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Die Erschaffung und der Verfall oppositioneller Identität

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Im September 1992 spitzte sich die Konfrontation<br />

zwischen <strong>der</strong> Union <strong>und</strong> dem Präsidenten,<br />

<strong>der</strong> früher von ihr delegiert wurde, weiter zu. Er<br />

warf <strong>der</strong> VDK einen Krieg gegen alle vor <strong>und</strong><br />

meinte damit insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>en Vorgehen gegen<br />

Gewerkschaften <strong>und</strong> die Presse, aber auch<br />

manche <strong>der</strong> als "politisch" bezeichneten Prozesse.<br />

Obwohl an <strong>der</strong> Regierung, habe die UDK<br />

nicht ihre Oppositionsmentalität aufgegeben.<br />

Fakt ist, daß die Bewegungsformel <strong>der</strong> UDK<br />

mit einem Monopolanspruch auf die Demokratie<br />

immer problematischer verb<strong>und</strong>en war. Ihr<br />

Regierungsstil bheb tatsächlich überideologjsiert.<br />

Viele Institutionen <strong>und</strong> Berufsgruppen weigerten<br />

sich, wie<strong>der</strong> "pohtisch umgestaltet" zu werden<br />

- diesmal nicht von Kommunisten, son<strong>der</strong>n<br />

von Demokraten.<br />

Entscheidend war jedoch das Mißtrauensvotum<br />

gegen den von <strong>der</strong> UDK gestellten Vorsitzenden<br />

des Parlaments <strong>und</strong> etwas später gegen die<br />

UDK-Regierung von Philip Dimitrow, welches<br />

FORSCHUNGSJOURNAL NSB 2/93<br />

die mit <strong>der</strong> UDK koalierende türkische BRF<br />

von Ahmed Dogan selbst gesteht hat. <strong>Die</strong> BRF<br />

wollte nicht mehr in einer paternalistisch zugewiesenen<br />

sek<strong>und</strong>ären Rolle allen wirtschaftlichen<br />

Gesetzentwürfen <strong>der</strong> UDK ohne Diskussion<br />

zustimmen, die die Interessen <strong>der</strong> türkischen<br />

<strong>und</strong> mohammedanischen Min<strong>der</strong>heiten in Bulgarien<br />

zum Teil erhebhch verletzten. Das Erstaunliche<br />

dabei war auch, daß ein Teil <strong>der</strong> UDK-<br />

Abgeordneten die Aktion <strong>der</strong> BRF heimlich o<strong>der</strong><br />

offen unterstützte. Nach dreimonatiger Krise<br />

wählte das Parlament im Dezember 1992 das<br />

Kabinett des parteilosen Ljuben Berow, <strong>der</strong> jedoch<br />

als Wirtschaftsberater des Präsidenten bekannt<br />

war. Unterstützt wurde die Regierung von<br />

einer "dynamischen Mehrheit", die zu allen Farben<br />

des politischen Spektrums gehört.<br />

Damit setzt sich die Wandlung <strong>der</strong> UDK fort.<br />

<strong>Die</strong> Abgeordneten <strong>der</strong> Koalitionsfraktion, die<br />

ihre Stimmen für Berow abgegeben haben, wurden<br />

vom Nationalen Koordinationsrat <strong>der</strong> Union<br />

- dem Statut nach wi<strong>der</strong>rechtlich - ausgeschlossen.<br />

Sie blieben jedoch im Parlament -<br />

allerdings als neue Fraktionsgmppe. Im verbliebenen<br />

Rest <strong>der</strong> UDK behauptet sich immer stärker<br />

die Demokratische Partei von Savow <strong>und</strong><br />

Dimitrow, die alle an<strong>der</strong>en Küken aus dem Nest<br />

zu schmeißen versucht. Da sie sich extrem rechts<br />

profiliert, wird jedoch dadurch die Bewegungsthese<br />

weiter entzaubert. <strong>Die</strong> Union kann nun<br />

immer weniger erfolgreich den Anspruch auf<br />

den ganzen Demokratiesektor erheben. Das kommende<br />

Ende <strong>der</strong> UDK-Regierung steht in diesem<br />

Sinne auch den Abschluß einer Etappe <strong>der</strong><br />

"normalen" demokratischen Aufteilung des öffentlich-politischen<br />

Raumes dar.<br />

4. Institutionalisierungsprozesse<br />

von Öffentlichkeit<br />

Das Recht auf freie Meinungsäußerung, auf Versammlungen,<br />

Demonstrationen usw. ist in Bulgarien<br />

weitgehend politisch garantiert <strong>und</strong> durch

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