., 1989),<br />

während <strong>im</strong> Allgemeinen keine Zusammenhänge zwischen Selbstbericht-<br />

Fragebögen zur <strong>Empathie</strong> <strong>und</strong> performanzbasierten Maßen (z.B. der empathischen<br />

Akkuratheit, siehe Kapitel 2.2.2) bestehen (Ickes, Buysse et al., 2000; Ickes, Stinson,<br />

Bissonnette & Garcia, 1990; Levenson & Ruef, 1992; Marangoni et al., 1995).<br />

Folglich scheint es zumindest fraglich, ob Erwachsene Selbstbericht-Fragebögen zur<br />

<strong>Empathie</strong> akkurat beantworten wollen <strong>und</strong> ob sie dies auch können (wie kann man<br />

feststellen, wie empathisch man tatsächlich ist?).<br />

Eine methodische Alternative ist die Erfassung von <strong>Empathie</strong> in konkreten<br />

exper<strong>im</strong>entellen Situationen. Dabei werden empathische Reaktionen ausgelöst <strong>und</strong><br />

mit verschiedenen Methoden gemessen. Zur Auslösung der empathischen Reaktio-<br />

nen fanden bisher verschiedene St<strong>im</strong>uli Verwendung. Diese werden <strong>im</strong> nächsten<br />

Abschnitt genauer beschrieben. Im Anschluss wird auf vier verschiedene Methoden<br />

zur Erfassung empathischer Reaktionen genauer eingegangen.

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