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Landschaftsökologische Exkursionen in die Greifswalder Umgebung

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<strong>Greifswalder</strong> Geographische Arbeiten 30 35-42 Greifswald 2003<br />

Das Kieshofer Moor bei Greifswald<br />

LEBERECHT JESCHKE<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Das Kieshofer Moor, vor den Toren Greifswalds gelegen, ist e<strong>in</strong>er der am besten erforschten<br />

nährstoffarm-sauren Moorkomplexe des südlichen Ostseeraumes (RABBOW 1927, LEICK 1927<br />

u.a.; e<strong>in</strong>e zusammenfassende Darstellung liegt von LANGE 1994 vor). Zur <strong>Greifswalder</strong> Universitätsforst<br />

gehörig, wurde es bereits 1922 zum Naturschutzgebiet erklärt. Es zählt mit zu<br />

den relativ spektakulären Beispielen e<strong>in</strong>er gelungenen Moorrevitalisierung.<br />

2 Naturräumliche Situation, Genese und Hydrologie<br />

Das Kieshofer Moor mit e<strong>in</strong>er ursprünglichen Gesamtfläche von etwa 40 ha wird als e<strong>in</strong>stiges<br />

B<strong>in</strong>nenentwässerungsgebiet aus e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zugsgebiet von ca. 110 ha gespeist. Es hat sich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er etwa 10 m tiefen, ursprünglich abflusslosen Depression am Rande e<strong>in</strong>er schwach<br />

ausgeprägten Satzendmoräne oder e<strong>in</strong>es Kames-Zuges <strong>in</strong> der südlichen Umrahmung des<br />

<strong>Greifswalder</strong> Boddens zunächst als e<strong>in</strong> Kesselsee mit der Ablagerung von Schluffmudden<br />

und später von Lebermudden entwickelt. Nach der schnellen Verlandung (Schw<strong>in</strong>gmoorbildung)<br />

- beg<strong>in</strong>nend im Subboreal - wuchs das Verlandungsmoor als Kesselmoor weiter. Das<br />

oligotrophe bis mesotroph sauere Moor war <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Zustand weitgehend wald- und<br />

baumfrei - bis auf Erlenbruchwälder an der Grenze zum M<strong>in</strong>eralboden und e<strong>in</strong>em durch<br />

Zulaufwasser aus dem südlichen E<strong>in</strong>zugsgebiet ernährten eher sauer-mesotrophen Moorbereich.<br />

E<strong>in</strong>en Profilschnitt zum Verständnis des Aufbaus des Moorkörpers zeigt <strong>die</strong> Abbildung<br />

1. Auf Grund der oligotrophen Bed<strong>in</strong>gungen im Moorzentrum wurde es bislang als<br />

Regenmoor charakterisiert (PRECKER 1999).<br />

3 Nutzungsgeschichte<br />

Wie der Schwedischen Matrikelkarte (1695) und späterer Flurkarten zu entnehmen ist, wurde<br />

das Moor Jahrhunderte lang als Viehweide genutzt (Abb. 2). Die Anlage von Entwässerungsgräben<br />

nach 1818 und deren Anschluss an e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den <strong>Greifswalder</strong> Bodden entwässernden<br />

Vorfluter <strong>die</strong>nte der Erschließung des Moores zum Zwecke der Austorfung. Die<br />

Torfgew<strong>in</strong>nung erstreckte sich im wesentlichen auf den nördlichen Standmoorbereich und<br />

wurde bereits um 1850 wieder e<strong>in</strong>gestellt (LEICK 1927). Bereits sehr viel früher s<strong>in</strong>d im südlichen<br />

Standmoorbereich bäuerliche Torfstiche angelegt worden, <strong>die</strong> heute nur noch andeutungsweise<br />

an der Vegetation zu erkennen s<strong>in</strong>d. Nach Anlage der Entwässerungsgräben<br />

bewaldete sich das Moor vollständig. Dabei ergab sich e<strong>in</strong>e auffällige Differenzierung zwischen<br />

den (alten) Standmoorbereichen und den (jüngeren) ehemaligen Schw<strong>in</strong>gmoortorfkörpern.<br />

Auf den Standmoorbereichen stockten Erlenwälder oder Eichen-Birkenwälder, auf<br />

dem ehemaligen Schw<strong>in</strong>gmoortorfkörper e<strong>in</strong> Sumpfporst-Kiefern-Wald, im Süden mit Übergängen<br />

zum Rauschbeer-Birkenmoorwald (Abb. 3). Infolge von tiefgreifenden Meliorationsmaßnahmen<br />

im E<strong>in</strong>zugsgebiet des Moores konnte <strong>in</strong> den 60er und 70er Jahren e<strong>in</strong>e fortschreitende<br />

Austrocknung festgestellt werden. Der Sumpfporst-Kiefernwald wurde von e<strong>in</strong>em<br />

Blaubeer-Birkenwald abgelöst.<br />

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