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Landschaftsökologische Exkursionen in die Greifswalder Umgebung

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Im Holozän wuchs <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser wassererfüllten Senke (Grundwasseranstieg) Torf auf (Versumpfungsmoor).<br />

Der Geschiebelehm ist nicht von Deckschichten überlagert (Abb. 6). Das<br />

Bodenprofil ist geologisch somit e<strong>in</strong>schichtig. Durch das langzeitig hochanstehende Wasser<br />

ist <strong>die</strong> Entkalkungstiefe des Mergels ger<strong>in</strong>g. Das Bodenwasser steht im August bei 60 cm<br />

Tiefe, im Frühjahr ist <strong>die</strong> Senke mit Stauwasser aufgefüllt. Ähnlich Standort 4 ist <strong>die</strong> Schluff-<br />

Komponente im Geschiebemergel stark ausgeprägt. Anhand der Analysewerte ist <strong>die</strong> Entwicklung<br />

zum Anmoor durch anhaltende Entwässerung deutlich erkennbar.<br />

Gang zu Standort 4<br />

Bis zum Standort 4 treffen wir nur Eschen-Buchenwald an. In e<strong>in</strong>er größeren Senke hat sich<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Standort 4-Areals e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>er Eschenwald entwickelt. Die Krautschicht erreicht<br />

maximale Deckungswerte. Auch e<strong>in</strong>e Strauchschicht ist ausgebildet. Kennzeichnende Arten<br />

s<strong>in</strong>d Myosoton aquaticum, Aegopodium podagraria, Crepis paludosa, Geum rivale, Cirsium oleraceum<br />

und Phalaris arund<strong>in</strong>acea sowie Humulus lupulus. Die Oberfläche des Mergels steigt vom<br />

Standort 3 ausgehend zunehmend an. Wie bei Standort 5 ist e<strong>in</strong> hoher Schluffanteil im Substrat<br />

kennzeichnend. Der Stauwassere<strong>in</strong>fluss nimmt gegenüber Standort 3 erheblich zu.<br />

Tab. 5: Kennzeichnung des Standorts 4<br />

Relief Ebene <strong>in</strong> Senkenlage<br />

Humusform Anmoor/nasser Mull<br />

Humusgehalt des Aa anmoorig<br />

Trophiestufe reich<br />

Wasserstufe langzeitig stauwasserbeherrscht, starker Zulauf<br />

Zustandsvegetation =<br />

Stammvegetation<br />

SPANGENBERG: Flattergras-Erlen-Eschenwald (Milio-Frax<strong>in</strong>etum)<br />

SEA 95: Iris-Lungenkraut-Eschenwald oder Rohrglanzgras-B<strong>in</strong>gelkraut-Erlen-<br />

Eschenwald<br />

Substrattyp SEA 95: lehmunterlagerter Antorf<br />

KA 4: flacher Antorf über Moränenkalklehm<br />

Bodentyp SEA 95: Anmoorstaugley<br />

KA 4: Anmoor-Pseudogley-Gley (Amphigley)<br />

Bodenform SEA 95: lehmunterlagerter Antorf-Anmoorstaugley<br />

KA 4: Anmoor-Pseudogley-Gley aus flachem Antorf über Moränenkalklehm<br />

Hori-<br />

zont<br />

pH<br />

Glüh-<br />

verlust<br />

C-<br />

Anteil<br />

Gesamt-<br />

N<br />

C/N CaCO3 Farbe<br />

[CaCl2] [%] [%] [%] [%] [Munsell Soil Color Charts]<br />

O n.g. 43,28 11,98 0,84 14 n.g. n.g.<br />

Aa 7,36 19,24 8,90 0,74 12 0 10 YR 2/1 schwarz<br />

Go-Sw 7,35 n.g. n.g. n.g. n.g. 2,71 2,5 Y 6/6-5 oliv-gelb; 2,5 Y 6/3 leicht gelb-braun<br />

Gr-Sd 7,80 n.g. n.g. n.g. n.g. 10,67 5 Y 5/2 oliv-grau<br />

ab 40 cm Carbonate, ab 117 cm Grundwasser<br />

Wiederum haben wir e<strong>in</strong> zweischichtiges Bodenprofil vor uns (Abb. 6). Der Geschiebemergel<br />

zeichnet sich durch e<strong>in</strong>en hohen Schluffanteil aus. Infolge langzeitiger Stauwirkung entstand<br />

<strong>die</strong> Nasshumusform Anmoor.<br />

Nachfolgend werden <strong>die</strong> E<strong>in</strong>zelstandorte <strong>in</strong> das System der geographischen Dimensionsstufen<br />

e<strong>in</strong>geordnet (Tab. 6): An den betrachteten Standorten 1 – 5 wurde e<strong>in</strong>e mehr oder wenige<br />

komplexe geoökologische Standortanalyse der landschaftlichen Vertikalstruktur demonstriert<br />

und zugleich Aspekte ihres zeitlichen Verhaltens und ihrer Dynamik diskutiert. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

s<strong>in</strong>d zeitliche Veränderlichkeit und Schwankungsverhalten erst über längerfristige<br />

Prozesserkundung, z.B. zum Bodenfeuchtegang oder zum Geländeklimaverhalten genau<br />

def<strong>in</strong>ierbar. Bei enger Fassung repräsentieren <strong>die</strong> demonstrierten Inhalte unterschiedliche<br />

landschaftsökologische Typen („Geo[öko]typen“, früher: „Geokomplexformen“).<br />

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