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Empathie: Gewinne und Verluste im ... - Jacobs University

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– EMPATHIE – DEFINITION UND ERFASSUNG –<br />

traurig einzuschätzen, konnte nicht festgestellt werden. Auf die anderen Aufgaben<br />

hatte die traurige St<strong>im</strong>mung der Teilnehmer keinen Einfluss (Chepenik et al., 2007).<br />

Folglich konnte der vermutete Zusammenhang zumindest in einer Studie ge-<br />

f<strong>und</strong>en werden. Die Teilnehmer nutzten ihre aktuelle St<strong>im</strong>mung als Information zur<br />

Einschätzung des St<strong>im</strong>ulusmaterials (Bouhuys et al., 1995). In der anderen Studie<br />

zeigte sich dieser Effekt nicht (Chepenik et al., 2007). Möglicherweise war hier die<br />

St<strong>im</strong>mungsinduktion nicht effektiv genug. Es ist ebenfalls denkbar, dass die Schwie-<br />

rigkeit des St<strong>im</strong>ulusmaterials einen Einfluss hatte. Bouhuys et al. (1995) konnten<br />

einen Bias in der Emotionserkennung nur für ambivalentes Material feststellen. Bei<br />

Chepenik et al. (2007) wurden <strong>im</strong> Durchschnitt mehr als 80% der emotionalen<br />

Gesichtsausdrücke korrekt klassifiziert, die Aufgaben waren also sehr leicht. Bei der<br />

Übertragung dieser Bef<strong>und</strong>e auf <strong>Empathie</strong>situationen ist zu beachten, dass das sehr<br />

vereinfachte St<strong>im</strong>ulusmaterial (schematische Darstellungen <strong>und</strong> Fotos von Gesich-<br />

tern) bei den Teilnehmern wahrscheinlich keine Emotionen ausgelöst hat (siehe dazu<br />

auch Kapitel 2.3.1 <strong>und</strong> Kapitel 3.3). Es handelt sich jedoch um einen schwachen Hin-<br />

weis auf einen Einfluss der St<strong>im</strong>mung einer Person auf ihre Bereitschaft <strong>und</strong> Fähig-<br />

keit, affektive <strong>und</strong> kognitive <strong>Empathie</strong>reaktionen zu zeigen.<br />

Zur Frage, warum empathische Reaktionen nicht <strong>im</strong>mer gleichermaßen aus-<br />

gelöst werden <strong>und</strong> in verschiedenen Situationen unterschiedlich stark sind, können<br />

kognitiv orientierte Emotionstheorien Einsichten vermitteln. Diese werden <strong>im</strong> nächs-<br />

ten Abschnitt besprochen.<br />

2.4.2 Kognitiv orientierte Emotionstheorien<br />

In kognitiv orientierten Emotionstheorien wird kognitiven Prozessen eine zentrale<br />

Rolle bei der Entstehung von Emotionen zugeschrieben – Emotionen werden als Fol-<br />

ge von kognitiven Analysen betrachtet. Es wird postuliert, dass vor der Einleitung<br />

emotionaler Prozesse informationsverarbeitende Prozesse mit dem Resultat einer<br />

Identifizierung spezifischer St<strong>im</strong>ulusaspekte ablaufen müssen (z.B. Scherer, 1990).<br />

Eine Gruppe kognitionstheoretischer Ansätze stellen die Bewertungs- oder<br />

Einschätzungstheorien (engl: appraisal) dar. Theoretiker dieser Gruppe gehen von<br />

folgender Gr<strong>und</strong>annahme aus: Emotionen werden durch kognitive (allerdings nicht<br />

unbedingt bewusste oder kontrollierte) Einschätzungsprozesse ausgelöst <strong>und</strong> die<br />

subjektiven, behavioralen <strong>und</strong> physiologischen Reaktionen einer Person hängen vom<br />

Resultat dieser Einschätzungsprozesse ab. Ob ein Ereignis bei einer Person eine

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