<strong>an</strong>.sage Generation Praktikum Die Suche nach bezahlter Erwerbsarbeit endet für viele im „Dauerzust<strong>an</strong>d“ Praktikum. Burgi Pirolt, selbst davon betroffen und die Salzburger AUGE-Gewerkschafterin Jutta Tischler äußern sich zu dieser Problematik. Burgi Pirolt So gut wie jedem/jeder StudentIn wird schon während des Studiums nahegelegt, facheinschlägige Praktika zu machen, um später leichter einen Job zu finden. Blöderweise nehmen sehr viele Firmen mittlerweile nur noch JungakademikerInnen, also Leute unter 30 mit abgeschlossenem Studium, auf. Und von denen gibt es reichlich. Mich zum Beispiel! Fertig mit dem Studium, intelligent, motiviert, interessiert – und ohne Job. Ich hab eines meiner Praktika bei den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n gemacht und das war bis dato das Einzige, welches auch Sinn machte. In meinem jetzigen Praktikum verkomme ich zur unbezahlten Kopierkraft, Hilfssekretärin und Mädchen-für-alles-was-der-Chef-nicht-selber-machen-will. Einzige Motivation zum Durchhalten bleibt d<strong>an</strong>n die Aussicht auf das Zeugnis, das bei der nächsten Bewerbung meine Ch<strong>an</strong>cen erhöhen soll. Gerüchteweise soll es ja auch bezahlte Praktika geben, in der freien Wildbahn sind diese aber so gut getarnt, dass sie kaum aufzuspüren sind. Die „Raubtiere“ findet m<strong>an</strong> meist ohne größere Probleme. Da darf m<strong>an</strong> für Firmen vierzig Stunden die Woche gratis arbeiten, damit m<strong>an</strong> Berufserfahrung sammeln k<strong>an</strong>n, die einem bei der nächsten Bewerbung „sicherlich hilfreich“ sein werden. Bei der Firma bleiben könne mensch aber nicht, da hätte doch lieber jem<strong>an</strong>den der Jus oder Wirtschaft studiert hat oder sich zumindest „in den nächsten Jahren voll und g<strong>an</strong>z auf das Projekt konzentrieren“ k<strong>an</strong>n – sprich nicht schw<strong>an</strong>ger wird. Bewirbt m<strong>an</strong> sich d<strong>an</strong>n wo<strong>an</strong>ders, bekommt m<strong>an</strong> Dinge zu hören wie:„Ach, die drei Monate waren ein Praktikum? Tut uns leid, aber wir suchen jem<strong>an</strong>den mit ‚richtiger’ Berufserfahrung.“ Für NGOs, kleine Zeitschriften, Verlage oder Vereine, die ohnehin am Existenzminimum dahinvegetieren, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> aus purem Idealismus auch mal umsonst arbeiten. Nervtötend sind hingegen die Org<strong>an</strong>isationen, von denen bek<strong>an</strong>nt ist, dass sie nicht am Hungertuch nagen, die aber für Praktik<strong>an</strong>tInnen trotzdem keinen Cent übrig haben. Zumindest von staatlichen, internationalen oder EU-Org<strong>an</strong>isationen sollte m<strong>an</strong> erwarten können, dass sie ihren Praktik<strong>an</strong>tInnen wenigstens genug zum Überleben bezahlen. Denn jene, die es sich nicht leisten können, drei Monate l<strong>an</strong>g nichts zu verdienen, fallen hier raus. Warum sich in Österreich die großen Zeitungen, Magazine, Radio- und TV-Stationen kaum um den journalistischen Nachwuchs bemühen, sondern diese <strong>an</strong>scheinend lästige Arbeit den „Kleinen“ aufbürden, ist mir im Übrigen auch schleierhaft. Und unser staatlicher Gebührenempfänger? War da nicht was mit einem Bildungsauftrag? Ach, nur was das Programm betrifft? Na, da bin ich ja beruhigt. ❚ 24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>mai <strong>2006</strong> Jutta Tischler Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen. In einer Zeit, die von der Globalisierung der Wirtschaft geprägt ist, entsteht extremer Druck auf die in der Wirtschaft H<strong>an</strong>delnden. Unternehmen versuchen, diesen Druck primär auf die MitarbeiterInnen abzuwälzen. Dies trifft einerseits jene Gruppe, die auf Grund ihres Alters zunehmend „uninteress<strong>an</strong>t“ und durch Kündigung oder Frühpension aus dem Arbeitsprozess gedrängt wird, wobei diese Gruppe zumindest noch eine gewisse Unterstützung seitens ihrer „Lobby“ – sprich: Gewerkschaften und Arbeiterkammer genießt. Für alle, die jedoch noch nicht in den Arbeitsprozess eintreten konnten, daher auch noch nicht in die „Lobbystrukturen“ integriert sind, fehlt praktisch jegliche Unterstützung. Es ist daher für die ArbeitgeberInnen ein Leichtes, diesen Gruppen Bedingungen aufzuerlegen, die mit Recht das Wort Ausbeutung verdienen. Diese fehlende Verwurzelung in den Arbeitsprozess wird in vielen Bereichen tr<strong>an</strong>sparent. Nehmen wir die konkrete Ausbildungssituation in vielen Kr<strong>an</strong>kenhäusern. Jeder Ausbildungsabschnitt, der nicht der Theorie gewidmet ist, wird mit einer nahezu brutalen Selbstverständlichkeit häufig dazu genützt, Pflegepersonal einzusparen, indem m<strong>an</strong> junge Auszubildende voll einsetzt. Es versteht sich fast schon von selbst, dass für diese volle Arbeitsleistung statt einer entsprechenden Entlohnung lediglich ein „Taschengeld“ bezahlt wird. M<strong>an</strong> könnte diese Entwicklung zu einem „Ausbeuten der Jugend“ natürlich noch <strong>an</strong> vielen <strong>an</strong>deren Beispielen fest machen. Was wäre bei Betrachtung dieses erschreckenden Befundes nun eine Möglichkeit, hier eine Verbesserung oder zumindest eine Verhinderung weiterer Verschlechterung für die Jugend zu erreichen? Seitens der gen<strong>an</strong>nten Org<strong>an</strong>isationen wie Gewerkschaften und Arbeiterkammer ist eine Öffnung für diese Gruppen dringend einzuleiten. Natürlich ist eine institutionelle Initiative nur d<strong>an</strong>n erfolgreich, wenn auch eine entsprechende Bereitschaft der Jugend zur Solidarisierung erreicht werden könnte. Dazu gehört, dass die Jugend erkennt, wie wichtig eine soziale Struktur zur Sicherung und Erreichung von ArbeitnehmerInnenrechten ist.Viele notwendige Verbesserungen in diesen Strukturen, wie sie Gewerkschaft und Arbeiterkammer bilden, sind deshalb so „verkrustet“, weil leider nicht nur die noch nicht im Arbeitsprozess befindlichen Jungen nicht integriert sind, sondern auch bei den jungen ArbeitnehmerInnen ein geringes Interesse dafür besteht, sich in diese Org<strong>an</strong>isationen einzubringen und Erneuerungen einzufordern. Auf Grund dieser Problematik versuche ich als unabhängige Gewerkschafterin innerhalb der Org<strong>an</strong>isationen, in denen ich vertreten bin, Anstöße zu einer positiven Veränderung zu geben. Für konkret Betroffene der Generation Praktikum erscheint mir die Bildung von Netzwerken sinnvoll, wie dies z.B. in Deutschl<strong>an</strong>d mit „Fair work“ Erfolg versprechend versucht wird. ❚
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