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Empathie: Gewinne und Verluste im ... - Jacobs University

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– EMPATHIE – DEFINITION UND ERFASSUNG –<br />

Auf den ersten Blick sind die Diskrepanzen zur vorliegenden Studie auf theo-<br />

retischer Ebene eher gering. Sowohl die Studien zur Emotionserkennung als auch<br />

die vorliegende Untersuchung beschäftigen sich mit altersbedingten Veränderungen<br />

in der Fähigkeit, die Emotionen eines Gegenübers korrekt einzuschätzen. Einige<br />

wichtige Unterschiede <strong>im</strong> theoretischen Hintergr<strong>und</strong> lassen sich dennoch identifizie-<br />

ren. So liegt der Fokus in Studien zur Emotionserkennung auf altersbedingten Verän-<br />

derungen in den basalen Prozessen der Emotionserkennung. Kontextuelle Einfluss-<br />

faktoren sind kaum von Interesse. Es wird versucht eine wie auch <strong>im</strong>mer geartete<br />

„Gr<strong>und</strong>fähigkeit“ der Emotionserkennung in möglichst reiner Form zu erfassen <strong>und</strong><br />

bezüglich altersbedingter Unterschiede zu untersuchen. Dabei ist oft ein neuro-<br />

psychologischer Zugang zur Thematik feststellbar (z.B. Calder et al., 2003; Ruffman<br />

et al., 2008). So werden mit dem Altern in Verbindung gebrachte Veränderungen von<br />

Größe <strong>und</strong> Neuronenanzahl in best<strong>im</strong>mten Hirnregionen zu Gr<strong>und</strong>e gelegt, um<br />

altersbedingte Defizite in der Emotionserkennung zu erklären. Dabei wird auf Studien<br />

Bezug genommen, die charakteristische Defizite in der Emotionserkennung mit Ein-<br />

schränkungen oder Läsionen in best<strong>im</strong>mten Hirnbereichen in Verbindung bringen.<br />

Im Gegensatz dazu lag der Fokus in der vorliegenden Untersuchung nicht auf<br />

den basalen Prozessen der Emotionserkennung, sondern es sollten Hinweise auf die<br />

Erkennungsleistungen von jüngeren <strong>und</strong> älteren Erwachsenen in alltagsnahen, sozi-<br />

alen Situationen gewonnen werden. In diesen Situationen sollten Einflussfaktoren<br />

wie Erfahrung (siehe Kapitel 3.5) oder Motivation (siehe Kapitel 3.6 <strong>und</strong> 3.7) eine<br />

bedeutsame Rolle spielen, die in Studien zur Emotionserkennung in der Regel nicht<br />

thematisiert werden. Daher unterscheidet sich die vorliegende Untersuchung von<br />

Studien zur Emotionserkennung auf bedeutsame Weise <strong>im</strong> verwendeten St<strong>im</strong>ulus-<br />

material. Da bisher nicht hinreichend bekannt ist, welche Hinweisreize Menschen in<br />

alltäglichen Situationen nutzen, um die Emotionen eines Gegenübers korrekt ein-<br />

zuschätzen, wurde in der vorliegenden Studie besonders reichhaltiges St<strong>im</strong>ulus-<br />

material eingesetzt. Dabei handelte es sich um Videoaufnahmen (in Farbe <strong>und</strong> mit<br />

Ton) von Personen, die zu einem relevanten Lebensthema in eigenen Worten<br />

Stellung nahmen. So sollte gewährleistet werden, dass für die Emotionserkennung<br />

relevante Hinweisreize auf jeden Fall verfügbar waren. Im Gegensatz dazu fanden in<br />

Studien zur Emotionserkennung in der Regel Schwarzweißfotos von Gesichtern als<br />

St<strong>im</strong>ulusmaterial Verwendung. Den Teilnehmern in diesen Studien stand daher allein<br />

der statische Emotionsausdruck der gezeigten Personen als Informationsquelle für

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