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Die Erschaffung und der Verfall oppositioneller Identität

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fl©. ...j FORSCHUNGSJOURNAL NSB 2/93<br />

nal-kognitive Annahmen <strong>und</strong> vernachlässigt die<br />

emotionalen Anteile <strong>der</strong> <strong>Identität</strong>. Soziale <strong>Identität</strong><br />

bildet sich über "multi-group"-Mitgliedschaften<br />

<strong>und</strong> läßt sich nicht mittels rigi<strong>der</strong> Konsistenzunterstellungen<br />

erschließen. Helena Flam untersucht<br />

die Umstände, in denen ein Individuum<br />

seine <strong>Identität</strong> modifizieren o<strong>der</strong> auch transformieren<br />

kann. Hierfür greift sie auf das Konzept<br />

des "<strong>Identität</strong>smanagements" <strong>und</strong> auf Ergebnisse<br />

einer autobiographisch zentrierten Forschung<br />

zurück. Sie beschreibt den Beitritt eines Individuum<br />

zu Bewegungskollektiven als produktiven<br />

Aushandlungsprozeß von individueller <strong>und</strong> kollektiver<br />

<strong>Identität</strong>.<br />

<strong>Die</strong> Redaktion des Forschungsjournals war immerbemüht,<br />

neben den Beiträgen zum jeweiligen<br />

Themenschwerpunkt auch solche Aufsätze zu<br />

piazieren, in denen sich kontrovers geführte Debatten<br />

wi<strong>der</strong>spiegeln. Mit dieser Aufgabe starten<br />

wir eine Essay-Folge, die unregelmäßig, aber<br />

pointiert ein brandaktuelles Thema aufgreift. Lothar<br />

Rolke greift in seinen Beitrag die abermalige<br />

Diskussion um die "68er" auf <strong>und</strong> plädiert für<br />

eine neue Kultur <strong>der</strong> Konsensgesellschaft. Ergänzend<br />

dazu ist <strong>der</strong> Aufsatz von Christoph Butterwegge<br />

zu lesen, <strong>der</strong> sich mit <strong>der</strong> Frage beschäftigt,<br />

ob <strong>der</strong> Rechtsradikalismus im neuenDeutschland<br />

als soziale Bewegung zu verstehen ist.<br />

Fortgesetzt wird die bereits gestartete Rubrik<br />

"Bibliothek: Zur Geschichte <strong>der</strong> Bewegungsforschung".<br />

Theresa Wobbe stellt die Überlegungen<br />

<strong>der</strong> Essayistin, Frauenrechtlerin, Pazifistin<br />

<strong>und</strong> Kunstkritikerin Rosa Meyre<strong>der</strong> (1858-1938)<br />

zum typischen Verlauf sozialer Bewegungen vor.<br />

Meyre<strong>der</strong> unterscheidet die vier Bewegungsphasen<br />

<strong>der</strong> Ideologiebildung, <strong>der</strong> Organisation, <strong>der</strong><br />

Ausdifferenzierung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Machterlangung. In<br />

ihrer nüchternen Bewertung von Machtprozessen<br />

<strong>und</strong> Bewegungsverläufen, die in manchem an<br />

aktuelle Bewegungsforschungsdiskussionen erinnern,<br />

ist sie, so die Autorin, für diese erst wie<strong>der</strong><br />

zu entdecken.<br />

In einem Forschungsbericht unter <strong>der</strong> Rubrik<br />

"Pulsschlag" beschäftigt sich Ludger Klein aus<br />

sozialpsychologischer Perspektive mit den Implikationen<br />

des Zusammenschlusses bei<strong>der</strong> deutscher<br />

Staaten. Kern des Beitrages, <strong>der</strong> als Anregung<br />

für einen interdisziplinären Ansatz verstanden<br />

werden will, ist die Annahme, daß sich Individuen<br />

auf <strong>der</strong> Basis individuell wahrgenommener<br />

Gruppenzugehörigkeiten in Prozessen <strong>der</strong><br />

Identifikation <strong>und</strong> Abgrenzung in gesellschaftlichen<br />

Zusammenhängen verorten. Aus solcheProzessen<br />

resultieren soziale <strong>Identität</strong>en, welche innerhalb<br />

<strong>der</strong> Zivilgesellschaft durchaus eine integrative<br />

Funktion haben können, vor<strong>der</strong>gründig<br />

jedoch gerade im Kontext gesamtdeutscher Beziehungen<br />

ein Konfliktpotential im wechselseitigen<br />

Vergleich zwischen sozialen Gruppen bergen.<br />

Von <strong>der</strong> theoretischen Konzeption des Beitrages<br />

her gibt es interessante Überschneidungen<br />

zu <strong>der</strong> Arbeit von Helena Flam.<br />

Bei <strong>der</strong> Konzeption des vorliegenden Themenheftes<br />

haben Krisztina Mänicke-Gyöngyösi <strong>und</strong><br />

Karl-Werner Brand mitgewirkt. <strong>Die</strong>ter Rucht<br />

gab uns die Möglichkeit, aus den Vortragsmanuskripten<br />

zu sozialen Bewegungen in Osteuropa,<br />

die für die "First European Conference on Social<br />

Movements" des Wissenschaftszentrums Berlin<br />

für Sozialforschung <strong>und</strong> <strong>der</strong> International Sociological<br />

Association vom 29-13-10.1992 in Berlin<br />

durchgeführt wurde, einige für unsere Publikation<br />

auszuwählen. Frank Nullmeier betreut die<br />

Rubrik "Bibliothek: Zur Geschichte <strong>der</strong> Bewegungsforschung".<br />

Ihnen allen sei an dieser Stelle<br />

herzlich gedankt.<br />

Helmut Fehr/Ansgar Klein

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