Gemessenes Leben - ADA-Aktive Diabetiker Austria
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Mein Zucker und ich. Berichte aus dem <strong>Leben</strong>.<br />
Hallo, ich bin Ingrid!<br />
... und ich fand es wirklich heftig, dass ich meine Krankheit überhaupt nicht<br />
gespürt hatte... vielleicht etwas mehr Durst... – nein: Typ 2 Diabetes!<br />
Als Enkel einer böhmischen Großmutter,<br />
die bei uns im Haus wohnte<br />
und im guten Glauben täglich<br />
deftig aufkochte, war ich schon als Kind<br />
mollig und zählte eindeutig zum Apfeltyp.<br />
Dafür waren/sind meine Beine und der Po<br />
sowie die Oberschenkel (keine Cellulite!) in<br />
Ordnung. Doch was nützt es einem für die<br />
Krankheit? Nichts...! Heute hätte ich lieber<br />
einen dicken Hintern und Cellulite (Birnentyp),<br />
wenn ich mir den Diabetes hätte sparen<br />
können!<br />
So kam ich also mit knapp über 50 Jahren<br />
in den Genuss des Diabetes Typ 2, nachdem<br />
ich 1 Jahr davor mit dem Rauchen<br />
aufgehört hatte. Ein Jahr später (2006)<br />
also, bei meiner jährlichen Gesundenuntersuchung<br />
kam heraus, dass ich 405<br />
Blutzucker auf nüchternen Magen hatte!!!<br />
2005 waren es noch 90! Ich lasse mir den<br />
Gedanken nicht rauben, dass der Diabetes<br />
mit dem Rauchen-Aufhören in unmittelbarem<br />
Zusammenhang steht, da ja beides<br />
mit dem Stoffwechsel zu tun hat. Manche<br />
Ärzte streiten es ab, andere wieder geben<br />
es zu, dass es so sein könnte. Ich denke,<br />
die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.<br />
In meiner Familie ist kein Fall der Zuckerkrankheit<br />
bekannt. Meine Eltern haben<br />
sehr gesunde Gene, mein Vater verstarb<br />
erst heuer, ich vermisse ihn sehr! Doch er<br />
hatte ein langes <strong>Leben</strong>, wurde 93 Jahre<br />
alt. Krankheiten kannte er keine... meine<br />
Mutter ist jetzt 84 und hat ebenfalls beste<br />
Blutwerte.<br />
Durch die Stoffwechselverlangsamung als<br />
sozusagen „neuer Nichtraucher“ nahm ich<br />
damals 8 kg zu, obwohl ich nicht mehr futterte...<br />
verzweifelt ging ich zum Arzt, der<br />
mich um Geduld bat! Immerhin rauchte<br />
ich nicht viel (max. 10 täglich), aber das<br />
30 Jahre lang... Da ich schon vorher mollig<br />
war (Adipositas!), haben mir diese zusätzlichen<br />
8 kg den Rest gegeben. Ich konnte<br />
nicht mehr ordentlich gehen! Für mich eine<br />
Katastrophe, da ich mich eigentlich gerne<br />
bewege (seit meinem 21. <strong>Leben</strong>sjahr besuche<br />
ich diverse Turnkurse und Fitness-<br />
Center).<br />
Die damalige Diagnose des Orthopäden<br />
hieß Fußsohlenverhärtung! Seit damals<br />
praktiziere ich außerdem jährlich von<br />
Aschermittwoch bis Mai/Juni die Metabolic<br />
Balance Ernährungsweise, mit der ich<br />
beste Erfolge erzielte, die 8 kg waren im<br />
Sommer wieder weg, schlichen sich aber<br />
das ganze Jahr bis zum nächsten Aschermittwoch<br />
langsam wieder rauf...<br />
2010 stellte sich dann der Stoffwechsel<br />
um, und die +8 kg kamen nicht mehr zurück!<br />
Oh wie schön, aber natürlich muss<br />
ich mich ständig kontrollieren und achte<br />
auf gesunde Ernährung: Ich esse vorwiegend<br />
weißes Fleisch, wenig bis keine<br />
Saucen, von den Kohlenhydrat-Beilagen<br />
esse ich nur die Hälfte bzw. bei Reis nur 3<br />
gehäufte Esslöffel. Aber mit Gemüse und<br />
Obst tu ich mir einfach schwer! Dafür liebe<br />
ich das eine oder andere Glaserl Wein<br />
(manchmal dürfen es auch mehr sein)!<br />
Nach anfänglichem Schock musste ich<br />
mich also mit der Diagnose Diabetes<br />
auseinandersetzen: Ich besuchte diverse<br />
Schulungen, wurde in einer Diabetesambulanz<br />
gut betreut und war auch einmal<br />
auf Kur in Bad Harbach. Mein Morgenzucker<br />
unterschritt aber trotz Tabletten (damals<br />
noch 2 x tgl. Diabetex 1000) nicht die<br />
140. Einige Jahre später kam dann schon<br />
ein Diamicron 30 mg pro Tag dazu, da sich<br />
Ingrid Nebenführ Foto: Privat<br />
die Werte geringfügig verschlechterten.<br />
Derzeit kämpfe ich darum, meine Tabletten<br />
weiter einnehmen zu können, doch<br />
die Insulin-Spritze für mich dürfte schon<br />
aufgezogen sein! Der Langzeitzucker stieg<br />
von 5,7 auf 6,9. Die kurzzeitige Umstellung<br />
auf Velmetia 50 / 1000 brachte nicht den<br />
gewünschten Erfolg.<br />
Als dann die Sorge um meine Eltern anwuchs,<br />
waren Werte um die 200 fast<br />
schon an der Tagesordnung. Als ich daraufhin<br />
meinen privaten Diabetologen in<br />
Wien anrief meinte dieser: „Gehen Sie<br />
zum Nervenarzt!“ Auf diese Behandlung<br />
hin beschloss ich, mich von diesem Arzt<br />
zu trennen, obwohl am Anfang alles so gut<br />
geklungen hat.<br />
Mein Ratschlag: Verschließen sie nie die<br />
Augen vor Diabetes (so wie ich es teilweise<br />
auch getan hab), er ist behandelbar!<br />
Ganz liebe Grüße :) Ihre<br />
Ingrid Nebenführ<br />
<strong>ADA</strong>journal 01 / 2013 24