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Die Erschaffung und der Verfall oppositioneller Identität

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ückgegriffen. Es vermischten sich Elemente eines<br />

Plebiszits gegenüber <strong>der</strong> lokalen Nomenklatura<br />

mit Ansprüchen auf direkte politische<br />

Beteiligung. Im Prozeß <strong>der</strong> Kandidatennominierung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> organisatorischen (Neu-) Bildung<br />

von lokalen Bürgerkomitees im Frühjahr 1990<br />

wurden teilweise Strategien <strong>der</strong> Demokratisierung<br />

sowohl "von oben" als auch "von unten"<br />

gewählt. In manchen Stadtvierteln von Warschau<br />

<strong>und</strong> Krakau wurde von den Akteuren eine<br />

Verbindung bei<strong>der</strong> Strategien angestrebt.<br />

Nach Maßstäben des Erfolgs o<strong>der</strong> Mißerfolgs<br />

fallen die Urteile über das Ergebnis <strong>der</strong> Kommunalwahlen<br />

unterschiedlich aus: Im Verhältnis<br />

zu den politischen Parteien errangen die Bürgerkomitees<br />

Solidamosc mit ungefähr 43 Prozent<br />

Stimmen einen großen Wahlsieg. Unter dem<br />

Gesichtspunkt <strong>der</strong> geringen Wahlbeteiligung waren<br />

die Kommunalwahlen für das Solidamosc/<br />

Bürgerkomitee-Lager ein mobilisierungspolitischer<br />

Mißerfolg: <strong>Die</strong> Wahlbeteiligung sank<br />

nämlich von den Parlamentswahlen 1989 bis zu<br />

den Kommunalwahlen im Mai 1990 von ca. 60<br />

Prozent auf etwas über 40 Prozent. Im Verhältnis<br />

zu den neuen politischen Parteien in Polen<br />

war <strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> "Bürgerkomitees Solidarnosc"<br />

mit 43 Prozent überwältigend: <strong>Die</strong> politischen<br />

Parteien erhielten nur Bruchteile an Prozenten<br />

8<br />

. Nach den Kommunalwahlen wurden<br />

die lokalen Bürgerkomitees Solidamosc jedoch<br />

zunehmend zu Objekten <strong>der</strong> Machtkonkurrenz<br />

zwischen den unterschiedlichen politischen<br />

Gruppierungen <strong>und</strong> Führungszirkeln <strong>der</strong> Solidamosc.<br />

Ende Juni 1990 zerbrach das "Bürgerkomitee<br />

bei Lech Walesa" unter dem Dmck des<br />

Machtkalküls von Walesa <strong>und</strong> seinen Anhängern<br />

J. <strong>und</strong> L. Kaczynski, die kurz zuvor die<br />

Partei-Intiative "Zentrums-Allianz'' (PC) gegründet<br />

hatten. Als Gegengewicht hierzu wurde von<br />

Z. Bujak, dem früheren Vorsitzenden <strong>der</strong> Solidamosc<br />

im Untergr<strong>und</strong>, <strong>und</strong> W. Frasyniuk, einem<br />

Breslauer Solidarnosc-Aktivisten, die Bür­<br />

FORSCHUNGSJOURNAL NSB 2/93<br />

gerbewegung "ROAD" (Bürgerbewegung - Demokratische<br />

Aktion) gebildet.<br />

1.3. Ausdifferenzierung von Parteien<br />

aus dem Solidarnosc-Lager<br />

Ein Ergebnis <strong>der</strong> Konflikte über die "Pluralisierung"<br />

des Solidamosc/ Bürgerkomitee- "Blocks"<br />

<strong>und</strong> die Präsidentschaftskampagne im Herbst<br />

1990 war die organisatorische Herausbildung<br />

von drei politischen Gruppierungen bzw. Partei-<br />

Allianzen 9<br />

:<br />

1) <strong>Die</strong> Demokratische Union (UD), die sich aus<br />

den Milieus <strong>der</strong> städtischen Intelligenz <strong>und</strong> Gruppierungen<br />

<strong>der</strong> intellektuellen Berater von Solidarnosc<br />

zusammensetzte, fungierte a]s Bündnis von<br />

Politikern <strong>und</strong> Grappierungen unterschiedlicher<br />

ideologischer Orientierung ("Bürgerbewegung -<br />

Demokratische Aktion"/ROAD, "Sozial-Liberale",<br />

Ökologen <strong>und</strong> Konservative ("Forum demokratischer<br />

Rechte"/ FPD)). Wertorientierungen<br />

<strong>der</strong> zivilen Gesellschaft <strong>und</strong> die Vorstellung <strong>der</strong><br />

"Zurückführung" Polens nach "Europa" definierten<br />

das Selbstverständnis <strong>der</strong> UD.<br />

2) Der Kongreß <strong>der</strong> Liberalen (KLD), <strong>der</strong> sich<br />

aus <strong>der</strong> Danziger <strong>und</strong> Warschauer Gruppe von<br />

Neo-Liberalen (u.a. die "ökonomische Studiengesellschaft")<br />

zusammensetzt <strong>und</strong> Verbindungen<br />

von ökonomisch orientierten Reformzielen <strong>der</strong><br />

neuen Mittelschichten mit Karriereorientierungen<br />

im politischen Betrieb anstrebt.<br />

3) <strong>Die</strong> Zentrums-Allianz (PC), die nach dem<br />

Vorbild <strong>der</strong> westeuropäischen konservativen Parteien<br />

sich als christliche Volkspartei zu profilieren<br />

suchte <strong>und</strong> an populistische Orientierungen<br />

<strong>der</strong> "einfachen Leute" appellierte.<br />

Der Konflikt über das Wahlgesetz im Sommer<br />

1991, die Parlamentswahlen im Oktober 1991,<br />

die verzögerte Bildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sturz <strong>der</strong> Mitterechts-Regierung<br />

von Jan Olszewski im Mai

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