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Die Erschaffung und der Verfall oppositioneller Identität

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- politische <strong>und</strong> auch soziale Bewegungen,<br />

die spezielle Interessen im politischen Raum<br />

(political society) artikulieren, durften ßr<br />

die Entwicklung intermediärer Strukturen<br />

von großer Bedeutung sein. Der Prozeß des<br />

Formwandels <strong>der</strong> Bürgerbewegungen zu<br />

sozialen Bewegungen, <strong>der</strong>en Artikulation<br />

von Interessen sich auf den politischen<br />

Raum richtet, ohne daß dort alleine die<br />

<strong>Identität</strong> dieser Bewegungen definiert wird,<br />

ist <strong>der</strong>zeit bereits zu beobachten. Soziale<br />

Differenzierung, kulturelle Pluralisierung<br />

<strong>und</strong> politische Lernprozesse könnten die<br />

Ausbildung eines Bewegungssektors (ab<br />

Teil <strong>der</strong> "civil society") vorantreiben. Derzeit<br />

ist dieser bspw. durch eine vergleichsweise<br />

starke Ökologiebewegung geprägt<br />

(während etwa Frauenbewegungen kaum<br />

existieren);<br />

- von anhalten<strong>der</strong> Bedeutung wird das Nebeneinan<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Institutionalbierungsprozesse<br />

"von unten" <strong>und</strong> "von oben" sein, die<br />

in ihrem Verhältnb zueinan<strong>der</strong> län<strong>der</strong>spezifisch<br />

variieren <strong>und</strong>-ebenso wie die jeweiligen<br />

Möglichkeiten, daß sich Bewegungen<br />

entwickeln - von politischen Chancenstrukturen<br />

abhängen 12<br />

.<br />

Der Blick auf die Bürgerbewegungen in Osteuropa<br />

konfrontiert die Bewegungsforschung mit<br />

Fragen nach <strong>der</strong> Reichweite <strong>und</strong> Angemessenheit<br />

ihres Instrumentariums. <strong>Die</strong> weitere Diskussion<br />

dürfte vermutlich nicht zuletzt um die<br />

Frage kreisen, welche Auskünfte wir uns von<br />

ihr über aas Verhältnb von ethnbch-religiösen<br />

<strong>und</strong> nationalistischen Bewegungen einerseits,<br />

von sozialen <strong>und</strong> politbchen Bewegungen<br />

an<strong>der</strong>erseits (<strong>und</strong> auch über die Interdependenzen<br />

<strong>und</strong> Differenzen letzterer) erhoffen können.<br />

<strong>Die</strong> Beiträge des vorliegenden Themenheftes<br />

können diese Dbkussion nicht vorwegnehmen,<br />

aber auf <strong>der</strong>en Notwendigkeit hinweben helfen.<br />

Bei den Län<strong>der</strong>analysen haben wir Wert darauf<br />

FORSCHUNGSJOURNAL NSB 2/93<br />

gelegt, mit Bulgarien <strong>und</strong> Rumänien auch<br />

solche Län<strong>der</strong> in den Blick zu nehmen, die<br />

ansonsten in <strong>der</strong> westeuropäischen Wahrnehmung<br />

vernachlässigt werden. Da die Entwicklung<br />

in Rußland von uns in diesem Zusammenhang<br />

nicht in <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Komplexität<br />

bearbeitet werden konnte - <strong>und</strong> aus dem engeren<br />

Focus des Themenheftes auch herausragt -,<br />

haben wir uns hier auf einen Beitrag beschränkt,<br />

<strong>der</strong> auch ßr Osteuropa vergleichende<br />

Perspektiven eröffnet: Er behandelt die Rolle<br />

<strong>der</strong> Symbole in den sozialen Bewegungen.<br />

Helmut Fehr analysiert die Entwicklung <strong>der</strong><br />

Bürgerbewegungen als politische Akteure seit<br />

1989 in Polen, <strong>der</strong> ehemaligen Tschechoslowakei<br />

<strong>und</strong> Ungarn. In Ungarn spielen die Parteien im<br />

Umbruch von vorneherein eine gewichtigere Rolle<br />

- die Bereitschaft zur Institutionenreform von<br />

oben ist schon weiter ausgeprägt. In Polen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

ehemaligen Tschechoslowakei werden die anfangs<br />

dominanten Bürgerbewegungen sehr bald<br />

einem Prozeß <strong>der</strong> politischen Ausdifferenzierung<br />

ausgesetzt <strong>und</strong> verlieren 1990/91 ihre politisch<br />

hegemoniale Stellung. Angesichts <strong>der</strong> Instabilitäten<br />

des neu etablierten Parteiensystems scheint<br />

jedoch ein Abgesang auf die Bürgerbewegungen<br />

verfrüht. Sie haben gute Aussichten, sich als<br />

Akteure <strong>der</strong> politischen Interessenartikulation <strong>und</strong><br />

-Vermittlung im lokalen Politikfeld insbeson<strong>der</strong>e<br />

von städtischen Zentren zu behaupten - wie die<br />

Gruppe "Neutrum" o<strong>der</strong> die Bewegung für ein<br />

Referendum (Polen) <strong>und</strong> die Demokratische Charta<br />

'91 in Ungarn belegen.<br />

<strong>Die</strong> Demokratisierung in Bulgarien hat dort die<br />

kritischen Intellektuellen an die Politik geb<strong>und</strong>en.<br />

Rumen Dimitrow skizziert die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> als politische Koordinationsinstanz <strong>der</strong><br />

Bürgerbewegung gegründeten Partei "Union <strong>der</strong><br />

demokratischen Kräfte" (UDK) bis zu den aktuellen<br />

internen Spaltungs- <strong>und</strong> Differenzierungsprozessen<br />

entlang <strong>der</strong> zentralen Frage: Partei o<strong>der</strong><br />

Bewegung? <strong>Die</strong> rasch erlangte politische Vor-

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