27.02.2013 Aufrufe

Mai 2006 (PDF) - an.schläge

Mai 2006 (PDF) - an.schläge

Mai 2006 (PDF) - an.schläge

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

nicht bloß Einzelfälle zu dokumentieren, sondern Kommentare über Tendenzen<br />

in ihrer Gesamtarbeit abzugeben. Dabei kommt neben Org<strong>an</strong>isationen,<br />

die mit <strong>an</strong>tisemitischen oder <strong>an</strong>tiislamischen Rassismen konfrontiert<br />

sind, auch Peregrina (Bildungs-, Beratungs-, und Therapiezentrum<br />

für Migr<strong>an</strong>tinnen) zu Wort und somit ein geschlechtssensibler<br />

Blickwinkel in die Dokumentation. ESt<br />

www.zara.or.at; www.peregrina.at<br />

a rmut<br />

Verschuldet – arm – weiblich<br />

„Armut beschämt nicht die betroffenen Menschen, Armut beschämt die<br />

Gesellschaft“, sagte schon Ruth Dreifuss, Schweizer Politikerin und Frauenrechtlerin.<br />

Laut jüngstem Sozialbericht leben 571.000 Frauen (14 Prozent)<br />

in Österreich unter der Armutsgrenze. Die Armutsforscherin Karin<br />

Heitzm<strong>an</strong>n von der Wirtschaftsuniversität Wien sieht im niedrigen Einkommen<br />

von Frauen eine wesentliche Ursache dafür. Derselben Ansicht<br />

sind auch VertreterInnen der heimischen Schuldnerberatungen. Fast<br />

7.000 Frauen haben im Vorjahr eine Beratungseinrichtung kontaktiert,<br />

mehr als ein Drittel davon fällt deutlich unter die Armutsgrenze. Gestiegene<br />

Konsumausgaben und Haftungen für Bürgschaften sind weitere<br />

Gründe für die fin<strong>an</strong>ziellen Probleme. An Lösungs<strong>an</strong>sätzen fehlt es nicht.<br />

Die Schuldnerberatungen empfehlen Maßnahmen zur Einkommensverbesserung<br />

und -sicherung von Frauen, die Anhebung der Sozialleistungen<br />

auf ein Mindestniveau und die Verbesserung der fin<strong>an</strong>ziellen Allgemeinbildung.<br />

Um Frauenarmut zu vermeiden fehle es, so die Sozialexpertin<br />

der Armutskonferenz, Michaela Moser, jedoch vor allem <strong>an</strong> politischem<br />

Willen und <strong>an</strong> der richtigen Prioritätensetzung. haid<br />

Infos: www.armutskonferenz.at, T. 01/402 69 44-11; www.schuldnerberatung.at, T. 0732/ 65 65 99<br />

frauenhäuser<br />

Schutz auch im Nachbarbundesl<strong>an</strong>d<br />

Dem vor kurzem veröffentlichten Bericht des Vereins Autonomer Österreichischer<br />

Frauenhäuser für 2005 ist zu entnehmen, dass im Vorjahr<br />

3256 Frauen und Kinder in 25 Frauenhäusern Schutz und Unterkunft gefunden<br />

haben, um fast 500 mehr als 2004. Fünf Prozent der Schutzsuchenden<br />

wurden in einem <strong>an</strong>deren Bundesl<strong>an</strong>d untergebracht – entweder,<br />

weil sie so massiv bedroht wurden, dass sie weiter weg flüchten<br />

mussten, oder weil das Frauenhaus im Nachbarbundesl<strong>an</strong>d das nächstgelegene<br />

war. Der Bedarf wird von Mitarbeiterinnen aber höher eingeschätzt.<br />

Die Aufnahme in ein Frauenhaus in einem <strong>an</strong>deren Bundesl<strong>an</strong>d<br />

ist jedoch schwierig, da von den L<strong>an</strong>desregierungen, die die Fördergelder<br />

bereitstellen, regionale Aufnahmebeschränkungen gefordert werden.<br />

Hier wäre eine Lockerung der Bestimmungen nötig. Dringende Änderungen<br />

wären auch für Migr<strong>an</strong>tinnen nötig, die immerhin 48 Prozent der<br />

Schutzsuchenden ausmachen. (Übrigens zeigt die Statistik, dass insgesamt<br />

zwei Drittel der Missh<strong>an</strong>dler Österreicher sind.) Ihre Situation ist<br />

oft prekär, weil die Frauen, die im Rahmen der Familienzusammenführung<br />

nach Österreich kamen, keinen eigenständigen Aufenthaltstitel<br />

haben und deshalb zu ihren gewalttätigen Partnern zurückkehren müssen,<br />

damit sie nicht abgeschoben werden können. Das neue Fremdenrecht<br />

bringt hier keine Verbesserung und sieht auch nach wie vor keinen<br />

Schutz für Gewaltopfer ohne österreichische Staatsbürgerschaft vor. ESt<br />

www.aoef.at/start.htm<br />

<strong>an</strong>.ruf<br />

Christine Kohlmayr sprach mit Rahel Jahoda<br />

„Wenn Essen zum Problem wird“<br />

<strong>an</strong>.rissösterreich<br />

„Sowhat“ - das Institut für Menschen mit Essstörungen - gibt es seit 1993<br />

und ist seit April <strong>2006</strong> im Gesundheitszentrum Gerstnerstraße. Sie haben<br />

es damals mitbegründet, was waren die Motive?<br />

Mein ursprüngliches Anliegen war es, mit Frauen zu arbeiten und damals,<br />

1993, waren hauptsächlich Frauen von Essstörungen betroffen. Außerdem<br />

ist es für mich ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen.<br />

Welches sind die Auslöser von Essstörungen und inwiefern ist das von der<br />

Gesellschaft normierte Schönheitsbild Schuld <strong>an</strong> Essstörungen?<br />

Ich möchte zwischen Auslöser und Ursache unterscheiden. Zu den<br />

Auslösern zähle ich „Vordergründiges“ wie „blöde“ Bemerkungen,<br />

Schl<strong>an</strong>kheitswahn in den Medien, die eine verzerrte Vorbildwirkung<br />

ausüben. Die Ursachen für eine Essstörung liegen tiefer und sind eine<br />

Mischung aus soziologischen und familiären Aspekten. Dabei geht es<br />

um Selbstwertproblematik, die nicht Einhaltung von Grenzen, weiters<br />

um Missbrauch, um nur einige zu nennen. Von Schuld würde ich nicht<br />

sprechen, da das g<strong>an</strong>ze Thema „Essstörungen“ von einer Opfer-Täter<br />

Dynamik geprägt ist. Und es ja eigentlich darum geht, diese Dynamik<br />

zu überwinden. Aber m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n durchaus von einer Mitver<strong>an</strong>twortung<br />

der Medien sprechen, in der Art und Weise, wie diese Frauen,<br />

und mittlerweile auch Männer, zeigen und präsentieren.<br />

Wo setzt die Therapie bei Essstörungen <strong>an</strong> und wie k<strong>an</strong>n frau/m<strong>an</strong> sich<br />

eine Therapie gegen Essstörungen vorstellen?<br />

Bei vielen ist es <strong>an</strong>fänglich Motivationsarbeit. Das heißt, den KlientInnen<br />

bewusst machen, dass sie etwas verändern können. Und in weiterer<br />

Folge würde ich sagen, ressourcenorientiertes Arbeiten, das<br />

heißt, bewusst machen, was die oder der Klient/in Positives in sich<br />

trägt. Es soll vermittelt werden, dass sie die KreatorInnen ihres Lebens<br />

sind, und dass die Fähigkeiten dazu in ihnen selbst schlummern.<br />

Es gibt nicht „die“ Therapie, also ein Patentrezept. Es gibt verschiedene<br />

Ansätze und Therapieformen, mit denen gearbeitet werden k<strong>an</strong>n<br />

und die unterstützend sind. Im Großen und G<strong>an</strong>zen würde ich sagen,<br />

am heilsamsten ist ein g<strong>an</strong>zheitlicher Ansatz. Dieser beinhaltet psychotherapeutische<br />

Unterstützung und medizinische Begleitung. Sowhat,<br />

das Institut für Menschen mit Essstörungen, bietet diese Art<br />

des vernetzten Arbeitens <strong>an</strong>.<br />

Rahel Jahoda ist Mitbegründerin vom sowhat-Institut für Menschen mit Essstörungen<br />

und Leiterin der psychotherapeutischen Abteilung sowhat Wien.<br />

sowhat Wien, 15., Gerstnerstr.3, Mo-Do 9-17.00, Fr 9-13.00, T. 01/ 406 57 17,<br />

sowhat Mödling, 2340, Mödling, Bahnstr. 4/201, Mo-Do 9-17.00, Fr 9-13.00, T. 022<br />

36/ 487 73, www.sowhat.at<br />

mai <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!