25.02.2013 Aufrufe

Empathie: Gewinne und Verluste im ... - Jacobs University

Empathie: Gewinne und Verluste im ... - Jacobs University

Empathie: Gewinne und Verluste im ... - Jacobs University

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

30<br />

– EMPATHIE – DEFINITION UND ERFASSUNG –<br />

Dennoch sind die Annahmen der James-Lange-Theorie in ihrer ursprünglichen<br />

Absolutheit heute nicht mehr verbreitet. So zeigen Untersuchungen zum emotionalen<br />

Erleben querschnittsgelähmter Personen, bei denen die Rückmeldung über die<br />

physiologische Erregung weitgehend unterbrochen ist, <strong>und</strong> zur Wirkung von Beta-<br />

blockern, die die physiologische Rückmeldung bei Ges<strong>und</strong>en unterbinden, dass für<br />

das subjektive Erleben von Emotionen das Empfinden von physiologischen Reak-<br />

tionen nicht zwangsläufig erforderlich ist (z.B. Leventhal & Tomarken, 1986;<br />

Reisenzein, 1983). Auch ist die Intensität des m<strong>im</strong>isch expressiven Ausdrucks von<br />

Emotionen nicht nur durch die Intensität der Emotion beeinflusst, sondern hat eben-<br />

falls eine starke soziale Komponente. So wird der Ausdruck von positiven <strong>und</strong> nega-<br />

tiven Emotionen durch die Anwesenheit eines realen oder vorgestellten Publikums<br />

verstärkt (audience effect; Fridl<strong>und</strong>, 1991; Fridl<strong>und</strong>, Kenworthy & Jaffey, 1992). Ein<br />

gewisser Einfluss der subjektiv erlebten Emotion auf das Ausdrucksverhalten bleibt<br />

aber dennoch erhalten. So konnten die Teilnehmer einer Studie von Kappas, Bherer<br />

<strong>und</strong> Theriault (2000) ihre m<strong>im</strong>isch expressiven Reaktionen bei der Betrachtung von<br />

kurzen, lustigen Filmausschnitten nicht vollständig unterdrücken. U. Hess, Banse <strong>und</strong><br />

Kappas (1995) differenzieren weiter aus, dass die Intensität eines Emotionsaus-<br />

drucks (z.B. die Stärke eines Lächelns) nicht ausschließlich durch den affektiven<br />

Zustand oder den sozialen Kontext, sondern durch das komplexe Zusammenspiel<br />

vieler Faktoren, wie z.B. die Beziehung zum Publikum (Fre<strong>und</strong>e vs. Fremde),<br />

best<strong>im</strong>mt wird.<br />

Eine mögliche Erklärung für Inkohärenzen zwischen den verschiedenen emoti-<br />

onalen Reaktionssystemen bietet das Internalisierungsmodell der emotionalen Ent-<br />

wicklung von Manfred Holodynski (2004; Holodynski & Friedlmeier, 2006). Dabei wird<br />

angenommen, dass <strong>im</strong> Laufe der Emotionsentwicklung eine Internalisierung der<br />

physiologischen <strong>und</strong> der behavioralen Reaktionen stattfindet. Diese führt dazu, dass<br />

unter best<strong>im</strong>mten Bedingungen (wenn physiologische <strong>und</strong> behaviorale Reaktionen<br />

ausschließlich eine intrapersonale Zeichenfunktion einnehmen) äußerlich messbare<br />

physiologische <strong>und</strong> behaviorale Reaktionen verschwinden können, weil auf zentral-<br />

nervös gespeicherte Repräsentationen emotionsspezifischer Empfindungen zurück-<br />

gegriffen werden kann. Die äußerlich wahrnehmbaren Zeichen einer emotionalen<br />

Reaktion werden also internalisiert – sie existieren aber weiterhin <strong>im</strong> subjektiven<br />

Gefühl.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!