Mai 2006 (PDF) - an.schläge
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Frauenprojekte. Bei den vierzig SOHO-<br />
Projekten sind dieses Jahr „relativ viele<br />
Frauenprojekte“ dabei, freut sich Ula<br />
Schneider. Das hat sich bei den Einreichungen<br />
ergeben, ohne dass sie es sonderlich<br />
forciert hätte, aber „ich wollte<br />
das schon immer“.<br />
Neben dem Projekt „Baustelle : Gesellschaft“<br />
der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> (siehe Kasten)<br />
gibt es beispielsweise eine Installation<br />
von Renate Kordon und Eva Wohlgemuth.„Urheberinnen“<br />
ist ein Projekt, das<br />
seit Herbst 2005 in Arbeit ist, SOHO ist<br />
das erste reale Ausstellungsprojekt, das<br />
am 20. <strong>Mai</strong> in der Grundsteingasse eröffnet<br />
wird, mit einem Trickfilm und der<br />
Perform<strong>an</strong>ce „Weißheiten“ der T<strong>an</strong>zcomp<strong>an</strong>y<br />
L’eau. Am Tag d<strong>an</strong>ach laden die<br />
Künstlerinnen zur „Heldinnenbefragung“:<br />
Jede k<strong>an</strong>n Fotos oder Attribute ihrer<br />
„Heldinnen“ mitbringen und mit <strong>an</strong>deren<br />
Erfahrungen und Meinungen dazu<br />
austauschen. All das k<strong>an</strong>n auch im Archiv<br />
der eigenen Website (www.urheberinnen.org)<br />
integriert werden, die d<strong>an</strong>n am<br />
25. <strong>Mai</strong> präsentiert wird.„Unser Website-<br />
Projekt Urheberinnen versucht die Kräfte<br />
auszuloten, die in der Gestaltung der Venusfigur<br />
vor 32.000 Jahren gewirkt haben,<br />
und ihre Position als scham<strong>an</strong>ische<br />
Vermittlerin, auf die Moderne umzuleiten.Wir<br />
sind während der Baustelle in<br />
SOHO IN OTTAKRING offen für neues<br />
Material und werden es dort sammeln“,<br />
erklären die Künstlerinnen online.<br />
Auch bei SOHO <strong>2006</strong> vertreten ist<br />
Stef<strong>an</strong>ie Wuschitz mit dem Trickfilm<br />
„Tetescha us“ (engl: She ist crossing borders):<br />
eine 10-minütige Dokumentation<br />
über Erinnerungen, Hypothesen, Fakten<br />
und Erfahrungen, die sie im Lib<strong>an</strong>on gesammelt<br />
hat, etwa bei den Frauen in den<br />
PalästinenserInnen-Camps. Ein weiteres<br />
Videoprojekt kommt von Barbara Hauser,<br />
die mit „Ohne Titel“ eine Mutter-Tochter-<br />
Beziehung,„eine Täter-Opfer-Beziehung“,<br />
beschreibt. Auf die Frage, wer Täterin und<br />
wer Opfer ist,„gibt es keine klare Antwort.<br />
Nur eine Baustelle Weiblichkeit“.<br />
Die „cooperation frieda“, eine Arbeits-<br />
und Ateliergemeinschaft von fünf<br />
Künstlerinnen, nimmt „<strong>an</strong>gesichts der<br />
Umbauarbeiten in der eigenen Ateliergemeinschaft“,<br />
ebenfalls am SOHO-<br />
Festival teil. frieda (Carla Knapp, Eva<br />
Königer, Andrea Mutschlechner, Mel<strong>an</strong>ie<br />
v<strong>an</strong> Bemmel, Angela Zwettler) öffnet<br />
ab 20. <strong>Mai</strong> ihre Ateliers und präsentiert<br />
Objekte, Bilder und Installationen.<br />
Am 28. <strong>Mai</strong> laden sie außerdem zum<br />
Open Space für Kooperationen mit <strong>an</strong>deren<br />
Künstlerinnen und am 3. Juni gibt<br />
es d<strong>an</strong>n ein Fest mit Sounds, Kulinarischem<br />
„und <strong>an</strong>deren constructions“.<br />
Life-spinnen.„sie spinnt“ heißt das multifunktionelle<br />
Projekt im Ragnarhof von<br />
Irene Kainz (Idee und Konzept) und Isabella<br />
Pessl (Materialbilder). Mittelpunkt<br />
ist eine Perform<strong>an</strong>ce der <strong>an</strong>deren Art:<br />
Drei Frauen werden abwechselnd am<br />
Spinnrad einen zwei-wochen-l<strong>an</strong>gen Faden<br />
spinnen und damit die fast vergessene,<br />
traditionell weibliche Tätigkeit des<br />
Spinnens als interkulturelles weibliches<br />
Rollenbild beleuchten. Parallel dazu werden<br />
Märchen vorgelesen, in denen das<br />
Spinnen vorkommt (immer Donnerstag<br />
bis Sonntag von 17 bis 21.00). Am Freitag<br />
soll schon ab 15.00 gesponnen werden –<br />
Baustelle : Gesellschaft, <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Projekt bei SOHO <strong>2006</strong><br />
sofern das Wetter mitspielt draußen auf<br />
dem Brunnenmarkt – und Spinn-Geschichten<br />
auf Türkisch erzählt werden.<br />
Am 25. <strong>Mai</strong> wird es einen kostenlosen<br />
Workshop unter der Leitung der 80 jährigen<br />
Berta Bock geben (Anmeldung:<br />
sie_spinnt@gmx.at). Sie kommt aus jenem<br />
niederösterreichischen Ort, aus<br />
dem auch Irene Kainz stammt, die „Waldviertler<br />
Wurzeln“ waren daher auch die<br />
Inspirationsquelle zu der Kunstaktion.<br />
Das traditionelle Frauenbild, das<br />
durch die alte Tätigkeit des Spinnens erzählt<br />
wird, steht in starkem Kontrast<br />
zum aktuellen Frauenbild: Frauen, die<br />
aus ökonomischen Gründen ihre Körper<br />
verkaufen und sich sexuell prostituieren.<br />
Dieser Kontrast wird unter <strong>an</strong>derem<br />
durch die Materialbilder von Isabella<br />
Pessl thematisiert. Sie hat Frauenkörper<br />
aus dem Internet als Vorlage für Aktzeichnungen<br />
genommen, die auf ihren<br />
Bildern im Vordergrund, als Ware, dargestellt<br />
sind. Ebenso spielt die Künstlerin<br />
mit Werbeästhetik, indem sie Foliendruck<br />
und bunte Plastiktaschen mitverarbeitet.„Traditionell<br />
weibliche“ Gestaltungstechniken<br />
(nähen),„häusliche“<br />
Materialien (Vorh<strong>an</strong>gstoffe) und Einkaufsackerl<br />
werden in den Bildern mitein<strong>an</strong>der<br />
verbunden und sollen einerseits<br />
negative Klischees hervorrufen.<br />
Es gehe aber auch um die Frage:„Inwieweit<br />
bin ich Konsumentin, inwieweit<br />
werde ich selbst konsumiert.“<br />
Die Bilder von Isabella Pessl sind bis<br />
zum 3. Juni bei SOHO zu sehen: D<strong>an</strong>n<br />
werden bei der Finissage von „sie spinnt“<br />
Schafe aus Pappmaschée mit dem zweiwochen-l<strong>an</strong>gen<br />
Wollfaden umwickelt. ❚<br />
„Baustelle : Gesellschaft“ ist ein utopisches und partizipatives Projekt, mit dem Ziel, die Aufteilung und Struktur öffentlicher<br />
Räume neu zu verh<strong>an</strong>deln und feministisch zu besetzen. Öffentlichen Raum begreifen wir einerseits als konkreten<br />
Ort der Straße, <strong>an</strong>dererseits als umkämpfte Sichtbarkeit, die vor allem auch mediale Präsenz erfordert. Mit einem Screening<br />
einiger Perform<strong>an</strong>ces von Mujeres Cre<strong>an</strong>do wollen wir ein Beispiel für politisch-künstlerische Strategien zur Sichtbarmachung<br />
feministischer Positionen geben. Mujeres Cre<strong>an</strong>do sind ein feministisches Kollektiv, das sich 1992 in La Paz,<br />
Bolivien gegründet hat. Inhalt ihrer Arbeiten sind sowohl die Kritik patriarchaler Traditionen wie auch deren gegenwärtige<br />
Auswüchse wie die neoliberale Prekarisierung von Frauen. Eine ihrer zentralen Ausdrucksformen sind dabei Perform<strong>an</strong>ces,<br />
die fast immer auf der Straße stattfinden, sowie die Produktion von Graffitis. Als subkulturelles und grundsätzlich<br />
egalitäres „Basismedium“, um in öffentliche Räume einzudringen, wird diese Street Art ein weiteres Modell feministischer<br />
Raumeroberung sein. Gedacht ist hierbei entweder <strong>an</strong> die Realisierung der Graffitis durch eine feministische<br />
Graffitikünstlerin oder <strong>an</strong> die Präsentation exemplarischer Arbeiten der Frauenbewegung, die als Dias projiziert werden.<br />
Am 24. <strong>Mai</strong> (19.00) wird es eine Diskussion zu Strategien feministischer Öffentlichkeiten geben und am 3. Juni (19.00)<br />
eine abschließende Darstellung Diskussion der Öffentlichkeiten der Mujeres Cre<strong>an</strong>do.<br />
ottakringsoho<br />
SOHO IN OTTAKRING<br />
20.5. - 3.6., 16., Brunnenviertel,<br />
www.sohoinottakring.at<br />
mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35