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Die Erschaffung und der Verfall oppositioneller Identität

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LZ FORSCHUNGSJOURNAL NSB 2/93<br />

Daneben tritt jedoch auch eine an<strong>der</strong>e Entwicklungstendenz<br />

in den beiden letzten Jahren deutlicher<br />

zutage: die Entstehung von Initiativen,<br />

die außerhalb <strong>der</strong> parteipolitischen Arena Bürgerorientierungen<br />

thematisieren wie die "Demokratische<br />

Charta '91" o<strong>der</strong> die Initiative für ein<br />

Leben oberhalb des Existenzminimums. <strong>Die</strong><br />

"Demokratische Charta '91" wurde als Reaktion<br />

auf Erscheinungen des politischen Autoritarismus<br />

in <strong>der</strong> Parteienpolitik gegründet, um<br />

die "Werte" <strong>der</strong> Demokratie zu verteidigen. In<br />

diesem Sinn plädieren die Initiatoren <strong>der</strong> "Demokratischen<br />

Charta" für direkte politische Beteilungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Bürger, die zur Verwirklichung<br />

von Wertorientierungen <strong>der</strong> zivilen<br />

Gesellschaft beitragen sollen' 17<br />

. In <strong>der</strong> Gründungserklärung<br />

wurden daher auch Wertprämissen<br />

<strong>der</strong> Toleranz, <strong>der</strong> Meinungs- <strong>und</strong> Pressefreiheit,<br />

des Rechtsstaates <strong>und</strong> <strong>der</strong> demokratischen<br />

Selbstentfaltung (individuelle Bürgerrechte) im<br />

Gegensatz zu elitedemokratischen Annahmen<br />

hervorgehoben 48<br />

. Von den Aktionsformen her<br />

betrachtet verfolgt die "Demokratische Charta<br />

'91" einmal Mobilisierungsstrategien, die auf<br />

öffentliche Versammlungen <strong>und</strong> Massendemonstrationen<br />

ausgerichtet sind. Daneben werden<br />

Formen <strong>der</strong> Konsensus-Mobilisierung gewählt,<br />

die auf einer Mischung von Unterschriftensammlungen,<br />

"Demokratieberichten von unten", öffentlichen<br />

Stellungnahmen <strong>und</strong> Presserklärungen<br />

beruhen. Aufschlußreich ist ein organisatorisches<br />

Merkmal <strong>der</strong> "Demokratischen Charta<br />

'91", das ParaUelen zu neuen Bürgerbewegungen<br />

wie <strong>der</strong> Gruppe "Neutrum" <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sammlungsinitiative<br />

für ein Referendum in Polen aufweist:<br />

die Gründung von lokalen Demokratie-<br />

Klubs in verschiedenen Orten <strong>und</strong> Städten Ungarns<br />

49<br />

.<br />

4. Vergleichende Gesichtspunkte<br />

1. Ein zentrales Ergebnis <strong>der</strong> vergleichenden<br />

Darstellung lautet: <strong>Die</strong> Bürgerbewegungen in<br />

Ost-Mitteleuropa (Polen, Tschechoslowakei,<br />

Ungarn) entwickelten sich von primär kulturorientierten<br />

Netzwerken <strong>und</strong> Gruppierungen bzw.<br />

Gruppenverbänden zu sozialen Sammlungsbewegungen,<br />

in denen Machtorientierungen durch

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